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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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Key Bridge. Nach rund zwanzig Minuten bog es in den Vorhof eines großen, hässlichen modernen Hotels namens Blackstone Park Motor Lodge ein.
    »Fahren Sie weiter«, sagte Bond. Einen Block weiter rief er: »Stopp!«
    Das Taxi hielt am Straßenrand unter einer großen Reklametafel, die für Kool-Zigaretten warb. Bond beobachtete durch die Heckscheibe, wie Blessing ihren Fahrer bezahlte, während ein Page ihren Koffer an sich nahm. Das also war ihr Unterschlupf. Sie war wirklich gewitzt: Da sie davon ausgehen musste, dass ihre Tarnung aufgeflogen war, tauchte sie auf der Stelle unter. Bond atmete auf. Nun wusste er, wo sie zu finden war. Als Erstes würde sie ihr Zimmer beziehen und reihum telefonieren, um die anderen zu warnen. Im Ameisenbau würde es bald drunter und drüber gehen.

5. Suite 5K
    Bond brachte den restlichen Nachmittag in seinem Büro im Alcazar zu und beobachtete das Kommen und Gehen auf der Milford Plaza. Von den üblichen Verdächtigen ließ sich keiner blicken, aber das bekümmerte ihn nicht weiter. Nach Einbruch der Dunkelheit fuhr er ins Fairview zurück, steckte ein Kissen und eine Flasche Bourbon in seinen Koffer und stieg wieder ins Auto. Er steuerte den Mustang in Richtung Westen über den Potomac zur Blackstone Park Motor Lodge, suchte sich einen Parkplatz und begab sich mit dem Koffer zur Rezeption. Aus dem Fairview war er ganz bewusst nicht ausgecheckt – manchmal war es besser, in einer Stadt zwei Hotelzimmer zu haben.
    Man wies ihm ein geräumiges Doppelzimmer im Hauptgebäude zu. Die Blackstone Park Lodge war keine üble Absteige, nur ziemlich abgewohnt. Die Baumwolllaken waren frisch gewaschen, doch der Teppich war fadenscheinig und die Wandfarbe war fleckig und blätterte ab. Die Klimaanlage funktionierte, aber ihr Summen war eine Spur zu laut. Das WC war mit einer Zellophanhülle und der Zahnputzbecher mit einer kleinen Papphaube versehen, doch der Rasierspiegel war gesprungen und die Duschtasse durchgescheuert. Anonym, groß, funktional – das ideale Versteck.
    Bond ging wieder zur Rezeption und steckte dem Pagen zehn Dollar zu.
    »Das muss unter uns bleiben«, sagte Bond. »Ich glaube, meine Frau ist unter einem falschen Namen hier abgestiegen.«
    »Und das heißt?«
    »Ich hab’s gleich spitzgekriegt.« Bond machte ein erbittertes Gesicht. »O ja – sie weiß aber nicht, dass ich’s weiß.«
    Laut Plastikbutton, den der Page über der Brusttasche trug, war sein Name Delmont. Seine Akne war er beinah los, aber sie hatte so viele kleine Dellen hinterlassen, dass seine Haut an einen Golfball erinnerte. Der dürre Schnurrbart, den er zu züchten versuchte, machte ihn nicht ansehnlicher, doch er ließ sich auf die männliche Kameradschaft ein, die Bond ihm anbot, und sie wechselten ein paar Worte über die Heimtücke schöner Frauen, wie zwei Männer von Welt.
    »Sie ist farbig«, erklärte Bond. »Aber hellhäutig. Sehr sexy, und sie trägt eine Art Afro.«
    »Wir haben hier zweihundert Zimmer, Sir, aber ich will mich gern umhören. Eine heiße Schnecke wie die ist meinen Kollegen bestimmt aufgefallen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ich brauche nur ihre Zimmernummer«, sagte Bond. »Dafür bekommen Sie fünf Dollar. Ich kümmere mich um alles andere.« Er lächelte. »Mein Name ist Fitzjohn, Zimmer 325.«
    Bond ging in sein Zimmer zurück und schenkte sich zwei Finger breit Bourbon aus der Flasche ein, die er mitgebracht hatte. Dann machte er den Fernseher an, um sich die Wartezeit zu verkürzen, bis Delmont sich meldete. Er sah sich ein Baseballspiel an – die Senators gegen die Royals – , ohne es richtig nachzuvollziehen. Dagegen erschien ihm Cricket geradezu aufregend. Zehn Minuten später klopfte Delmont an die Tür.
    »Sie ist in der Suite 5K im neuen Anbau hinter dem Parkplatz«, sagte Delmont und stopfte Bonds Fünf-Dollar-Schein in eine kleine Seitentasche. »Und sie hat für zwei Wochen im Voraus bezahlt – sieht nicht so aus, als ob sie bald nach Hause kommt.« Er zeigte sich voller Mitgefühl für Mr Fitzjohn und erklärte sich bereit, ihm jederzeit zu Diensten zu sein. Einfach beim Empfang anrufen und nach Delmont fragen.
    »Tausend Dank«, sagte Bond aus vollem Herzen. Das Leben wurde zusehends spannender.
    Bond stand im Morgengrauen auf und fuhr in die Stadt zurück. Unterwegs machte er Halt in einem Diner, um Rührei mit Speck und die heiße braune Flüssigkeit, die in diesem Land als Kaffee durchging, zu sich zu nehmen. Danach bezog er, mit dem

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