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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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erzählen«, sagte Bond. »Meinst du nicht?«
    »Was möchtest du trinken?«, fragte sie und ging zum Telefon.
    Er nahm ihr den Hörer aus der Hand.
    »Lass mich das machen. Ist dir Bourbon recht?«
    Er bestellte eine Flasche Jim Beam, zwei Gläser, einen Kübel Eis und eine Karaffe stilles Wasser. Dann bat er darum, die Rechnung auf sein Zimmer zu setzen – Mr Fitzjohn.
    »Du wohnst hier?«, fragte Blessing erstaunt. »Weiß Brig Leiter Bescheid?«
    »Bisher nicht. Ich wollte ein bisschen mit dir allein sein.« Bond lächelte. »Deine neue Frisur gefällt mir.«
    »Danke, der Herr.«
    Der Bourbon wurde gebracht, und Bond machte ihnen beiden einen starken Drink. Sie stießen miteinander an, dann rollte sich Blessing auf dem Sofa zusammen. Bond nahm ihr gegenüber in einem Sessel Platz.
    »Mal sehen, was ich mir zusammenreimen kann«, sagte Bond. »Zunächst einmal: Du wurdest gar nicht in Cambridge vom MI6 rekrutiert, sondern von der CIA in Harvard. Vielleicht haben sie dir sogar die Promotion finanziert, zwecks besserer Tarnung.«
    »Schon ziemlich warm«, sagte Blessing.
    Bond lächelte und fuhr fort.
    »Nach deiner Ausbildung wurdest du dann nach Zanzarim entsandt und hast einen Job bei Edward Ogilvy-Grant, dem britischen Stationsleiter, ergattert.« Bond trank einen Schluck Bourbon. »Ich hätte dich vom Fleck weg engagiert. Mit diesen Qualifikationen? Du bist halb Lowele, sprichst die Sprache, deine Familie lebt in Sinsikrou. Perfekt. Ich glaube kaum, dass dein Vater ein schottischer Ingenieur war.«
    »Noch wärmer.«
    Bond stand auf, steckte sich eine Zigarette an und lief im Zimmer auf und ab.
    »Aus irgendeinem Grund wollte die CIA in Erfahrung bringen, was die Briten in Zanzarim vorhatten, und du warst ihre Informantin. Den Verbündeten ausspionieren – das tun wir doch alle.« Bond lächelte spröde. »Also hast du ihnen von meinem Kommen berichtet und dass ich nach Dahum eingeschleust werden sollte. Und dann?«
    Blessing beugte sich vor, um ihre Zigarettenschachtel vom Tisch zu nehmen. Bond konnte ihr in den Ausschnitt sehen und stellte fest, dass sie wieder keinen BH trug.
    »Ich sollte dir im Grunde gar nichts erzählen«, sagte Blessing.
    »Dann wird es mir Felix Leiter erzählen, sobald er hier ist. Du kannst es mir also ruhig sagen.«
    Sie seufzte und zündete ihre Zigarette an. »Ich vermisse die Tuskers. Lucky Strike kann da nicht mithalten.«
    »Ich nehme an, die CIA hat dir befohlen, mich zu begleiten.«
    »Ja. Die Gelegenheit war ideal. Ich sollte Kontakt zu Brigadegeneral Adeka aufnehmen – ihm Asyl in den USA anbieten. Ein sicheres Dach über dem Kopf, Geld. Es war schon abzusehen, dass der Krieg bald enden und er eine Anlaufstelle brauchen würde.«
    »Warum dieses Interesse an Adeka?«
    »Keine Ahnung.«
    Bond sah sie skeptisch an.
    »Im Ernst. Ich sollte Adeka nur dieses Angebot unterbreiten. Und zwar möglichst glaubhaft.«
    Bond schenkte sich noch einen Drink ein. Blessing wollte nichts mehr.
    »Also hast du diese Büroattrappe hergerichtet und mich abgefangen.«
    »Das war nicht schwer. Ich war die Sekretärin von Ogilvy-Grant. Ich habe ihm gesagt, dass du eine Woche später eintriffst als tatsächlich vorgesehen. Dann habe ich mich ums Büro gekümmert und Christmas gebrieft. Dir die neue Adresse zukommen lassen. Ed Ogilvy-Grant angerufen und mich krank gemeldet.«
    »Ich bin darauf hereingefallen«, erinnerte sich Bond. »Das Annigoni-Porträt von der Queen war ein Geniestreich.« Er hielt kurz inne. »Hat man dir auch befohlen, mich zu verführen?«
    »Nein. Darauf bin ich von allein gekommen.«
    »Wusstest du, dass Kobus Breed uns überfallen würde?«
    »Nein. Ich hatte wirklich vor, mit dir ins Boot zu steigen und das Delta zu überqueren. Kojo, der Fischer, konnte kein Englisch. Du hättest so oder so einen Dolmetscher gebraucht. Doch dann tauchte Breed auf.« Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. »Das hat mich aus dem Konzept gebracht … «
    »Das heißt, als du mitten im Feuergefecht davongerannt bist, wolltest du es allein durchziehen?«
    »Ja – damals schien es das einzig Richtige zu sein, in dem ganzen Chaos.«
    »Und dieser Schrei – warst du das?«
    »Ich habe keinen Schrei gehört. Nur Geschützfeuer, Gebrüll, Explosionen. Ich habe mich so schnell wie möglich ins Dickicht verkrochen. Die Soldaten sind direkt an mir vorbeigelaufen. Bei Sonnenaufgang war alles still. Dann bin ich ein paar Tage im Wald herumgeirrt – ich habe einfach nicht hinausgefunden.

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