Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)
Ich habe Urlaub. Zur Genesung. Jemand hat mir in die Brust geschossen.«
»Ich sollte mich wohl bei dir entschuldigen«, sagte Blessing. Als sie nach ihrem Glas griff, klaffte ihr Morgenmantel kurz auf. Sie raffte ihn zusammen.
Bond trank einen großen Schluck Bourbon. Er dachte an ihre gemeinsame Nacht, damals im Rasthaus von Lokomeji.
»Ich sollte jetzt besser gehen.« Bond wünschte, seine Stimme hätte nicht ganz so heiser geklungen.
»Erst, wenn ich mich entschuldigt habe«, sagte sie und stand auf. Dabei löste sie den Gürtel ihres Morgenmantels und ließ ihn von ihren Schultern zu Boden gleiten.
Blessing erlaubte Bond, sie einen Augenblick zu betrachten, bevor sie sich nach ihrem Morgenmantel bückte und ihn ins Schlafzimmer trug. Bond folgte ihr. Sie hängte den Morgenmantel an den Türhaken und strahlte Bond an.
»Tut mir leid, dass ich auf dich geschossen habe«, sagte sie und schlüpfte ins Bett. »Ich habe es aber nur getan, um dir das Leben zu retten.«
Bond legte die Krawatte ab und knöpfte sein Hemd auf.
8. Chelsea
Bond und Blessing liebten sich, bestellten dann beim Zimmerservice zwei Omeletts mit Pommes frites und eine Flasche Champagner, und als sie genug getrunken und gegessen hatten, liebten sie sich aufs Neue. Blessing zeigte sich fordernd und unersättlich, sie gab Bond präzise Anweisungen und übernahm selbst die Initiative, wälzte ihn auf den Rücken und setzte sich rittlings auf ihn. Dann stützte sie sich mit beiden Händen fest auf seine Brust, während sie hin- und herschaukelte. Bond fügte sich ihren Wünschen, genoss ihre Schönheit, ihre geschmeidige Jugend.
Als sie später eng umschlungen dalagen, erzählte ihm Blessing, dass sie seit jener Nacht, als Kobus Breed sie beide entführt hatte, mit keinem anderen Mann zusammen gewesen war.
»Ich habe oft an dich gedacht«, sagte sie. »Und als ich dich im Restaurant sah, tat mein Herz einen Sprung … « Blessing lachte leise. »Meine erste Reaktion war Freude – nicht Angst. Was hat das wohl zu bedeuten?«
»Dass du noch eine Menge zu lernen hast«, sagte Bond.
Sie knuffte ihn in die Schulter und gab ihm einen Kuss.
»Dann bring es mir bei«, sagte Blessing.
Nach Mitternacht schlich Bond aus ihrem Zimmer. Zuvor hatte sie ihm noch alle wichtigen Details über den Africa KIN -Flug und das Haus in Orange County genannt. Er hatte sich unterdessen angezogen und Blessing, die nackt und schläfrig inmitten der zerwühlten Laken lag, ein letztes Mal geküsst und gestreichelt.
»Wir sollten uns wohl eine Weile nicht wiedersehen«, sagte er. »Bis diese Sache ausgestanden ist.«
»Ich weiß, was ich dann tun werde«, sagte Blessing. »Ich lasse mich nach London versetzen.« Sie richtete sich auf und legte die Arme um seinen Hals. »Das wäre vielleicht ein Spaß, nicht wahr, James? Du und ich in London. Wo wohnst du überhaupt?«
»Du weißt, wo ich wohne.«
»Nein.«
»Chelsea.«
»Du und ich in Chelsea … « Blessing sank in die Kissen zurück. »Stell dir das mal vor, James … «
Bond hätte sich am liebsten die Kleider vom Leib gerissen und wieder zu ihr gelegt.
»In der Vorstellung ist alles möglich«, sagte er, küsste sie rasch auf den Mund und ging, bevor seine Entschlossenheit wieder schwand.
Als Bond vom Anbau zum Hauptgebäude zurücklief, hielt er plötzlich inne und zog sich, einer Art sechstem Sinn gehorchend, in den Schatten eines Eingangs zurück. Er blickte sich um. Der Parkplatz war fast voll, die Autos, eine schlafende mechanische Herde auf einer großen Koppel, schimmerten taubenetzt im Licht der Bogenlampen. Nichts rührte sich, niemand war zu sehen. Bond wartete noch ein paar Minuten ab, ohne etwas Beunruhigendes zu entdecken. Dann betrat er das Motel durch die Hintertür, winkte dem Nachtportier und fuhr mit dem Lift zu seinem Zimmer hoch. Er bestellte einen Weckruf für fünf Uhr, schlief ein paar Stunden, duschte und rasierte sich und ging kurz vor Sonnenaufgang in die Lobby hinunter. Dort bat er den verschlafenen Portier, ihm ein Taxi zu rufen. Eine halbe Stunde später frühstückte er im Speisesaal des Fairview.
Nach dem Frühstück fuhr Bond mit dem Taxi zur BOAC -Agentur an der Pennsylvania Avenue und ließ sich seinen Rückflug nach London am folgenden Abend bestätigen. Nun war er erst recht froh, dass er erste Klasse gebucht hatte – so würde er den Flug bis zur allerletzten Minute problemlos umbuchen können und müsste selbst bei einem No-Show keine Gebühren entrichten, solange
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