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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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dass alle gehfähigen Kinder eine Art Uniform trugen: Baseballkappe, hellblauer Overall und ein hübscher kleiner Rucksack – allesamt mit dem Africa KIN -Logo. Karitative Arbeit und altruistischer Gemeinsinn gingen also Hand in Hand mit einer ausgetüftelten PR .
    Binnen kürzester Zeit wurden die Kinder in die Krankenwagen verfrachtet, die mit Blaulicht ein Tor im Begrenzungszaun passierten. Bond eilte zum Auto zurück und fuhr durch den Seiteneingang, gerade noch rechtzeitig, um den letzten Krankenwagen des kleinen Konvois auf die Autobahn abbiegen zu sehen, die Richtung Westen nach Orange County führte. Zwei Motorradpolizisten wiesen den Weg. Bond drosselte das Tempo und ließ sich von einigen Autos überholen – es würde nicht schwer sein, die Verfolgung aufrechtzuerhalten.
    Nach zwanzig Minuten fuhren die Krankenwagen von der Autobahn ab. Straße und Umgebung wurden nun deutlich ländlicher. Kaum vorstellbar, dass Washington nur eine knappe Autostunde entfernt war. Immer weniger Häuser säumten die Straße, stattdessen gab es Weiden mit grasenden Pferden, Wäldchen voller Ulmen, Eschen und Walnussbäumen und eine sich sanft wellende Landschaft mit Tälern und Bächen und grünen Hügelketten. Es war das Landleben in seiner zivilisiertesten Form.
    Nachdem sie ein Dörfchen namens Jackson Point durchquert hatten, rauschten die Krankenwagen durch ein Tor, das von zwei Pförtnerhäuschen flankiert wurde, in die Auffahrt von Rowanoak Hall, dem neuen, höchst feudalen Hauptquartier von Africa KIN Inc. Hier wurden die Kinder nicht nur mit Nahrung und Medikamenten versorgt, sondern auch untersucht und je nach Verletzung oder Krankheit an das entsprechende Krankenhaus im Umland überwiesen. Blessing hatte ihm erzählt, wie groß das Spektrum war: Waisenkinder, unterernährte Kinder, chronisch leidende Kinder, Kinder, die durch Landminen oder infolge ethnischer Säuberungsaktionen verletzt worden waren – sie wurden alle in Sicherheit gebracht, hier in den USA , und dafür wurden keine Kosten gescheut. Afrikanische Solidarität, auffallend gut organisiert und von den hiesigen Behörden nach Kräften unterstützt. Aber was verbarg sich dahinter?
    Bond fuhr langsam über den Feldweg, der am drei Meter hohen Ziegelwall des Landguts entlangführte. Das Haus stand in einem dichtbewaldeten Park, den man hundert Jahre zuvor umsichtig mit Roten Maulbeeren, Fichten, Pyramidenpappeln und Hickorys bepflanzt hatte. Soweit Bond erkennen konnte, war der Wall nicht zusätzlich mit Stacheldraht oder einer Alarmanlage gesichert. Er stellte den Wagen am schlammigen Wegrand ab und kletterte auf eine Gelbbuche, um bessere Sicht auf das Haus zu bekommen.
    Bond stellte den Feldstecher ein und erblickte ein großes und ziemlich scheußliches Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert, in einem völlig überzogenen neogotischen Stil gehalten. Da wimmelte es nur so von Zinnen, Spitztürmchen und Strebepfeilern, Ornamenten und anderem Schnörkel. Auf dem breiten, geschwungenen Kiesweg vor der Toreinfahrt standen die drei Krankenwagen. Und nun kamen weitere hinzu, von den Krankenhäusern entsandt, die mit Africa KIN kooperierten. Eine Stunde später fuhren sie geschlossen wieder los, um die Kinder wegzubringen. Bond fragte sich, wie viel Personal noch im Haus war. Ab und zu stiefelten kraftstrotzende Männer mit schwarzen Windjacken und Walkie-Talkies über den Rasen und verschwanden wieder. Darüber hinaus gab es nichts, was auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen hindeutete. Sie mussten wahrscheinlich diskret gehandhabt werden – da es sich bei Africa KIN doch um eine Wohltätigkeitsorganisation handelte. Ob Gabriel Adeka sich im Haus aufhielt? Und Kobus Breed? Bond nahm an, dass Breed sich stets in Adekas Nähe befand. Nach allem, was er gesehen hatte, waren weder Blessing noch Denga dem Konvoi gefolgt.
    Etwas steif kletterte Bond von seinem Aussichtspunkt herunter. Es wurde Abend, und der Himmel verdunkelte sich, als er zum Haupteingang fuhr und einen dichtbelaubten Nebenweg entdeckte, wo er unbemerkt halten und zugleich das Tor im Auge behalten konnte. Er beobachtete, wie nach Arbeitsschluss eine kleine Prozession von Privatautos das Grundstück verließ, in manchen erblickte er Krankenschwestern. Eines der Pförtnerhäuschen war mit einem Mann besetzt, der immer wieder auftauchte, um das Tor zu öffnen und zu schließen. Ab und zu wechselte er auch ein paar freundliche Worte mit den Autoinsassen.
    Als keine Autos mehr auftauchten, ging Bond davon

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