SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
beschweren, denn wir kommen gut voran.
Der Wind weht mit 25 Knoten. Weil er fast genau von hinten kommt, rollt und surft ELLA’S PINK LADY ein wenig unsanft über die Wellen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis wir zurück in den Vierziger-Breitengraden sind und die Temperaturen noch ein bisschen weiter fallen. Es sieht so aus, als seien meine hübschen sonnigen Ferien im Atlantik beendet. Aber auf der anderen Seite sehen wir hoffentlich wieder einige Albatrosse.
Gestern Nacht hat uns wieder ein Schiff passiert. Das hört wohl nie auf … Es kam uns ziemlich nah, aber die Besatzung war sehr freundlich. Als ich ihnen über Funk mitteilte, dass ich etwas beunruhigt darüber war, wie nah wir aneinander vorbeifahren würden, haben sie sofort einen Kurswechsel angeboten, um uns etwas mehr Raum zu geben.
Was ich gestern vergessen habe, ist, euch einen Überblick über die Proviantlage zu geben. Abgesehen von den paar Tragödien mit den Pringles und der Tomatensoße sieht es insgesamt recht gut aus. Ich esse etwas weniger, als meine Mutter geplant hatte. Deswegen gibt es in fast jeder Provianttasche noch Reste. Ich kann mir jeweils meine Lieblingsgerichte aussuchen und die nicht so leckeren Sachen liegen lassen. Zuerst wähle ich immer die getrockneten Früchte, Schokolade, Pasta, Kuchen aus der Konserve, gemischtes chinesisches Gemüse und Thunfisch. Unter den Resten finden sich nach zwei Wochen meist Cracker, Bananenchips, getrocknete Erbsen und Dosenbohnen. Jetzthabt ihr einen Eindruck davon, was ich gern mag und was nicht. Um es kurz zu machen: Ich werde mit so viel Proviant wiederkommen, dass ich eine kleine Armee damit ernähren kann!
Bis wir das Kap der Guten Hoffnung in einiger Entfernung südlich passieren können, sind es noch etwa 600 Seemeilen. Das war’s für heute.
Wenn ich nach so langer Zeit Schiffe sah, schienen sie es mir jedes Mal wert, etwas Schlaf zu opfern, um auf sie zu warten und sie dann sicher zu passieren. Ich habe sie oft über Funk gerufen, um sicherzustellen, dass sie unsere Position im Blick hatten. Die Kollision am Anfang hat mich in der Nähe von Schiffen sehr vorsichtig werden lassen. Vielleicht auch übervorsichtig.
Die Wachhabenden klangen stets sehr überrascht, wenn sie meine Kleinmädchenstimme über Funk gehört hatten. Ich bat sie dann höflich, ihren Kurs zu wechseln, und es schien ihnen nie etwas auszumachen.
Fünfter Abschnitt:
Rund Südafrika
Sonntag, 21. Februar 2010
Schnell unterwegs!
In den letzten Tagen waren wir schnell unterwegs. Es sind nur noch 250 Seemeilen, bis wir das Kap der Guten Hoffnung mit reichlich Abstand nach Süden passieren!
ELLA’S PINK LADY ist die Wellen in Windgeschwindigkeiten um 25 Knoten rasant heruntergesurft. Trotz der nassen und nieseligen Bedingungen habe ich viel Zeit an Deck verbracht und uns beim Fliegen übers Meer zugeschaut.
Ich hatte Parker gestern eine kleine Pause verordnet und die Pinne stattdessen selbst in die Hand genommen. Ein Genuss! Es versetzt mir immer noch einen Kick, wenn wir abheben und eine Welle heruntersurfen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich der Anblick von Wellen und Vögeln jemals langweilen wird!
Jessica Watsons Video-Tagebuch – Tag 127
JW Video diary Day 127-2.mp4
Montag, 22. Februar 2010
Das Kap naht, und warum ich um die Welt segle
Ich beginne mit den guten Nachrichten. Oder sollte ich lieber sagen, den besten Nachrichten? Denn es gibt heute gar keine schlechten Nachrichten. Es sind noch 120 Seemeilen, bis wir mit einigem Abstand Kap Agulhas passieren (bislang habe ich immer vom Kap der Guten Hoffnung gesprochen, doch der wirklich südlichste Punkt Afrikas ist Kap Agulhas). Ich werde also ganz offiziell ein weiteres Kap abhaken können!
Der Wind hat heute ein wenig nachgelassen und mit ihm auch ELLA’S PINK LADY s gute Geschwindigkeit. Aber wir kommen immer noch gut voran, und es ist zum ersten Mal seit einer Woche warm und sonnig.Nach langer Zeit mit Nieselregen, Nebel und dem ewig grauen Himmel fühlte sich der Sonnenschein himmlisch an. Wir profitieren gerade von einem Hochdrucksystem über uns, und es sieht so aus, als lägen noch einige ruhige Segeltage vor uns. Drückt die Daumen, dass sie nicht zu ruhig werden!
Aber egal. Ich habe mir während des Steuerns im Sonnenschein an Deck einige Gedanken gemacht (ich weiß, das ist immer gefährlich!). Wir haben die Welt nun zur Hälfte umrundet, und es erscheint mir ein guter Zeitpunkt, darüber nachzudenken, was
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