SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Zickzack-Kurs entlangwandern.
Sechster Abschnitt:
Im Südpolarmeer und nach Hause
Dienstag, 2. März 2010
Die Zeit vergeht wie im Flug, und wir laufen nach Norden
Die Zeit vergeht im Moment auf sehr seltsame Art: Sie scheint in größeren Brocken vorbeizufliegen, um sich dann wieder in die Länge zu ziehen. Aber ob schnell oder langsam, ich genieße immer noch jede Minute! Momentan herrschen perfekte Segelbedingungen mit 20 Knoten Wind und Sonnenschein. Das Leben an Bord ist wie immer. Es sind weiter die kleinen Dinge, die mich glücklich machen. So sehr ich mich darauf freue, so sehr wird meine Heimkehr vermutlich ein Schock sein, weil ich hier draußen in meinem ganz eigenen Rhythmus lebe.
Inzwischen ist noch etwas Aufregendes passiert (zumindest meiner Meinung nach!). Wir sind endlich auf die Karte des Indischen Ozeans gesegelt, auf deren äußerster Ecke Australien zu sehen ist. Es sieht so schrecklich weit entfernt aus! Und gleichzeitig scheint es so nah. Auf unserem Weg in den unteren Teil des Indischen Ozeans werden wir eine überraschend große Anzahl Inseln passieren. Ich hatte keine Ahnung, dass es da unten mehr als nur die endlosen Wellen geben würde.
Ich mache Schluss, um ein paar Dinge umzustauen und etwas aufzuräumen. Wie immer sieht die Kajüte nach einigen schönen Segeltagen etwas wild aus. Aber eine leicht bedrohliche Wettervorhersage ist ein wesentlich effektiveres Aufräumsignal, als es meine Mutter je geben könnte!
Freitag, 5. März 2010
Kleinigkeiten des Alltags
In den letzten paar Tagen hatten wir von allem etwas. Das Wetter hatte sich gar nicht so schlimm entwickelt, aber es wurde doch für eine Weile ungemütlich, als ELLA’S PINK LADY in hohen Wellen (etwa fünf Meter oder etwas mehr) auf Raumschots-Kurs segelte. Jetzt ist wieder alles ruhig, sonnig, und wir bewegen uns langsamer, aber auch mühevoller.
Es klingt vielleicht etwas merkwürdig, und die meisten Menschen denken, es wäre genau andersherum, aber leichte Winde bedeuten für Segler oft mehr Arbeit. Wenn die Winde flau sind, dann sind sie oft auch sehr drehend. Dadurch ergeben sich viele Kurswechsel, die wiederum kontinuierlichen Segeltrimm erfordern, der das Boot vorantreibt. Wenn schweres Wetter herrscht, dann segelt ELLA’S PINK LADY einfach nur kraftvoll voran und braucht meine Aufmerksamkeit kaum. Wenn die Bedingungen aber schwierig und schaukelig sind, dann verwandeln sich die kleinsten Aufgaben an Bord in millionenfach schwierigere Herausforderungen. Oft kuschle ich mich dann zwischen den wirklich unaufschiebbaren Pflichten (wie essen!) lieber in meinen Schlafsack und lese ein Buch. Schon das simple Öffnen einer Dose kann dazu führen, das sich der Inhalt über den gesamten Fußboden ergießt. Deswegen finde ich es oftmals am besten, einfach nur irgendwo sicher zu sitzen und so wenig wie möglich zu tun!
Da es momentan gerade nichts Besonderes oder Aufregendes zu berichten gibt, wollte ich euch eigentlich ein wenig detaillierter von meinem Bordalltag erzählen. Doch je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger gut schien mir die Idee. Denn es gibt gar keine richtige Bordroutine zu beschreiben. Abgesehen von einigen Ausnahmen wie den täglich vereinbarten Telefonaten, gibt es keine gleich bleibenden Gewohnheiten in meinem Leben auf See. Merkwürdige Schlafgewohnheiten, komische Launen, essen, wenn der Hunger kommt, und vor allem das wechselhafte Wetter führen dazu, dass kein Tag hier draußen einem anderen gleicht.
An manchen Tagen bin ich total motiviert und kümmere mich voller Energie um Wartung und Pflege der Ausrüstung. An anderen schaue ich kaum von dem Buch auf, das ich gerade lese. Manchmal bin ich sehr gesprächig, führe eine Menge Telefonate und verbringe viel Zeit mit dem Versenden von E-Mails. Dann gibt es wieder Phasen, in denen kaum jemand von mir hört. An einem Tag schlafe ich viel, am nächsten so gut wie gar nicht. Manchmal habe ich Lust zum Kochen, manchmalüberlebe ich nur mit Dosensuppen und Keksen. Nicht einmal täglich in mein Tagebuch schreibe ich! Alle paar Tage dann hole ich das nach und schreibe ganze Romane. Ihr dürft mich ruhig ein wenig sprunghaft nennen! Vor allem aber hat das Wetter das letzte Wort und Vorrang vor allen anderen Dingen.
Das war also die Beschreibung meiner Tage. Ich bin immer noch bester Dinge und liebe mein Leben hier draußen. Gestern habe ich mir selbst zu heftigem Heimweh und Sehnsucht nach festem Boden unter den Füßen verholfen, weil ich
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