SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
windige Nacht. Der leuchtende Vollmond über uns verschwand und erschien wieder hinter den dunklen Wolkenfeldern.
Es war eine dramatische Szenerie. Die Welt wurde heller und wieder dunkler. Dann lugte der Mond noch ein wenig weiter hervor, und ichsah einen silbrig glänzenden mehrfarbigen Regenbogen. Ich musste ein paarmal blinzeln, um sicher zu sein, dass ich richtig sehe … einen Regenbogen mitten in der Nacht! Einen Mondbogen!
Es gab keinen Zweifel: Der Mond schien durch den Regenschauer und verursachte dadurch den perfekten Farbenbogen. Nach meiner Rückkehr habe ich erfahren, dass ein Mondbogen ein anerkanntes Phänomen ist. Ich hatte früher schon Ringe um den Mond herum gesehen, aber noch niemals etwas so Schönes wie diesen Mondbogen.
Ich hatte nie Langeweile und hielt mich mit kleinen Jobs und Wartungsarbeiten über den Tag auf Trab. Wenn sich dann der Himmel langsam rosa verfärbte, ließ ich alles fallen und machte es mir im Cockpit mit einem Kissen und etwas zu Knabbern gemütlich. Ich hatte einen Käsestick, ein Paket mit getrockneten Früchten oder eine Tafel Schokolade (oder vielleicht auch alles auf einmal) bei mir und schaute dem Himmel zu, wie er langsam seine Farben wechselte und dunkel wurde. Stundenlang saß ich so dort, sog alles in mich auf, schaute zu den Sternen hoch oder in die leuchtende Gischt von ELLA’S PINK LADY s Kielwasser.
Ich konnte mich darin verlieren, unsere Familienferien noch einmal zu durchleben: die Abenteuer mit Emily und meinen Freunden. Ich brachte mich selbst zum Lachen, wenn ich an lustige Bemerkungen dachte, die Tom oder Hannah gemacht hatten. Oder ich träumte von der Zukunft. In dieser Woche wusste ich mein Glück wirklich zu schätzen. Ich lebte meinen Traum und liebte mein einfaches Leben an Bord von ELLA’S PINK LADY . Ich habe eine großartige Familie, eine aufregende Zukunft und wusste, dass am Ende dieser Reise vieles auf mich warten würde, auf das ich mich freuen konnte. In dieser Woche aber war ich zufrieden damit, genau dort zu sein, wo ich war, und jede Sekunde zu genießen.
Sonntag, 14. März 2010
Immer noch ruhiges Wetter und Begleitung
Über das Wetter kann ich nicht viel Neues berichten. Es ist immer noch ruhig, warm und sonnig. Herrliche klare Tage werden von fantastischen Sonnenuntergängen abgelöst. Unsere Geschwindigkeiten gingen hoch und runter, manchmal flog ELLA’S PINK LADY über die glatte See, und manchmal lag sie einfach nur da und trieb im Schneckentempo vorwärts.
Gestern kam eine Schar »Groupies« zu Besuch. Einige Vögel haben den ganzen Tag damit verbracht, neben uns im Wasser zu landen, uns beim Segeln zuzuschauen und sich an uns vorbeitreiben zu lassen, um dann wieder abzuheben und in einem großen Bogen zu uns zurückzufliegen, wo sie erneut im Wasser landeten. Es könnte sein, dass die Faszination der Vögel mit den Crackern und dem Dosengemüse zu tun hatte, die ich ihnen zuwarf. (Ja, ich bin sehr zufrieden damit, endlich Abnehmer für das Gemüse zu finden!) Was auch immer es war, das sie beständig wieder zurückkommen ließ – es war nett, ein wenig Besuch zu haben.
Da wir gerade beim Thema Gesellschaft sind: Zum ersten Mal seit langer Zeit ist gestern mein AIS-Alarm losgegangen, der mich vor einem herannahenden Schiff warnte. Es sah so aus, als sollten unsere Kurslinien relativ nahe aneinander vorbeiführen. Da es ein wunderbar klarer Tag war, und ich ohnehin nicht schlief, war mir ein bisschen Aufregung ganz willkommen. Ich nahm die Wäsche runter, bürstete meine Haare und drehte die Musik in freudiger Erwartung leiser. Letztendlich war ich etwas enttäuscht, dass das Schiff uns so weit entfernt passierte, dass ich nicht einmal die Crew sehen konnte. Immerhin hatte ich über Funk eine nette Unterhaltung mit dem Wachhabenden geführt. Der erzählte mir, dass sie ebenfalls in Richtung Australien nach Port Kembla im Süden von Sydney unterwegs waren. Sie haben mir noch Glück gewünscht, bevor sie schnell wieder verschwanden.
Später schlief der Wind komplett ein, und die See wurde spiegelblank, während die Sonne unterging. Es war total spektakulär. Das Wasser war wie ein Spiegel, reflektierte erst das Pink der untergehenden Sonne und nach Einbruch der Dunkelheit die Sterne. Die Stille war erstaunlich. Es war einer dieser »Oh-mein-Gott-es-passiert-wirklich«-Momente. Aber ich konnte es nur noch eine Weile ansehen, bevor es mir etwas zu unheimlich wurde und ich die Musik wieder lauter
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