SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Wirklichkeit verbringe ich hier draußen die Zeit meines Lebens. Also her mit der nächsten Herausforderung!
Der Platz hinter dem Dodger mit einem Fuß auf jeder Seite des Cockpits war mein liebster. So konnte ich die Balance gut halten und war gleichzeitig vor den heftigsten Wellen geschützt. In meinem Gesicht konnte ich die Brise spüren, der Wind fuhr durch mein Haar – sobeobachtete ich ELLA’S PINK LADY gern, wenn sie die Wellen auf- und absegelte. Ich sang laut mit, wenn ich Musik hörte, und musste mir nie darüber Gedanken machen, ob es vielleicht komplett lächerlich klang. Da war niemand außer Vögeln, dem ein oder anderen Tintenfisch an Deck oder Delfinen.
Während Missy Higgins oder Powderfinger aus den Boxen dröhnten, kein Land in Sicht war und nur der Horizont nach mir rief, fühlte ich mich so lebendig und total beschwingt. Zu Hause wird man leicht blind für das Leben, wenn man sich immer nur auf den nächsten Schritt konzentriert und darüber vergisst, den Moment zu genießen. An Bord von ELLA’S PINK LADY zählte immer nur der Augenblick. Für mich war es eine große Lehre, die ich für den Rest meines Lebens nicht vergessen möchte.
Es war wirklich meine eigene Welt. Die Zeit hatte hier draußen eine andere Bedeutung. Während ich ostwärts in eine andere Zeitzone segelte, hatte ich zu meiner eigenen Verwirrung vier verschiedene Uhren an Bord, die jeweils eine andere Zeitzone anzeigten. Doch für mich zählte nur das, was ich fortan ELLA’S PINK LADY -Zeit nannte.
Ich schlief nachts immer weniger, dafür mehr am Morgen. Ich aß, wenn ich Lust dazu hatte. Dass ich alles selbst entscheiden konnte, gab mir ein Gefühl der Freiheit. Ich entschied, wann ich aß, wann ich duschte, wann ich las, einfach alles. Das war für mich eine völlig neue Erfahrung, ein weiterer Aspekt meiner eigenen kleinen Welt …, und ich kann euch versichern: Das gefiel mir sehr.
Die ultimative Macht in meiner neuen Welt jedoch hatte nicht ich oder sonst wer, sondern das Wetter. Ich war sein Sklave. Aber obwohl ich damit manchmal zu kämpfen hatte, war es letztendlich doch genau der entscheidende Grund, warum ich überhaupt hier war. Ich wollte bis an meine Grenzen gezwungen werden. Ich wollte meine Stärken suchen und finden müssen, die mich durch die schlechten Zeiten begleiten würden. Wenn es immer nur Sonntagssegeln gäbe, würde mir das nicht gelingen.
Sonntag, 1. November 2009
Eine neue Provianttasche, eine neue Karte und die letzte Orange
So, das war’s jetzt mit dem letzten Stück Obst. Ich habe gerade meine letzte Orange genossen und werde sie ganz sicher vermissen! Heute habe ich außerdem meine erste neue Provianttasche angebrochen. Eine Tasche reicht für etwa 14 Tage. Es fühlte sich wie ein kleiner Meilenstein an. Ich freue mich schon auf das Abendessen, denn ich habe heute die große Auswahl unter allen Mahlzeiten. Am Ende der Woche werden dann alle leckeren Sachen alle sein. Mir bleibt dann nur noch die zweite Wahl.
Heute sind wir nur langsam vorangekommen, denn der Wind ist in der vergangenen Nacht für eine Weile nahezu gänzlich eingeschlafen, um dann zu drehen. Seit heute Morgen weht er ELLA’S PINK LADY von vorn auf die Nase.
Aber wir schaffen immer noch regelmäßig unsere Seemeilen und nähern uns dem Rand unserer Seekarte. Also habe ich eine neue Karte herausgeholt und den Nachmittag mit ihrem Studium verbracht. Ich betrachtete die Reviere, in die wir segeln würden, und wusste, dass wir nun tatsächlich in unbekannte Gewässer vorstießen. Ich bin nie zuvor so weit nach Osten gesegelt. Alles wird neu und aufregend sein!
Im Moment ärgere ich mich gerade über mich selbst. Ich dachte, die Bedingungen wären ruhig genug, um eine Decksluke zu öffnen, wurde aber von einer überkommenden Welle umgehend eines Besseren belehrt. Das Wasser war in die Kabine geströmt. Jetzt hängen dort ein paar von Salzwasser durchtränkte Klamotten, die aber glücklicherweise schnell wieder trocknen.
Nun muss ich mich abmelden, denn ich habe einen wagemutigen, geradezu draufgängerischen und vielleicht sogar ein wenig tollkühnen Plan: Ich werde die Tasche mit dem Aufkleber »Schularbeiten« öffnen!
Ihr könnt mich ruhig melodramatisch nennen, aber wünscht mir wenigstens Glück für dieses Unterfangen!
Montag, 2. November 2009
Alles ist gut – ein hektischer Tag
Ich hatte heute einen ziemlich hektischen Tag. Mir ist die Zeit ein wenig davongelaufen, deshalb fasse ich mich an
Weitere Kostenlose Bücher