SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
letzte Nacht gut geschlafen und am Morgen ein leckeres Frühstück mit reichlich Sahne zu mir genommen.
Die Wellen sind immer noch vergleichsweise hoch, aber länger und deshalb angenehmer. Gerade ist die Sonne herausgekommen, und ich stand draußen, um sie zu genießen. Wenn wir uns in einem Wellental befinden, dann kommt mir ELLA’S PINK LADY ein wenig klein und verloren vor, doch dann geht es wieder hinauf auf den nächsten Wellenkamm, verbunden mit der schönen Aussicht auf den Horizont. In diesem Moment fühle ich mich wie auf dem Gipfel der Welt, bevor uns die nächste Welle vor sich herschiebt.
Der Wind hat über Nacht ein wenig nachgelassen, nachdem er gestern mit 25 Knoten blies. Heute Morgen haben wir perfekte 15 Knoten, die uns raumschots vorwärtsbringen. Wir holen das Beste aus dem Wind heraus und sind begeistert, so gut voranzukommen. Die Tasmanische See liegt nun hinter uns, und ich freue mich schon sehr auf die Ankunft am Äquator. Ich werde ihn zum ersten Mal kreuzen und schätze, dass es sehr aufregend sein wird.
Ich habe heute über einige meiner neuen Angewohnheiten an Bord nachgedacht. So sitze ich beispielsweise jeden Morgen auf dem Kajütdach, um mir die Zähne zu putzen. Ich habe immer eine Tüte Bonbons oder Nüsse neben mir liegen, wenn ich am Rechner arbeite. Ich liege immer mit Rettungsleine, Schwimmweste und Overall in meinem Schlafsack, habe beim Schlafen ein Messer in meiner Tasche und trage eine Kopflampe um meinen Hals. Das klingt vielleicht ein bisschen ungemütlich, aber mir beschert es einen besseren Schlaf, wenn ich weiß, dass ich in weniger als ein paar Sekunden eingeklinkt im Cockpit sein kann.
In meinem Blog haben sich einige Leute danach erkundigt, wie die Nächte hier draußen sind. Also will ich versuchen, sie zu beschreiben. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen eine Gänsehaut bei der Vorstellung bekommen, dass sie selbst allein hier draußen wären. Die meisten stellen es sich vermutlich so wie eine einsame und unheimliche Nacht an einem verlassenen Ort am Stadtrand vor. Aber so ist es überhaupt nicht. Zum einen sind da die konstanten Geräusche und Bewegungen des Bootes. Und dann leisten uns noch Wind und Wellen Gesellschaft. In klaren Nächten sind die Sterne einfach umwerfend, doch die wolkenverhangenen Nächte liebe ich fast genauso sehr. Dann stehe ich geschützt hinter dem Dodger und erfühle, wie ELLA’S PINK LADY durch die See pflügt, ohne genau zu wissen, was als Nächstes kommt.
Zu diesem Zeitpunkt konnte ich kaum glauben, dass die Tasmanische See bereits hinter uns lag. Nach so vielen Jahren der teilweise irrsinnig langsam voranschreitenden Vorbereitungen schien die Zeit nun zu fliegen. Mir war klar, dass die Reise noch lang sein würde und dass ich erst einen kleinen Schritt in Richtung von etwas viel Größerem gemacht hatte, doch in all den vielen Jahren war mir die Überquerung der Tasmanischen See als eine so große Leistung erschienen. Auch wenn sie nur eines der kleineren Meere war, die wir durchqueren würden, so war sie doch ein Meer.
ELLA’S PINK LADY hat es praktisch im Alleingang geschafft – es ist ihr Verdienst. Es war leicht für mich, meine fröhliche Stimmung zu bewahren, weil alles so gut lief und ich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine wirklichen Herausforderungen zu bewältigen hatte. Bis es dazu kam, bestand meine schwerste Prüfung darin, meinen Geist fit zu halten. Was sich nicht wirklich als Problem erwies.
Samstag, 31. Oktober 2009
Die Zeit meines Lebens
Wir haben es immer noch mit ziemlich rauer See zu tun, aber wir lieben es und kommen gut voran. Ich vermisse den Sonnenschein ein wenig, doch auch die vielen verschiedenen Grauschattierungen ergeben schöne Bilder. Es sieht so aus, als würden wir noch einige Tage auf diesem Kurs segeln, während der Wind langsam auf Südost dreht. Vor uns liegen die Weiten des leeren Ozeans, bevor wir einige Inseln und Riffe unterhalb von Fidschi und Samoa passieren werden.
Das Leben an Bord ist einfach. Viele kleine Dinge füllen den Tag. Doch wenn die See rauer wird, dann kann auch die leichteste Aufgabe zum Abenteuer werden. Die einfachen Dinge machten mich mehr als glücklich: Essen, Gespräche mit Familie und Freunden zu Hause, das Einzeichnen unserer Positionen, um unsere täglichen Fortschritte festzuhalten, Musik und das Beobachten der Sonnenuntergänge zählen zu meinen Höhepunkten. Natürlich vermisse ich meine Lieben daheim in Australien, aber in
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