SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
immer noch keine wirklich bedrohlichen Szenarien, doch genügend Anlässe, mich mit dem Segeltrimmen auf Trab und weiter konzentriert nach bösen schwarzen Wolken Ausschau zu halten. Letzte Nacht ist eine Gewitterwolke in Begleitung einer Serie von Blitzen sehr nah an uns vorbeigezogen.
Für mich war es fast ein bisschen langweilig, bei ausgeschalteter Elektrik dazusitzen und darauf zu warten, dass sie vorbeizieht. Also habe ich im Lichtkegel der Taschenlampe Schokoladenkekse gemacht, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich hätte vielleicht ein wenig Angst haben sollen, doch nachdem ich alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hatte, gab es keinen Grund mehr, sich Sorgen zu machen.
Ich kann kaum glauben, wie die Tage dahinfliegen. Die Zeit rast, während ich mich um genügend Schlaf bemühe, meine täglichen Wartungsarbeiten erledige, die Angel im Auge behalte, mich ernähre und Kontakt mit zu Hause halte. Ich frage mich andauernd, was mit den Tagen geschieht.
Obwohl ELLA’S PINK LADY vor allem ein solides, belastbares und einfach zu handhabendes Boot sein soll, macht es mir auch Spaß, ein wenig herumzuspielen, die Segel zu trimmen und so noch etwas mehr Geschwindigkeit aus ihr herauszuholen. Bei ruppigeren Bedingungen aber gilt es natürlich sofort wieder, konservativ zu segeln … noch 600 Seemeilen bis zum Äquator!
Samstag, 14. November 2009
Fisch, Erste Hilfe, Parker & Brot
Mein Ehrgeiz, endlich einen Fisch zu fangen, hat gestern in einem langen Gespräch mit meiner Familie neue Nahrung erhalten. Sie hatten Fisch und Bratkartoffeln zum Abendessen. Ich habe auch schoneinen sehr präzisen Plan für den Fall der Fälle: Zuerst wird es Sushi mit Sojasoße geben, dann kurz angebratene Steaks, vielleicht im Teigmantel und mit einigen Spritzern Zitrone (natürlich keine frische!), und schließlich möglicherweise ein Fischcurry – ganz in Abhängigkeit von Größe und Art des Fisches. Traurigerweise braucht es offenbar mehr als einen guten Vorsatz und einen Speiseplan, um einen Fisch zu fangen – ich habe immer noch keinen an der Angel!
Nachdem ich nun so oft über meine Ernährung geschrieben habe, gibt es in meinem Blog einige Einträge von Leuten, die sich um meine schlanke Linie sorgen. Sorgt euch nicht – ich passe auf! Ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass ich in den letzten Wochen tatsächlich ein wenig zugenommen habe. Vielleicht denkt ihr jetzt, das sei eine sehr merkwürdige Feststellung für ein 16 Jahre altes Mädchen. Aber ich habe mir jahrelang von den alten Salzbuckeln eintrichtern lassen müssen, dass ich kräftiger werden und ein paar Reserven aufbauen müsste, die sich auf unserem Weg nach Süden und um Kap Hoorn herum noch als wertvoll erweisen könnten.
Der heutige Tag ist ohne Gewitter vergangen. Ich habe also mehrere kleine Schlafpausen einlegen können. Das Segeln hat Spaß gemacht, und Parker hat seinen Job hervorragend erledigt. Ich wurde kaum gebraucht. Die letzte Nacht war eine besondere. Ich habe so viele Sterne gesehen – ich hätte schwören können, die Luft sei durch sie dicker geworden. Dazu gesellte sich ein leichtes Meeresleuchten, das die Gischt rund um ELLA’S PINK LADY in ein Glitzermeer verwandelte.
Heute habe ich die erste kleine Verletzung meiner Reise davongetragen. Nichts Schlimmes, nur eine kleine Brandwunde, die der Ofen auf meinem Daumen hinterlassen hat. Die Behandlung war überschaubar: Ich setzte mich ins Cockpit und hielt den Daumen in eine Tasse mit kaltem Wasser. Ich schaute mir den Sonnenuntergang an, während ich ein bisschen Creme auftrug und eines meiner immer hilfreichen Pflaster darüberklebte.
Eigentlich sollte ich diese Nachricht gar nicht nach Hause schicken, denn glaubt mir, ich werde sie bereuen, sobald sie im Blog veröffentlicht ist. Das Telefon wird klingeln, und man wird mich einer ganzen Reihe medizinischer Verhöre aussetzen. So ist es, wenn man in Watte gepackt wird! Doch während das kleine Missgeschick heute kaum der Rede wert ist, setze ich mich hier draußen natürlich auch der Gefahr ernsthafter Verletzungen aus.
Meine Mutter, die ortsansässige Apothekerin und Seglerin Suzy Rasmussen, Mark White, die Seekadetten der St.-John-Ambulanz der Dromana-Fachhochschule und meine Ärztin Margaret Williams (die vor einigen Jahren Australien einhand umsegelt hat) haben ELLA’S PINK LADY zu einem Erste-Hilfe-Koffer verholfen, der jedem Krankenhausvergleich standhalten würde. Ich habe außerdem einen
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