SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
sich dort recht gemütlich gemacht zu haben.
Außer Silly habe ich heute noch eine ganze Reihe weiterer Vögel gesehen. Zumeist waren es kleine Sturmvögel oder braune Basstölpel(zumindest glaube ich das). Sie kamen etwas überraschend, denn ich denke, dass die nächste Insel mindestens 200 Seemeilen von uns entfernt liegt. Abgesehen von etwas Nieselregen am heutigen Morgen, war es ein fast perfekter Segeltag.
Es ist schwer zu glauben, aber mit dem morgigen Tag werden wir bereits 30 Tage auf See sein – exakt einen Monat seit dem Start in Sydney am 18. Oktober. Der erste Monat ist damit abgehakt, sieben weitere stehen uns bevor! Für mich fühlt es sich an, als hätten wir Sydney erst gestern verlassen. Es ist ein verrückter Gedanke, dass ich nun schon seit 30 Tagen keinen anderen Menschen gesehen habe. Ich muss aber sagen, dass ich mich deswegen nicht anders fühle als sonst. Es ist vergleichbar mit der Frage, ob man sich nach seinem Geburtstag anders fühlt als vorher. Aber ich bin immer noch die gleiche gute alte Jessica!
Heute habe ich die neue Provianttasche angebrochen. Endlich kann ich wieder meine Lieblingsmahlzeiten wählen. Ich habe Pasta zum Abendessen geplant und frage mich, ob Silly wohl gern Nudeln mag?
Es sieht nicht so aus, als würden wir es morgen – wie ursprünglich erhofft – zum Äquator schaffen. Aber es liegen nur noch 240 Seemeilen vor uns – es dauert jetzt nicht mehr lange. Ich werde euch auf dem Laufenden halten, sobald wir uns nähern. Ich bin schon ziemlich aufgeregt!
Nachdem wir den Äquator gekreuzt haben, werde ich weitere 200 Seemeilen nordwärts segeln und die Weihnachtsinsel runden – sie ist mein Wendepunkt, bevor wir wieder nach Süden zurück über den Äquator und mit Kurs auf Kap Hoorn segeln.
Das war’s für heute von Silly und mir an Bord von ELLA’S PINK LADY.
»First Lady« Kay Cottee hat einmal geschrieben, dass »sogar der geistig gesündeste Mensch nach längeren Perioden des Alleinseins etwas verrücktwerden kann«. Sie berichtete von ihrer Teilnahme an einer Soloregatta durch die Tasmanische See. Sie war damals 48 Stunden ohne Schlaf und wollte sich kurz hinlegen. Als sie gerade in ihren Schlafsack geschlüpft war, sah sie gegenüber fünf Leute sitzen. Die erzählten ihr, dass sie sich ums Boot kümmern würden, während sie schlief. »Fühlt euch wie zu Hause!«, sagte sie ihnen. – Als sie zwei Stunden später wieder aufwachte, waren die Leute verschwunden, aber an Bord war alles gut.
Ich habe eine solche Erfahrung nie gemacht. Aber ich habe einige ernsthafte Unterhaltungen mit meiner Kuscheltiercrew und meinem treuen Freund Parker geführt.
Parker und ich entwickelten eine sehr merkwürdige Beziehung zueinander. Habt ihr je den Film »Verschollen« mit Tom Hanks gesehen? Ich will nicht gerade sagen, dass Parker und ich uns so nahe standen wie Chuck Noland alias Tom Hanks und sein Volleyball Wilson (oder gar dass ich so verrückt war wie Chuck Noland), aber es gab gewisse Parallelen …
Ich habe regelmäßig mit Parker gesprochen und sagte ihm immer wieder, er möge unseren Kurs im Auge behalten. Ich schrie ihm »Anluven« oder »Abfallen« zu. »Abfallen« immer dann, wenn er vom Kurs abkam. Ich muss zugeben, dass unsere Unterhaltungen etwas einseitig verliefen, weil er nicht besonders gesprächig war. Dafür war er ein umso besserer Zuhörer, und ich teilte meine intimsten Gedanken mit ihm, erzählte ihm von meinen Träumen für die Zukunft und – noch viel wichtiger – von meinen Plänen fürs Abendessen.
Wurde ich wegen der ein oder anderen Sache mal etwas nervös – etwa wegen einer aufziehenden Sturmfront oder extrem schwerem Wellengang, dann sprach ich mit ELLA’S PINK LADY . Ich hielt ihr einen aufmunternden kleinen Vortrag, sobald Bobs entsprechende Wettervorhersage mit Hinweis auf besonders garstige Bedingungen eingetroffen war. So wollte ich sie mit positiven Worten ermutigen und sie wissen lassen, dass sie einfach großartig war. In Wahrheit habe ich vermutlich deutlich mehr von unseren Gesprächen profitiert als sie!
In Stürmen rief ich sowohl Parker als auch ELLA’S PINK LADY ständig zu, sie mögen durchhalten, wenn wir wieder einmal eine besonders üble Welle herunterfielen oder über sie hinwegsurften. Wenn ich in meinen Blogs von »wir« sprach, dann deshalb, weil meine »Freunde« Teil meines Abenteuers sind.
Mittwoch, 18. November 2009
Eine Sternschnuppe und morgen der Äquator!
Ich bin ja nicht
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