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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wie möglich benachrichtigen.»

    Ehe Francis Wood antworten konnte, hatte Mrs. Carter sich
    verabschiedet, und seine Frau kam auf die beiden
Männer zu. Sie war, wie Baker von Stewart erfahren hatte,
siebenunddreißig, sah jedoch zehn Jahre jünger aus. Das im
Nacken zusammengebundene aschblonde Haar war straff aus einem
ungewöhnlich schönen Gesicht gebürstet, und noch nie
hatte Baker so völlig ruhige Augen gesehen. Mrs. Wood trug einen
Militär-Trenchcoat, auf dessen Schulterklappen einst die drei
Sterne eines Captain gesteckt haben mußten, wie das scharfe
Polizistenauge noch an den Einstichlöchern erkennen konnte.
      «Ich bedauere sehr, Ihnen das
zumuten zu müssen, Mrs. Wood, aber es ist Zeit, die
Identifizierung vorzunehmen.»

      «Würden Sie bitte vorausgehen, Superintendent», sagte sie mit leiser, süßer Stimme.

    Doktor Evans, der Gerichtsmediziner, wartete im
Leichensaal; die beiden Gehilfen trugen bereits weiße Overalls
und Stiefel und lange hellgrüne Gummihandschuhe.
      Der Saal wurde durch Neonlampen so
hell erleuchtet, daß die Augen schmerzten. Die Einrichtung
bestand aus einem halben Dutzend Obduktionstischen aus rostfreiem
Stahl.

      Das Mädchen lag auf dem
Rücken auf dem ersten Tisch unter einem Laken, der Kopf ruhte auf
einer hölzernen Stütze. Helen Wood und ihr Mann traten an den
Tisch, Baker und Stewart folgten ihnen.
      Baker sagte: «Eine schlimme Sache für Sie, Mrs. Wood, aber es muß sein.»
    «Bitte», sagte sie.

      Er nickte Evans zu, und der Arzt zog
das Laken ein wenig zurück, so daß nur der Kopf sichtbar
wurde. Die Augen des Mädchens waren geschlossen, das Gesicht
unversehrt, doch der Kopf wurde von einer weißen Gummikapuze
umschlossen.
      «Ja», flüsterte
Helen Wood. «Das ist Megan.» Sie sagte es ruhig, ohne
merkbare Erregung.
      Evans deckte das Gesicht wieder zu, und Baker sagte: «So, dann können wir gehen.»

    «Was passiert jetzt?» flüsterte Helen Wood. «Mit Megan?»
      Die Antwort kam von Francis Wood.
«Man muß eine Autopsie vornehmen, Liebes. Das Gesetz
verlangt es. Damit bei der gerichtlichen Leichenschau die Todesursache
amtlich bestätigt werden kann.»

    «Ich möchte bleiben», sagte sie.
      Baker reagierte instinktiv genau
richtig. «Gut, bleiben Sie hier, wenn Sie unbedingt wollen, aber
schon nach fünf Minuten werden Sie sich vorkommen wie in einem
Metzgerladen. Ich glaube nicht, daß Sie Ihre Tochter so in
Erinnerung behalten möchten.»
    Es war brutal, es war direkt, und es tat seine
Wirkung. Sie brach jäh zusammen, fiel halb ohnmächtig gegen
Wood, und Stewart eilte hin, um sie zu stützen. Gemeinsam
führten die beiden Männer sie hinaus.
      Baker wandte sich Evans zu und sah
nur Mitleid auf dessen Gesicht. «Ja, ich weiß. Doc. Ein
Scheißberuf.»

      Er ging. Evans drehte sich um und
nickte. Einer der Gehilfen stellte ein Bandgerät an, der andere
entfernte das Laken vom Körper des toten Mädchens.
    Evans begann mit monotoner ungerührter Stimme zu
    sprechen. «Zeit, dreiundzwanzig Uhr
fünfzehn. Einundzwanzigster Juli neunzehnhundertzweiundsiebzig.
Pathologe vom Dienst, Mervyn Evans, Dozent für Gerichtsmedizin an
der Medizinischen Fakultät der Universität London. Leiche
weiblich, Alter vierzehn Jahre einen Monat. Megan Helen Morgan.
Eintritt des Todes etwa neunzehn Uhr fünfzehn heutigen Datums, als
Folge eines Verkehrsunfalls mit Fahrerflucht.»

      Wieder nickte er, und einer der
Gehilfen zog die Gummikappe vom Kopf der Toten, worauf die Spuren einer
mehrfachen Schädelfraktur deutlich sic htbar wurden.

      Doktor Evans griff nach einem
Skalpell, und während er mit unverändert präziser Stimme
jede einzelne seiner Bewegungen zu Protokoll gab, führte er die
Klinge rings um den Schädel.

      Francis Wood kam durch die Pendeltüren wieder in die Vorhalle, wo Baker und Stewart auf ihn warteten.
    «Es wird ihr bald bessergehen. Sie ist jetzt im Auto.»

    «Was werden Sie tun, Sir? In einem Hotel übernachten?»
    «Nein, sie möchte nach Hause.»
      «Schwierige Fahrt um diese Nachtzeit, auf den Landstraßen von Essex.»
    «Ich war anno fünfzig Feldgeistlicher
bei der Royal Artillery in Korea, als im Winter eine Million Chinesen
aus der Mandschurei einstürmten und uns wieder nach Süden
trieben. Ich fuhr einen Bedford-Laster durch tiefen Schnee, vierhundert
Meilen weit, und unsere Verfolger waren nie sehr weit hinter uns.
Wissen Sie, wir hatten damals nicht genügend Fahrer.»

      «Ein

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