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Solo

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Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ist, nur,
daß er einer von den armen Hunden war, die über Arnheim
abgesprungen sind. Er war damals Sergeant. Kam später als Leutnant
zum Stab.»

    «Und danach?»
    «Palästina. Seine erste Kostprobe von
Stadtguerillas, wie er selber gern sagte. Danach wurde er zu den
Ulster-Rifles abgestellt und ging mit ihnen nach Korea. Von den
Chinesen geschnappt. Hatten ihn ein Jahr lang, diese Hunde. Ich
weiß, daß einige Leute allen Ernstes glaubten, der ganze
Gehirnwäschekram, den sie mit unseren Jungens anstellten, sei ihm
wirklich in den Kopf gestiegen.»
    «Wie meinen Sie das, Sir?»

    «Als er zurückkam, schrieb er eine Abhandlung über, wie er
    es nannte, ein neues Konzept revolutionärer
Kriegführung. Hat dauernd Mao Tsetung zitiert, als war's die
Bibel. Ich vermute, daß der Generalstab zu dem Schluß kam,
er sei entweder Kommunist geworden oder wisse, wovon er spreche, also
schickten sie ihn nach Malaysia, wo ich ihn, wie gesagt, kennenlernte.
Wir haben eine ganze Weile zusammengearbeitet.»

    «Erfolgreich?»
      «Wir haben schließlich
gewonnen, oder? Der einzige Kommunistenaufstand seit dem Zweiten
Weltkrieg, der erfolgreich niedergeschlagen wurde, war der in
Malaysia.»
    «Und Morgan?»

      «Ich sah ihn für einige
Zeit in Nikosia wieder, während der Zypern-Krise, als ich für
die gleiche Aufgabe dorthin abkommandiert wurde. Dabei fällt mir
ein, er hatte kurz vor seiner Abreise aus England geheiratet, ja, das
Alter des Mädchens würde also stimmen. Ich erinnere mich,
gehört zu haben, daß er 1967 in Aden war, weil er einen
Verdienstorden bekam: er hat damals eine Abteilung der Argyle and
Sutherland Highlanders herausgehauen, die im Krater-Distrikt in einen
Hinterhalt geraten waren.»
    «Muß demnach ein toller Hecht sein.»

      «O ja, so könnte man
sagen. Einer der alten Kriegermönche. Die Army ist sein ein und
alles. Familie und Heimat in einem. Es wundert mich nicht, daß
seine Frau ihn verlassen hat.»
    «Was er wohl tun wird, Sir, wenn er erfährt, was seiner
    Tochter zugestoßen ist?»
      «Das weiß Gott allein, George, aber ich kann mir's ungefähr vorstellen.»

    Der Wind rüttelte am Fenster, und draußen fegte der Regen von der Themse her über die Hausdächer.

    3

      Aber auch in Belfast hatte sich an
diesem Tag Ungewöhnliches ereignet. An diesem Tag, der als
Blutiger Freitag in die Geschichte des Krieges in Ulster eingehen
sollte.
      Die erste Bombe explodierte um
vierzehn Uhr zehn an der Bushaltestelle von Smithfield, die letzte im
Einkaufszentrum an der Cavehill Road um fünfzehn Uhr
fünfzehn.

      Zweiundzwanzig Bomben insgesamt, an
allen Ecken und Enden der Stadt, vorwiegend an Stellen, wo mit
größeren Menschenansammlungen zu rechnen war. Ob
Protestanten oder Katholiken war egal. Am Ende des Tages zählte
man neun Tote und einhundertdreißig Verletzte.

      Um Mitternacht war noch immer ein
starkes Militäraufgebot unterwegs. Nicht weniger als zwölf
der an diesem Tag hochgegangenen Bomben waren in der Gegend der New
Lodge Road explodiert, dem Einsatzbereich des 40. Kommandos der Royal
Marines.

      In einer mit Schutt und Glassplittern
übersäten Seitenstraße der New Lodge Road kauerte ein
Dutzend Marinesoldaten an der Mauer gegenüber einem Flammenherd,
der einst Cohan's Select Bar gewesen war.
Zwei Offiziere standen gelassen in der Mitte der Fahrbahn und
prüften die Lage. Der eine war Leutnant der Marinetruppe. Der
andere trug das rote Barett der Fallschirmjäger und einen
Tarnanzug mit offenem Halskragen, keine sichtbaren Rangabzeichen und
keine Fliegerjacke.

    Das dunkle, gezeichnete Gesicht verriet, daß
er die Welt, in der wir leben, allzugut kennengelernt und jetzt nur
noch Verachtung für sie übrig hatte. Ein kleiner dunkler Mann
mit gutgebauten Schultern, erfüllt von rastloser Vitalität,
die durch das Bambusstöckchen, mit dem er sich gegen das rechte
Knie schlug, noch betont wurde.
      «Wer ist der Para, dieser
Fallschirmjäger dort drüben?» flüsterte einer der
Marinesoldaten seinem Nebenmann zu.
      «Der Verantwortliche für
die Spezialabteilung beim Stab – Colonel Morgan. Scharfer Hund,
wie man so hört», antwortete der Gefragte.

      Hinter der Brüstung des
Flachdachs eines siebzig Meter entfernten Häuserblocks kauerten
zwei Männer. Der eine war Liam O'Hagan, derzeit höchster
Nachrichtenoffizier der Provisional IRA in Ulster. Er beobachtete die
Vorgänge in der Umgebung von Cohan's Bar durch ein
Zeiss-Nachtfernrohr.
      Der

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