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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Zuneigung. «Mein lieber John, Sie sind im Herzen der reinste romantische Tor. Sehen Sie sich selber auch so? Als letzten Samurai?»
      Mikali öffnete die Balkontür und trat hinaus. Die Sonne schien inzwischen. Es würde ein warmer Tag werden.

    Er wandte sich um. «Oscar Wilde sagte einmal, das Leben sei
    eine unangenehme Viertelstunde, die aus erlesenen Augenblicken bestehe.»
      «Womit wir wieder bei Cambridge und Katherine Riley wären», sagte Deville.

    Mikali lächelte. «Genau. Ganz entschieden einer der erleseneren Augenblicke, von denen Oscar Wilde sprach.»

    4

      Am Abend hatte Morgan Leeds erreicht. Er verließ die Stadt in Richtung Yorkshire Dales, fuhr durch Otley, Ilkley und Skipton, dann hinauf in ein dunkles Hochland aus trostlosen Mooren, die nur dann und wann von einem niedrigen Berg überragt wurden.
      Das Dorf Malham nistet inmitten der zerklüftetsten Kalksteinlandschaft Yorkshires. Morgan erreichte es bei hereinbrechender Nacht und fuhr noch eine weitere Meile, bis er schließlich durch ein aus fünf Eisenstangen bestehendes Tor zu einem kleinen grauen Steinhaus kam, das in einem halben Morgen Gartenland zwischen den Bäumen stand.

      Genau gesagt gehörte es jetzt Helen, aber als er nachsah, fand er den Schlüssel unter dem Stein, wo er immer gelegen hatte. Er schloß die Tür auf, dann ging er nochmals zum Wagen und holte sein Gepäck.
      Drinnen herrschte der leichte Modergeruch, der typisch ist für selten benutzte Häuser, doch auf dem Kaminrost war Holz aufgeschichtet. Er zündete es an und ging hinauf in den Oberstock, wo sich zwei Schlafzimmer und ein Bad befanden.

      Er entdeckte, was er suchte, in einem der Schränke. Seine alte Kletterausrüstung. Stiefel, Kordhosen, dicke Wollpullover und einen Schlafsack. Er nahm alles mit hinunter und breitete es rings um das Feuer aus. Dann holte er eine Flasche Whiskey aus seiner Reisetasche, stieg in den Schlafsack und machte es sich so vor dem Kamin bequem.
      Er legte Scheite nach und trank Whiskey – eine große Menge Whiskey, weil er nicht an sie denken wollte. Jetzt nicht. Das würde später kommen. Nach einer Weile schlief er ein.

    Ein paar Kilometer hinter Malham führt ein Fußpfad zu den
    Steilwänden von Gordale Scar. Zum letztenmal war Asa Morgan mit seiner Tochter an ihrem zwölften Geburtstag dort gewesen. Als er nun an diesem Morgen stetigen Schritts im strömenden Regen über den morastigen Boden wanderte und hinter einem Felsvorsprung plötzlich Gordale Scar in Sicht kam, konnte er wieder, wie damals, ihren begeisterten Ausruf hören. Der Wasserfall, der in der Mitte der Schlucht herabstürzte, toste durch den Regen noch lauter.

      Die einzige Möglichkeit, hinüberzukommen, war der Kletteraufstieg entlang der steilen linken Seitenwand, und er hatte sie vorwärtsgeschoben, sich immer dicht hinter ihr gehalten, nur für alle Fälle. Danach folgte der mühsame Weg durch die Geröllhalde nach oben und über die Stelle hinweg, wo der Wasserfall aus dem Felsen strömte; dann ging es weiter, am Rand der Schlucht entlang.

      Kilometer um Kilometer stapfte er durch dichten Nebel und Regen, und die Vergangenheit begleitete ihn. Es war, als wäre das Mädchen noch immer da, als liefe es voraus durch den Nebel, tauchte dann urplötzlich wieder auf und eilte auf ihn zu, um ihm von irgendeiner Entdeckung zu berichten.

      Und eine Zeitlang war er selber wieder ein vierzehnjähriger Junge, der seit einer Woche aus der Schule entlassen war. Aus dem Bett um fünf, und fort über den Berg, von der Mutter mit Käsebroten und einer Flasche kaltem Tee ausgerüstet. Sechs Kilometer Fußmarsch jeden Morgen, bis zur Kohlengrube, die seinen Vater getötet hatte.
      Diesen ersten Tag vergaß er nie. Der Ruck, die Übelkeit, als der Förderkorb abwärts fuhr, sechshundert Meter tief, in einen Alptraum aus Finsternis und Verzweiflung und qualvoll gebückter Plackerei.

    Und die sechs Kilometer Heimweg am Ende seiner ersten Schicht, so müde, daß er glaubte, er werde es niemals schaffen. Später, als er in der alten Zinkwanne vor dem Feuer hockte und die Mutter ihm die schwarze Staubkruste vom Körper schrubbte, wußte er nur noch eines mit Sicherheit. Es mußte etwas Besseres geben, denn er fühlte es steckte etwas in ihm, das hervordrängte.

      Und es gab etwas Besseres, denn so wie manche Menschen geborene Schauspieler sind, andere begnadete Chirurgen oder Musiker, so war Asa Morgan zum Soldaten geboren. Eine

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