Solo
anfangs des Jahres in Dublin abgehaltene Geheimkonferenz von GuerillaOrganisationen auch von maoistischen und anarchistischen Delegierten aus aller Welt besucht wurde.»
«Mit der IRA als Gastgeber?»
«Das hä ngt davon ab, von welchem Zweig der IRA Sie sprechen.»
«Maoisten, Anarchisten – der Teufel soll sich drum scheren. Ich will den Mann aus Kreta.» Morgan nahm einen Bleistift zur Hand und zog einen Schreibblock heran. «Was wissen wir wirklich über ihn?»
«Von geringer Körpergröße», sagte Baker.
«Aber äußerst tüchtig.»
«Hochintelligent, erfinderisch. Offensichtlich in der Lage, ohne weiteres in der ganzen Welt herumzureisen.»
«Also Soldat.»
«Wie kommen Sie darauf?»
«Die Art seines Vorgehens, die Präzision, die Organisation. Wenn er ein Ziel hat, geht er drauf los, ohne lang zu fackeln. Bei mehreren Gelegenheiten hat er Menschenleben verschont. Zum Beispiel die Chauffeure in Paris und Rio.»
«Aber nicht Megan.»
«Nein.» Morgan nickte ruhig. «Er hat sie überfahren wie einen Hund. Sein einziger Schnitzer.»
Er studierte die Notizen, die er sich auf dem Block gemacht hatte, und Baker sagte: «Vergessen Sie nicht das Wichtigste. Er ist Kreter.»
«Der fließend Deutsch, Französisch, Spanisch und Englisch spricht? Ein ausgebildeter Soldat? Ein Weltreisender?»
Morgan schüttelte den Kopf. «An Ihrer Stelle würde ich diesen Punkt berichtigen. Wir sind hinter einem Mann her, der sich, wenn ihm daran liegt, aus irgendeinem Grund für einen Kreter ausgeben kann.»
«Und wo würden Sie die Suche nach einem solchen Mann beginnen?»
Morgan zuckte die Achseln. «Ich weiß es nicht – noch nicht. Bei der Hoffmann. Die könnte uns auf die Spur bringen. Vielleicht sagt sie nicht alles, was sie weiß. Würde sich auch lohnen, diese Frau Dr. Riley einmal aufzusuchen. Kennen Sie die Dame persönlich?»
«Ich hatte die Ehre. Sie mag keine Polizisten. Senator McCarthy hätte eine Frau wie sie prompt vor einen Kongreßausschuß gestellt, ehe sie wüßte, wie ihr geschieht. Übrigens, eine Sache, die nicht in dieser Akte steht. Die Kugel, die man aus Cohens Gehirn entfernt hat, weist auf eine Mauser hin, aber auf ein sehr ungewöhnliches Modell. 7,63 mm, Jahrgang 1932, und diese Waffe hatte einen Schalldämpfer. Eine Ausführung, die im Krieg von gewissen deutschen Sicherheitsabteilungen benutzt wurde.»
«Ja, ich kenne diesen Waffentyp», sagte Morgan. «Es wurden nur wenige Exemplare hergestellt.»
«Stimmt. Und daher sind sie heutzutage äußerst rar, praktisch nicht zu kriegen. Der Computer weist nur ein einziges Stück aus, das jemals in Großbritannien bei einem Mord verwendet wurde. Das Opfer war ein Sergeant des militärischen Abschirmdiensts, letztes Jahr in Londonderry.»
«Der Kreter? In Ulster?» Morgan war erstaunt.
«Nein – ein Provisional tötete einen Mann namens Terence Murphy. Er wurde von einer Einsatzpatrouille auf der Flucht erschossen, zusammen mit einem gewissen Pat Phelan, der interessanterweise ebenfalls im Besitz dieser Waffe war. Wir versuchten, den Händler ausfindig zu machen, von dem sie stammten, hatten aber kein Glück.»
«Eine interessante Möglichkeit», sagte Morgan leise. «Daß
die Waffe, die beim Attentat auf Cohen benutzt wurde, aus der gleichen Quelle stammen könnte.»
«Ich habe ein paar Leute auf diese Sache angesetzt», fuhr Baker fort, «aber offen gestanden, in der letzten Zeit sind wir nicht recht weitergekommen, also …» Er nahm die Akte an sich und schob sie wieder in die Mappe. «Jetzt wissen Sie über den Mann aus Kreta ebensoviel wie ich. Was beabsichtigen Sie zu tun?»
«Ich werde mir etwas ausdenken.»
«Und ob Sie das werden», erwiderte Baker grimmig und öffnete die Tür. «Wir sind jetzt quitt, Asa, vergessen Sie das nicht.»
Morgan ließ ihm nur ein paar Sekunden Vorsprung, dann nahm er seine Jacke und ging ihm nach. Als er am Haupteingang ankam, sah er Baker zur nächsten Straßenecke gehen. Dort blieb der Superintendent stehen und versuchte ein Taxi anzuhalten. Morgan trat wieder ins Haus, lief hinunter in die Garage, stieg in den Porsche und ließ den Motor an.
Er wartete bereits unter den Bäumen vor Fergusons Wohnung am Cavendish Square, als das Taxi hielt und Baker ausstieg. Der Superintendent bezahlte den Fahrer und ging ins Haus. Morgan folgte ihm nach wenigen Minuten.
Als Kim die Tür öffnete, marschierte er stracks an ihm
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