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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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als er den Hang zum Dorf hinunterlief.
      Sie stand bereits unter der geöffneten Tür der Hütte, als er den Pfad dahergestolpert kam. Um den Kopf trug sie einen schwarzen Wollschal, so daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte.

      Ihre Arme schlossen sich um ihn und zogen ihn ins Warme. «Mam», sagte er. «Mir ist so kalt. So verdammt kalt.»
      Dann lag er auf dem Rücken, hatte ein Kissen unter dem Kopf, und erst als sie sich über ihn beugte und der Schal von ihrem Kopf glitt, sah er, daß die Frau, die auf ihn hinabblickte, Katherine Riley war.
    «Alles ist gut, Asa. Ich bin da. Schlaf jetzt.»
    «Ja, Mam», sagte er, schloß die Augen und gehorchte.

      Als Morgan aus einem traumlosen Schlaf erwachte, starrte er lange hinauf zur Zimmerdecke, die aus Schilfgeflecht und Mörtel bestand. Jetzt war er wieder er selber, seine Haut war kühl, und nur der dumpfe beharrliche Schmerz in Arm und Schulter erinnerten an das, was er erlebt hatte. Es war heller Tag, die Sonne strömte durchs Fenster herein.
    Er konnte ganz in der Nähe Gesang hören, hörte eine Axt dumpf und rhythmisch in Holz schlagen, warf die Decken zurück und stand auf. Das Gefühl des Schwebens war verschwunden. Nur noch der Schmerz war da, und das war gut. Er würde seine Erbitterung wachhalten.
      Georgios spaltete Klötze zu Feuerholz, Maria saß auf der Bank in der Sonne und nähte einen Riß in Morgans salzfleckiger Jacke. Neben ihr auf der Bank lag seine Brieftasche, sein Paß und ein Packen Drachmenscheine zum Trocknen.

      Maria hob die Hand und berührte seine Stirn. «So – kein Fieber mehr?» Sie rief hinüber zu Georgios: «Siehst du, alter Narr, wer kann's jetzt besser, der Doktor oder ich?»

      Georgios lehnte sich auf seine Axt. «Sie ist eine Hexe», sagte er. «Wie seit jeher alle Weiber in ihrem Clan. Das ist bekannt.»

    «Es geht also besser?»
    «Viel besser.»
      «Gut. Du hast viele Stunden geschlafen. Hast den Trank, den ich dir gegeben habe, bitter nötig gehabt.»
    «Sind sie abgereist?»

    «Alle miteinander!»
    «Und die Frau?»
      Der alte Mann deutete mit dem Finger. «Da, sie kommt gerade.»
      Sie trat zwischen den Bäumen hervor in die Lichtung unterhalb des Hauses und folgte dem Pfad, der sich im Zickzack zwischen den alten überwucherten Terrassen hinzog. Sie trug eine Sonnenbrille, ein T-Shirt und einen alten Baumwollrock. Über ihrer Schulter hing eine Tasche.
      «Sie sorgt sich um dich, die Frau, glaube ich», sagte der alte Mann auf Griechisch zu Morgan. «Viele Stunden ist sie an deinem Bett gesessen.»
    Morgan ließ sich vorsichtig auf einen Holzklotz nieder, ohne die Augen von der herannahenden Gestalt zu wenden, und der alte Mann legte ein Päckchen griechische Zigaretten und ein paar Streichhölzer neben ihn.
      «Ich sag Maria, daß sie Kaffee machen soll», sagte er, und ging weg.
      Fünf Minuten später war sie da und fand ihn rauchend auf dem Holzklotz sitzen. Eine Weile blieb sie vor ihm stehen und sah ihn an. Mit der Sonnenbrille wirkte sie seltsam anonym.

    «Sie weilen also wieder unter uns Lebenden?»
    «Sieht so aus.»
      Sie setzte sich vor ihm ins Gras, lehnte den Rücken an einen Baum und stellte die Schultertasche ab.
    «Was haben Sie da drin?» fragte er.

      «Belegte Brote und eine Flasche Wein. Konstantin glaubt, ich wandere wieder einmal in den Bergen herum.»
    «Und die alte Frau und der Junge?»

      «Oh, sie sind in Hyd ra im Stadthaus der Mikalis. Um diese Jahreszeit dürfen es manchmal die Touristen besichtigen. Es ist eine Art Museum. Vollgestopft mit Erinnerungsstücken an die Türkenkriege.»
      Das unverbindliche Gespräch vermochte die Verlegenheit zwischen ihnen nicht zu überbrücken. Er sagte: «Warum sind Sie hiergeblieben?»

      «Ich konnte nicht anders», entgegnete sie und nahm die Sonnenbrille ab. Ihr Gesicht war sehr bleich, die Augen blickten gequält. «Ich sagte ihm, daß ich müde sei. Fragte, ob ich noch ein paar Tage hierbleiben könne.»
    «Und er war einverstanden?»

      «Unter der Bedingung, daß ich pünktlich auf meinem Platz in der Albert Hall erscheinen würde.»
      «Verstehe. Er ist also gestern mit der letzten Maschine abgeflogen? Und Deville mit ihm –»
    «Gestern?» Sie schüttelte leicht den Kopf. «Irgendwo ist Ihnen ein Tag abhanden gekommen, Asa. Heute ist Samstag – Samstag vormittag. Sie sind vorgestern abend abgeflogen.»
      Er starrte sie an, wie vom Donner gerührt, vermochte nicht zu fassen,

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