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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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vorbeizulassen. »Ich soll zur Schülerbetreu ung gehen.«
    »Ätzend. Du Arme«, meinte sie. »Ich habe als Erstes Englisch, danach Industrie- und Werbedesign. Wir treffen uns hinterher, okay? Vor dem Getränkeautomaten.«
    »Hinterher muss ich angeblich zur Blaskapelle«, meinte ich düster.
    »Die können dich nicht zum Mitspielen zwingen.« Sie lachte. Ich sah sie bloß stumm an. »Können sie
nicht
. Jetzt hau schon ab zu deiner Schülerbetreuung. Bis später.«
    Im Büro der Schülerbetreuung herrschte ein solches Gedränge, dass die Leute an den Wänden aufgereiht standen und sogar schon auf dem Boden saßen, während sie darauf warteten, an die Reihe zu kommen. Doch da es zurzeit bloß drei Betreuer gab, konnte das ewig dauern. Die Sekretärin, deren Telefon ununterbrochen schrill vor sich hin klingelte, starrte mich fragend und ein bisschen irre an. In ihrer Hektik erinnerte sie an ein tollwütiges Kaninchen.
    »Ja bitte?« Ihre Brillengläser vergrößerten die Augen so sehr, dass man das Gefühl bekam, sie hätte stattdessen Tortenplatten im Gesicht. »Was können wir für dich tun?«
    »Mein Stundenplan stimmt nicht«, antwortete ich. Ihr Telefon klingelte schon wieder; sämtliche roten Lämp chen der Anlage blinkten wie verrückt. »Ich müsste dringend mit einem Schülerbetreuer sprechen.«
    »Wer hier will das nicht?« Sie schnappte sich den Telefonhörer und hielt mir gleichzeitig einen Finger unter die Nase, als wollte sie bei mir auf die Pausentaste drücken. »Hallo. Schülerbetreuung. Nein, momentan ist er nicht zu |68| sprechen. Okay. Klar, natürlich. In Ordnung.« Sie legte den Telefonhörer auf; das Kabel hatte sie um ihr Handgelenk gewickelt. »Noch mal, was ist los? Du musst also unbedingt mit einem Schülerbetreuer sprechen?«
    »Mein Stundenplan stimmt irgendwie nicht. Ich bin fälschlicherweise für die Blaskapelle eingeteilt.«
    »Blaskapelle?« Sie blinzelte mich verwirrt an. »Was ist daran falsch?«
    »Nichts«, antwortete ich rasch, weil in dem Moment ein Typ mit Klarinette an mir vorbeilatschte, der mir einen grimmigen Blick zuwarf. Mit gesenkter Stimme fuhr ich fort: »Es ist bloß so, dass ich gar kein Instrument spiele. Ich war noch nie im Orchester oder in einer Blaskapelle.«
    »Nun ja«, meinte sie abgelenkt. Das Telefon fing schon wieder an zu klingeln. »Vielleicht ist ja gemeint, dass du am Einführungskurs teilnimmst. Orchester für Anfänger.«
    »Ich habe mich aber nie für die Kapelle gemeldet.« Ich erhob meine Stimme wieder etwas, damit sie mich bei dem Telefongebimmel überhaupt verstehen konnte. »Und ich will da auch nicht mitspielen.«
    »Also gut, dann trage dich bitte in die Liste ein«, fauchte sie ungeduldig. Offensichtlich hatte sie keine Lust mehr, mit mir über die Vorzüge einer musikalischen Ausbildung zu diskutieren; stattdessen nahm sie den Telefonhörer ab, so dass das Klingeln mittendrin abbrach. »Wir werden versuchen dir zu helfen, so schnell wir können.«
    Ich hockte mich an eine Wand unter ein Regal, auf dem lauter Ratgeber für Jugendliche und Eltern standen, mit Titeln wie
Unterschiede verstehen, Gemeinsamkeiten erkennen. Eltern und Kinder während der Pubertät
oder
Keine Angst vor Gruppenzwang. Wie man seinen eigenen Weg fin
det
.
|69| Auch das zweite Buch meiner Mutter stand dort, es hieß
Gemischte Gefühle. Mütter und Töchter während der Highschooljahre.
Wodurch sich meine Laune nicht eben verbesserte, im Gegenteil. Wenn mir danach gewesen wä re , mich selbst so richtig schön zu quälen, hätte ich es nur nehmen und darin lesen müssen, wie großartig und stark unser Verhältnis war – vielmehr gewesen war.
    In dem Raum war es heiß, eng, stickig und alle redeten zu laut. Ein Mädchen neben mir war schwer damit beschäftigt, mit verschiedenfarbigen Filzstiften, die stapelweise neben ihr lagen,
Stirb Stirb Stirb
auf ihr Notizbuch zu malen. Ich schloss die Augen. Dachte an den Sommer, an kühles Poolwasser, an endlos lange Tage, an denen man nichts anderes zu tun hatte als schwimmen zu gehen und auszuschlafen.
    Plötzlich spürte ich, wie sich jemand neben mich setzte und so dicht an die Wand lehnte, dass ihre oder seine Schulter gegen meine stieß. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und zog meine Knie näher an meinen Körper. Doch dieser Jemand bohrte plötzlich seinen Finger in meine Schulter. Wirklich penetrant. Ich machte mich innerlich darauf gefasst, zusammen mit Ginny Tabor – ausgerechnet – darauf warten zu müssen,

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