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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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einem gepunkteten Hemd schob seinen Wagen an meine Kasse und drückte mir einen Stapel klebriger Coupons in die Hand. Er kaufte vier Fleischkonserven, Raumspray sowie zwei Nachfülldosen Feuerzeugbenzin. Manchmal möchte man erst gar nicht anfangen darüber nachzudenken, was manche Leute mit ihren Einkäufen wohl anstellen.
    »Ich glaube, ich mache jetzt Pause.« Scarlett zog ihre Kassenschublade aus der Halterung. »Wo bei mir gerade nichts los ist und so.«
    »Warte, ich bin auch gleich fertig.« Aber natürlich war meine Schlange inzwischen elend lang geworden, lauter Menschen mit fünfzehn Artikeln – inklusive derer mit achtzehn oder zwanzig Artikeln, die aber eigentlich nur fünfzehn waren, je nachdem, wie schlau man zählte. Sie alle glotzten mich wartend an.
    »Ist das okay für dich?« Aber dabei wandte Scarlett sich bereits zum Gehen, um ihre Kassenschublade im Büro des Managers abzuliefern. In der anderen Hand hielt sie die Kiwi. »Ich meine . . .« Sie warf einen raschen Blick durch die Schaufensterscheibe. Michael saß mit seinem Lunch auf der Bordsteinkante.
    »Ja, ist okay.« Ich sah Scarlett an, während ich den Scheck, den der Behaarte mir ausgestellt hatte, zur Überprüfung durchs Lesegerät gleiten ließ. »Ich mache wahrscheinlich etwas später Pause.«
    Doch sie hörte mich schon gar nicht mehr, war weg, Richtung Sonnenschein und Bordsteinkante. Saß dort neben Michael Sherwood. Meine beste Freundin Scarlett hatte ihr Herz gegen eine Kiwi eingetauscht.
    Von da an verbrachten wir nicht mehr viele Pausen zusammen.
    |60| Michael Sherwood machte Scarlett mit exotischen Früchten oder stinknormalem Gemüse den Hof, deponierte grüne Melonenschnitze und dunkelrote Blutorangen in ihrem Kassenbereich, wenn sie gerade zu beschäftigt war, um auch nur hinzuschauen. Doch später, wenn sie endlich Zeit hatte durchzuschnaufen, entdeckte sie plötzlich über sich auf dem Schild KEINE SÜSSIGKEITEN eine vollendet geformte Birne oder drei ordentlich nebeneinander aufgereihte Radieschen. Nie kriegte ich mit, wann und wie Michael das machte, dabei beobachtete ich ihre Kasse wie ein Falke auf der Jagd. Doch Michael Sherwood hatte definitiv etwas von einem Zauberer an sich und Scarlett liebte das an ihm. Unter anderem. Mir wäre es genauso ergangen. Sofern sich so ein magischer Typ je für mich interessiert hätte.
    Es war der erste Sommer, den Scarlett und ich nicht ausschließlich und pausenlos zu zweit verbrachten. Michael war immer dabei, brachte uns im Pool mit seinen Faxen zum Lachen oder umschlang von hinten Scarletts Taille, wenn sie Teig für Schokokekse anrührte. Es war außerdem der erste Sommer, an dem wir nicht praktisch jeden Abend zusammen abhingen. An vielen Abenden waren die Rollos vor ihrem Schlafzimmerfenster heruntergelassen, Michaels Auto stand in der Auffahrt und ich wusste, wenn ich jetzt hinüberginge, würde ich nur stören. Später, in der Nacht, hörte ich sie draußen auf der Straße, wenn sie sich voneinander verabschiedeten. Ich schob meine Vorhänge beiseite und sah zu, wie er sie im spär lichen Licht der Straßenlaterne küsste. Noch nie hatte ich um ihre Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Doch nun musste Michael bloß einmal zu ihr rüberschauen und schon war sie weg, wie der Blitz, so dass ich in der Mittagspause |61| allein essen oder abends mit meinem Vater fernsehen musste, der unweigerlich um halb neun auf dem Sofa einschlief und dabei grässlich vor sich hin schnarchte. Ich vermisste sie.
    Aber Scarlett war so glücklich, dass ich ihr nicht böse sein konnte. Sie strahlte ungelogen vierundzwanzig Stunden am Tag von einem Ohr zum anderen, lachte, lachte, lachte bei jeder kleinsten Gelegenheit und auch so, saß mit Michael auf der Bordsteinkante vor dem Supermarkt und fing die Trauben, die er ihr zuwarf, mit dem Mund auf. Manchmal verkrochen sie sich das ganze Wochenende über bei ihr zu Hause, kochten Spaghetti für Marion und liehen sich Videos aus. Scarlett erzählte mir, dass Michael nicht mehr ständig im Mittelpunkt von Klatsch und Tratsch stehen wollte; davon hatte er die Nase voll, seit er und Elizabeth sich gegen Ende des Schuljahrs getrennt hatten. Der Tag, an dem wir unseren Ausflug zum See machten, wäre der erste gewesen, an dem er und Scarlett sich etwaigen Blicken und Kommentaren unserer Schulkameraden ausgesetzt hätten. Es war jedoch leer am Strand, wir konnten in aller Ruhe Frisbee spielen und uns das von Scarlett vorbereitete Picknick zu Gemüte führen.

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