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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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landesweit bloßgestellt zu werden, war gar nicht mal das Schlimmste. Ich hätte übrigens gar nicht sagen kön nen , was genauso ätzend war. Es war schwer zu definieren, nichts Fassbares, Konkretes, mehr eine allgemeine Häu fung bestimmter Bemerkungen, kleiner Vorfälle. Erst wenige, dann immer mehr, wie Schnee, der sich allmählich zu einer Kugel zusammenballt, während er den Hügel hinunterrollt und dabei immer schneller wird, bis die Kugel so groß ist und so viel Fahrt hat, dass sie mich unter sich begräbt.
    Aber letztlich lag es nicht an dem, was sie sagten oder welche Blicke sie wechselten, nachdem sie mich gefragt hatten, wie es in der Schule war, und ich mit vollem Mund Okay gemurmelt hatte. Wobei ich durchs Fenster sehnsüchtig zu Scarlett hinüberblickte, die allein vor dem Fernseher hockte, in aller Ruhe aß und niemandem Rede und Antwort stehen musste. Es hing mit etwas anderem zusammen: Früher wäre meine Mutter die Erste gewesen, der ich von Macon Faulkner erzählt hätte, oder wie wichtig Sport für mich geworden war und weshalb. Doch wenn ich ihr jetzt gegenübersaß, nahm ich bloß noch wahr, wie steif und verkrampft sie ihren Kopf hielt, wie verkniffen und schmal ihre Lippen wurden, wenn sie mich daran erinnerte, meine Hausaufgaben zu machen, und nein, ich dürfte nach dem Essen nicht zu Scarlett, nicht unter der Woche, und vergiss nicht das Geschirr in die Spülmaschi ne |87| zu räumen und den Müll rauszubringen. Lauter Sachen, auf die sie mich seit Jahren hinwies. Nur dass mittlerweile in allem, was sie von sich gab, eine andere, tiefere, schwer wiegende Bedeutung zu stecken schien. Etwas, das sich zwischen uns auf dem Tisch auftürmte und jede Form von Gespräch verhinderte.
    Ich wusste, meine Mutter würde nichts kapieren, wenn ich ihr von Macon Faulkner erzählte. Weiter konnte ich mich gar nicht von ihr entfernen als mit und durch Macon. Von ihr, Noah Vaughn und der idealen Tochter, die ich im Grand Canyon gewesen war. In der Welt, in der ich mittlerweile lebte – Highschool, meine flammende Begeisterung für Sport, Michael Sherwood, der nicht mehr lebte   –, war für meine Mutter kein Platz mehr. Wie bei einem dieser Tests, bei denen man gefragt wird: Was passt nicht ins Bild? Apfel, Banane, Birne, Traktor? Meine Mutter konnte weder etwas dafür noch hätte sie etwas dagegen tun können. Trotz all ihrer Bemühungen – meine Mutter war und blieb der Traktor.

|88| Kapitel vier
    Am 18.   Oktober um elf Uhr siebenundzwanzig vormittags fragte Macon mich endlich zum ersten Mal, ob ich mit ihm abends weggehen wolle. Ein grandioser, einmaliger, gigantischer Augenblick, eine Erinnerung fürs ganze Leben. Klar, gestochen scharf und wie vom Blitz erleuchtet, so hell. In meinem Leben hatte es noch nicht viele gigantische Augenblicke gegeben; ich beabsichtigte mich an diesen bis ins kleinste Detail zu erinnern. Und zwar für immer.
    Der 18.   Oktober war ein Freitag. Wir schrieben unseren Badmintontest. Nachdem ich abgegeben hatte, holte ich mein Deutschheft aus dem Rucksack und begann mit meinen Wortschatzübungen. Gleichzeitig äugte ich immer wieder verstohlen zu Macon hinüber, der am Bleistift kaute, zur Decke starrte und offensichtlich schwer mit den fünf kurzen, pipileichten Fragen des Tests zu kämpfen hatte. Dabei handelte es sich bei dem Test, den unser Sportlehrer ausgeteilt hatte, seit fünfzehn Jahren immer um denselben.
    Doch irgendwann stand auch Macon auf, steckte den Bleistift hinters Ohr und ging nach vorne, um seinen Test abzugeben, wobei ihn sein Weg an mir vorbeiführte. Ich riss mich zusammen, so gut ich konnte, und las immer wieder |89| denselben Begriff,
Feuilleton
, immer wieder, als wäre
Feuilleton
ein Zauberspruch, mit dessen Hilfe ich ihn dazu bewegen konnte, bei mir stehen zu bleiben und mit mir zu reden.
Feuilleton, Feuilleton
, während er unserem Sportlehrer das Blatt Papier überreichte, sich reckte, dehnte, streckte und ganz gemächlich seinen Rückweg antrat, der ihn ein zweites Mal in meine Nähe bringen würde.
Feuille
ton
, Feuilleton
, während er näher kam und grinsend an mir vorbeilief, auf seinen Platz zu.
Feuilleton, Feuilleton
, dachte ich hoffnungslos. Das Wort verschwamm vor meinen Augen. Aber schließlich – endlich! – beim allerletzten
Feuil
leton
: das Geräusch, das sein Heft machte, als er es zu mir rüberschob und sich neben mich plumpsen ließ. Und plötzlich spürte ich es wieder, das

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