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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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aufhielt, durch die Bäume hindurch sehen.
    »Ich muss mich beeilen.« Ich öffnete die Beifahrertür. »Danke.«
    »Ich rufe dich morgen an«, rief er mir durchs Wagenfenster hindurch nach. Trotz der Dunkelheit sah ich, dass er lächelte.
    »Super.« Ich erwiderte sein Lächeln, obwohl kostbare Sekunden verrannen. Ein letztes Mal winkte ich ihm zu, dann zwängte ich mich, so schnell ich konnte, durchs Gebüsch bis zu Scarletts Pool. Ich hörte ihn hupen, als er davonfuhr.
    Ich lief die Treppe zu Scarletts Terrasse hoch und durch die Hintertür in die Küche. Sie saß am Tisch, aß Bananensplit mit Schokosauce und las in
Du bist schwanger – und was jetzt?
, das vor ihr an der Zuckerdose lehnte.
    »Du kommst zu spät«, meinte sie geistesabwesend, wäh rend |200| ich quer durch die Küche Richtung Haustür sauste. Auf ihrem Kinn prangte ein Schokosaucenfleck.
    »Weiß ich selber.« Im Vorbeirennen wischte ich ihr den Fleck vom Kinn. »Bis morgen.«
    »Bis morgen.« Sie vertiefte sich wieder in die Schwangerschaftsbibel. Ich riss die Eingangstür auf und stürzte über erst ihren, dann unseren Gartenweg nach Hause.
    Meine Mutter stand an der Treppe und wartete auf mich. Als ich die Haustür hinter mir schloss, hörte ich, dass Macon, dessen Auto offensichtlich vor unserem Haus mit laufendem Motor stand, im Leerlauf Gas gab. Er liebte es eben, das Schicksal herauszufordern, und spielte grundsätzlich auf Risiko. Aber jetzt war gerade echt schlechtes Timing.
    »Du kommst zu spät«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme. »Du hättest längst hier sein sollen.«
    »Ich weiß.« Suchte fieberhaft nach einer Ausrede. »Aber Scarlett und ich haben uns einen Film angeschaut und die Zeit vergessen.«
    »Du warst nicht bei Scarlett.« Das war kein tastender Versuch. Nein, das war eine Feststellung. »Ich konnte sie durchs Fenster sehen, in der Küche, im Wohnzimmer. Allein, den ganzen Abend. Netter Versuch, Halley.«
    Von draußen hörte ich immer noch, wie Macon mit seinem Motor spielte, ihn aufjaulen ließ und sich anscheinend keinen Begriff davon machte, in was für eine Lage er mich brachte. Dass er alles nur noch schlimmer machte.
    »Wo warst du?«, fragte sie mich. »Wo bist du mit ihm hingefahren?«
    »Mom, wir waren bloß ein bisschen unterwegs. Es ist nichts passiert.«
    |201| »Wo wart ihr?« Allmählich erhob sie die Stimme. Mein Vater erschien oben auf der Treppe und beobachtete uns.
    »Nirgendwo.« Macon ließ den Motor immer lauter aufheulen. Ich ballte die Fäuste. Aber wie hätte ich ihn davon abhalten sollen? »Wir waren bei ihm daheim, einfach nur abhängen, nichts Besonderes.«
    »Wo wohnt er?«
    »Das ist doch völlig egal, Mom.«
    Ihre Miene war versteinert. Auch den Ausdruck kannte ich mittlerweile gut an ihr. Wie ein Gewitter, das sich zusammenballt. »Mir ist das nicht egal. Ich weiß wirklich nicht, was seit neuestem in dich gefahren ist, Halley. Du machst lauter Sachen, von denen ich nichts wissen soll, schleichst dich aus dem Haus, schleichst dich wieder herein. Lügst mir ins Gesicht. Und alles nur wegen diesem Macon, einem Jungen, den du uns nicht einmal vorstellst, den wir nicht einmal kennen.«
    Das Motorengeräusch wurde immer lauter. Ich schloss die Augen.
    Sie sprach lauter, um es zu übertönen; ihre Stimme schien von den Wänden widerzuhallen und über mir zusammenzuschlagen. »Warum lügst du uns ständig an, Halley? Warum bist du nicht ehrlich zu uns?« Doch plötzlich klang ihre Stimme nicht mehr wütend, sauer, empört, sondern nur noch – traurig. Was mich fertig machte. Ich hasste es. Dass es mich fertig machte, meine ich.
    »Das verstehst du nicht«, antwortete ich. »Ich will doch bloß, dass   –« In dem Moment wurde das Geräusch, sofern das überhaupt möglich war,
noch
lauter, der Motor kreischte in höchsten Tönen – ja,
wollte
er denn, dass sie mich platt machte? Er raffte echt überhaupt nichts. Unvermittelt fuhr er mit quietschenden Reifen los, raste die |202| Straße hinunter, hupte mehrmals, während er um die Ecke bog. Hinterließ wahrscheinlich einen Geruch nach verbranntem Gummi. Ich brauchte überhaupt nicht hinauszusehen, um zu wissen, dass Mr Harpers Verandalicht bereits eingeschaltet war, er in Pantoffeln und Morgenmantel vor seiner Haustür stand und sich über den Krach und Gestank schwarz ärgerte.
    »Hast du das gehört?« Doch dabei wandte meine Mutter den Kopf, um meinen Vater anzusehen. Er nickte. »Mit dem Fahrstil kann er noch jemanden

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