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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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umbringen.
Umbrin
gen
.
« Ihre Stimme klang ängstlich, zittrig, genau wie Oma Halleys bei ihren hysterischen Anrufen.
    »Mom, lass mich doch bitte   –«
    »Geh ins Bett, Halley«, sagte mein Vater leise. Kam langsam die Treppe herunter, legte einen Arm um meine Mutter. Ging mit ihr in die Küche, schaltete das Licht an. »Geh sofort ins Bett.«
    Mit wild klopfendem Herzen lief ich die Treppe hoch zu meinem Zimmer. Als ich am Spiegel im Flur vorbeikam, warf ich einen Blick hinein und sah mich selbst. Ein Mäd chen in verwaschener Jeansjacke, mit zerzaustem, schulterlangem Haar, die Lippen rot vom vielen Küssen. Ich blieb stehen, um mir das Bild genau einzuprägen: Das Mädchen, das es seit jener Nacht am Topper Lake gab, das Mädchen, das zu Macon Faulkner gehörte, das Mädchen, das seiner Mutter das Herz brach und das mit seiner Vergangenheit gebrochen hatte. Das Mädchen, das ich jetzt war.

|203| Kapitel zehn
    »Lies das mal.« Scarlett gab mir die Zeitschrift, in der sie geblättert hatte. »Im vierten Schwangerschaftsmonat lernt das Baby, wie man saugt und schluckt. Die Zähne werden im Kiefer angelegt, Finger und Zehen sind bereits voll ausgebildet.«
    »Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass es sich ausschließlich von Hotdogs und Orangensaft ernährt«, meinte ich. Es war am nächsten Tag. Wir saßen im Wartezimmer von Scarletts Ärztin, wegen der Routineuntersuchung im vierten Monat. Scarlett war schon immer durchgedreht, wenn sie ein Stethoskop oder einen weißen Kittel überhaupt nur sah. Deshalb hatte ich ausnahmsweise Freigang bekommen, um sie zu begleiten und moralisch zu unterstützen. Denn an und für sich hatte ich schon wieder mal Hausarrest, weil ich a) gelogen hatte, um mit Macon zusammen sein zu können, und b) zu spät heimgekommen war. Ich entwickelte mich allmählich zur Hausarrestexpertin; ich hätte zu dem Thema glatt Bücher schreiben und Workshops veranstalten können.
    »Ich ernähre mich ausgezeichnet«, entgegnete sie entrüstet und rutschte auf der Liege hin und her, um eine bequemere Position zu finden, wobei sie gleichzeitig versuchte sich nicht völlig zu entblößen; sie trug nämlich eines |204| von diesen hinten offenen Krankenhaushemden. Hinter ihr an der Wand hing ein Poster mit dem Titel
Der weibli
che
Fortpflanzungsapparat
; die Darstellung ließ nichts, aber auch nichts der Fantasie übrig. Ich bemühte mich daher eifrig sie zu übersehen und mich stattdessen auf den Plastiktruthahn und die Pilger zu konzentrieren, die jemand als Raumschmuck darum herum gehängt hatte. In zwei Wochen war Thanksgiving.
    »Nein, du isst immer noch nicht genug Grünzeug«, sagte ich streng. »Salatblätter auf Big Macs zählen nicht.«
    »Halt die Klappe.« Sie ließ den Kopf auf die Unterlage sinken, strich sich über den Bauch. Allmählich, seit etwa zwei Wochen, sah man ihr die Schwangerschaft tatsäch lich an. Ihr Bäuchlein war zwar noch fast unsichtbar, dafür hatte sie riesige Brüste. Der einzige Vorteil, wie sie immer sagte.
    Es klopfte. Eine Ärztin kam herein. Auf ihrem Namensschild stand DR.   ROBERTS; sie trug pinkfarbene Sneakers sowie Jeans und hielt ein Klemmbrett in der Hand. Ihr Haar hatte sie am Hinterkopf eingedreht und hochgesteckt.
    »Hallo . . .«, meinte sie, warf einen Blick auf ihre Unterlagen und fügte hinzu: ». . . Scarlett. Wie geht es dir?«
    »Gut«, antwortete Scarlett, die krampfhaft ihre Finger ineinander verschränkte, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie Schiss hatte. Ich starrte auf die Zeitschrift in meiner Hand:
Life
, mit einer Titelgeschichte über Elvis.
    »Du bist also ungefähr in der sechzehnten Woche«, las Dr.   Roberts von ihren Unterlagen ab. »Gibt es irgendwelche Probleme? Beunruhigt dich irgendetwas?«
    »Nein«, antwortete Scarlett. Ich warf ihr einen mahnenden Blick zu. »Eigentlich nicht.«
    |205| »Kopfschmerzen? Nasenbluten? Verstopfung?«
    »Nein«, sagte Scarlett.
    »Lügnerin.« Das kam von mir.
    »Du hältst dich raus«, fauchte sie mich an. Wandte sich wieder an die Ärztin: »Sie hat sowieso keine Ahnung.«
    »Und wer bist du?« Dr.   Roberts schob sich das Klemmbrett unter den Arm und wandte sich zu mir um. »Scarletts Schwester?«
    »Nein, ihre Freundin«, antwortete ich. »Und weil sie tierischen Schiss vor Ärzten hat, wird sie Ihnen kein Wort von dem erzählen, was wirklich los ist.«
    Die Ärztin lächelte. »Scarlett, ich weiß, das ist alles ziemlich aufregend, ja, beängstigend, vor allem für jeman den , der

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