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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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wollte mit meinen drei Schuss ein Maximum bewirken. Also blieb ich weiter liegen, die Augen fest geschlossen; ich roch den Staub, der immer noch in der Luft hing, und spürte deutlich, wie sich scharfkantige Trümmer irgendwelcher Möbelstücke schmerzhaft in meinen Rücken bohrten.
    Als ich mich bewegte, taten die Cops es mir gleich – augenblicklich.
    Den Kerl am Fenster nahm ich mir als Ersten vor – er stand in Deckung, spähte aus dem Tageslicht in das pechschwarze Innere dieser Ruine hinein; ob er wollte oder nicht, unterbewusst musste er davon überzeugt sein, er sei in Sicherheit. Ich sprang auf, wirbelte herum und öffnete die Augen. Da war er: Ein riesiger, fetter, schwarzer Dreckskerl in einem gewaltigen Regenmantel – genau die Sorte Cop, die ich schon unzählige Male in Aktion erlebt hatte: Wie sie Nutten filzten oder irgendwelche Teenager verprügelten, die angeblich irgendetwas falsch gemacht hatten. Noch während ich die Waffe hob, zuckte auch der Arm meines Gegenübers zum Holster; gleichzeitig duckte er sich. Ich verfolgte seine Bewegung und feuerte die Panzerbrecher-Patrone direkt auf die Wand ab; zur Belohnung hörte ich einen erstickten Schrei. Seine Stimme verriet mir deutlich, dass ich ihn nicht tödlich getroffen hatte, aber scheiß drauf, er war auf jeden Fall für den Moment aus dem Spiel. Und mehr als ›ein Moment‹ blieb mir sowieso nicht.
    Ich rannte los.
    Hinter mir rissen zahllose Kugeln neue Löcher in die zerklüfteten Betonpfeiler, Zementstaub wirbelte auf, Funken sprühten, und jeder einzelne Schuss kam mir so nah, dass er mich genauso gut hätte treffen können. Ich hielt nicht inne, um die Schusskünste meiner Gegner zu bewundern. Ich rannte der Wand entgegen und sprang auf eines der Fenster zu, die Arme vor mich gestreckt. Ich hatte mich in der Breite des Fensters ein wenig verschätzt und donnerte mit der Schulter schmerzhaft gegen die Kante – dadurch wurde ich herumgewirbelt. Mit den Füßen blieb ich an der Fensterbank hängen. Ich verkrampfte, krachte gegen die Außenseite der Wand und prallte mit dem Kopf so heftig gegen die Mauer, dass einen Moment lang vor meinen Augen alles verschwamm. Dann schüttelte ich den Kopf, wuchtete mich ganz aus dem Fenster, und schon hatte ich den feuchten Boden vor dem Gebäude erreicht.
    Ein gurgelnder Laut neben mir sorgte dafür, dass ich noch schneller wieder auf die Beine kam, die Waffe in der Hand. Auf dem Boden lag der erste Cop; meine Augen hatten sich an das grelle Licht hier draußen noch nicht gewöhnt, und so hatte sein Blut für mich die gleiche Farbe wie seine kaffeebraune Haut -es sah aus, als würde der Mann einfach schmelzen.
    Schwach bewegte er die Arme, und sein Mund öffnete sich, als wolle er etwas sagen, doch außer einem feuchten Schmatzen war nichts zu hören – als verschlucke der Bursche gerade seine Zunge. Ich kam zu dem Schluss, dieser Cop stelle keine sonderliche Bedrohung mehr dar. Meine Lungen brannten, mein Mund war voller Staub. Ich kroch zu der Wand hinüber, presste mich dagegen und lauschte.
    Ich hörte überhaupt nichts, außer dem Wind und der Schweber-Verdrängung. Ich wagte es tatsächlich, zum Himmel aufzublicken, aber konnte das SSD-Schiff nirgends finden. Dennoch wusste ich, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis es wieder zurückkam, über dieser Stelle kreiste und mich entdeckte – vielleicht hatten sie das sogar schon, wenn sie mit Infrarot-Sichtgeräten ausgestattet waren. Wieder versetzte ich mich in die Lage der Cops, überlegte mir, was ich an ihrer Stelle tun würde, versuchte mir vorzustellen, wie sehr sie mich verachteten, wie arrogant sie waren. Was würde ich tun, wenn ich auf Rattenjagd wäre?
    Lautlos ging ich in die Hocke, merkte dabei, wie aufgerissen und blutig meine Knie waren, und schlich vorsichtig zur Rückseite des einsturzgefährdeten Gebäudes. So sehr meine Brust auch schmerzte, ich atmete flach und regelmäßig, und obwohl mein Arm allmählich ermüdete, hielt ich die Waffe die ganze Zeit über im Anschlag. Als ich die Fenster endlich hinter mich gelassen hatte, richtete ich mich vorsichtig auf, presste mich erneut an die Wand und schlich dann ein wenig schneller weiter. Ich konnte fast fühlen, wie wir uns gegenseitig anzogen, wie zwei Himmelskörper. Früher oder später mussten wir aufeinandertreffen … und dann hörte ich sehr leise das Rascheln von Stoff und roch erneut Rauch. Ich wartete bis zum letzten Moment, zählte die Herzschläge, trat einen Schritt

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