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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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sehr geistesabwesend. Am liebsten hätte ich mich einfach auf dem Schuttberg dort zusammengerollt und ein Nickerchen gemacht.
    Er nickte, ohne aufzublicken. »Ich bin der Leiter der Abteilung für Innere Angelegenheiten, und somit habe ich freie Entscheidungsgewalt hinsichtlich sämtlicher Officers des SSD. Ich kann jederzeit eine Untersuchung einleiten und in angemessener Art und Weise einschreiten, sollte es Anhaltspunkte für ein wie auch immer geartetes Fehlverhalten geben.« Plötzlich blickte er ruckartig zu mir auf. »Sobald diese Anhaltspunkte gefunden, verzeichnet und digitalisiert sind, Mr Cates, untersteht der betreffende Officer mir persönlich. Haben Sie das verstanden? Sobald ich jemanden offiziell als Straftäter im Amt klassifiziert habe, ist die betreffende Person für mich und mein Amt wertlos. Dieser Mann hier …« – beiläufig deutete er auf den Leichnam, über den er immer noch gebeugt stand -
    »… hat sich zahlreicher Straftaten schuldig gemacht, einschließlich Mordes. Ich habe diesen Augenblick dafür gewählt, ihn aus dem Dienst zu entlassen, ohne eine Berufung zuzulassen. Das ist absolut im Sinne des Gesetzgebers und liegt vollständig innerhalb meiner dienstlichen Möglichkeiten.«
    Darüber dachte ich nach. Ich fragte mich, wie groß wohl der Prozentsatz an SSD-Mitarbeitern war, die sich verschiedener Straftaten schuldig gemacht hatten und immer noch mit diesem selbstgefälligen, zufriedenen Grinsen durch die Gegend spazierten … und dabei nicht wussten, dass Dick Marin sie, wenn es ihm in irgendeiner Weise nutzte, einfach auslöschen konnte – und das auch noch völlig legal. Der Gedanke heiterte mich ein wenig auf.
    Erneut blickte Marin auf die Leiche hinab.
    »Elias Moje, dieser Dreckskerl, von dem ich hoffe, dass ich ihn eines Tages vor die Flinte kriege, hat Sie als Hauptverdächtigen bei der Harper-Entführung gemeldet. Es war ihm scheißegal, ob Sie wirklich etwas damit zu tun haben oder nicht: Er wusste, dass Sie sich in London aufhalten und damit vorübergehend für ihn unerreichbar sind, also hat er ihren Namen ins Gespräch gebracht, um Sie möglichst schnell wieder in seinen Einflussbereich zu bekommen. Damit er den ganzen SSD gegen Sie mobilisieren kann.« Mit dem Werkzeug aus einem kleinen Etui reinigte Marin seine Waffe; er bewegte sich mit raschen, geschickten Bewegungen und schaute während der Arbeit nicht einmal hin. »Sie haben sich aus seinem Einflussbereich entfernt, und dann haben Sie das Dümmste getan, das Ihnen nur einfallen konnte – indem Sie tatsächlich diese Frau mitgenommen haben.«
    Erstaunt kniff ich die Augen zusammen. »Woher …?«
    Marin neigte den Kopf zur Seite, als lausche er auf jemanden, der weit, weit entfernt seinen Namen geflüstert hatte. »Wir sind wirklich die Polizei, Mr Cates. Im Gegensatz zu Ihren persönlichen Erfahrungen tun wir auch noch andere Dinge als Schmiergelder anzunehmen, Unschuldige zu ermorden und in schicken Klamotten durch die Gegend zu stolzieren. Ms Harper hat ein Memo an ihre Geschäftsstelle in Genf geschickt und berichtet, sie habe den gesuchten Mörder, Terroristen und Bürgerschreck-Nummer-Eins Avery Gates in einem Flieger nach London gesehen und werde selbst einige Nachforschungen anstellen. Wie ich bei unserer ersten Besprechung angemerkt zu haben glaube, habe ich mehrere andere Individuen auf ähnliche oder identische Missionen geschickt, und sie alle sind jetzt tot. Manchmal frage ich mich, warum von allen, die ich im Laufe der letzten Monate für diesen Job angeheuert habe, ausgerechnet Sie immer noch überlebt haben.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Wir saßen in dem einsturzgefährdeten Gebäude, zu unseren Füßen lagen drei tote Cops, und wir plauderten nett. Marin hatte gesagt, der Schweber werde uns nicht belästigen, und ich hatte keinen Grund, ihm nicht zu glauben. »Ich hatte keine andere Wahl«, sagte ich.
    »Ist auch egal. War auf jeden Fall eine dumme Idee. Wie dem auch sei: Moje lässt also Ihren Namen fallen, und plötzlich sucht jeder einzelne System-Cop der Welt nach Ihnen -klar, Sie werden im Zusammenhang mit fünfzehn unaufgeklärten Morden in New York gesucht, Gates, aber seien wir doch mal ehrlich: Sie können so viele unbedeutende Gestalten umbringen, wie Sie wollen, und der SSD wird schlimmstenfalls Ihren Namen aufschreiben, bloß für den Fall, dass man den später noch einmal braucht. Aber wenn Sie eine bedeutende Person auch nur vom Bürgersteig schubsen, wird der SSD keine

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