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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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herumgetrieben hatten, huschten davon wie Küchenschaben vor dem Licht. Ich blickte mich um und sah, dass vielleicht ein Dutzend System-Bullen aus der Kirche herauskamen: Mit gezogenen Waffen eilten sie auf uns zu, umringt von einem Schwärm ungeschickter, äußerst unglücklich aussehender Brecher.
    Mit erstaunlicher Geschwindigkeit und ebensolchem Geschick rannte Gatz davon, doch Canny hielt die Stellung. Er klappte seinen Mantel auf, und sofort blitzten seine beiden Roons im matten Tageslicht auf. Er zog beide Waffen, betätigte die altmodischen Sicherungen – ich hörte das Klick von Metall auf Metall.
    »Mr Cates«, rief er mir zu, ohne mich anzuschauen. »Sie schulden mir noch zwanzig Yen, richtig?«
    Ich zog mich immer weiter zurück, war gegen meinen eigenen Willen wirklich beeindruckt. »Was zum Teufel machst du denn?«, schrie ich, und das Entsetzen ließ mich gegen besseres Wissen wie angewurzelt stehenbleiben. »Beweg deinen Arsch, Mann!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ein Cainnic Orel flieht nicht.« Ich wirbelte herum und dachte: Naja, um Gottes willen, du bist nicht Cainnic Orel – und scheiß drauf: Avery Gates flüchtet sehr wohl!

XXV
    Ganz eindeutig Ihr Scheiß-Glückstag
     
    00101
     
     
    Sofort hörte ich hinter mir eine ganze Salve -wie Feuerwerkskörper. Ich duckte mich hinter die einsturzgefährdete Wand und zwang mich schließlich dazu, noch schneller zu laufen, während rings um mich Kalkstaub aufwirbelte. Aber diese Scheiß-Bullen … obwohl da ein Möchtegern-Cainnic-Orel stand und auf sie feuerte, und obwohl Kev Gatz die Flucht angetreten hatte, waren mir mindestens drei von denen dicht auf den Fersen. Ich riss mir die Sonnenbrille von der Nase und zog eine der Waffen aus meinem Beutel; dabei fragte ich mich, ob das Universum genug Glück für mich bereit hielt, dass sie vielleicht sogar geladen wäre.
    Ich wusste über London nicht das Geringste – ob es irgendwo in diesen uralten, ruinierten Gebäuden Schutzräume gab, wohin die Abwasserkanäle führten, ob es hier irgendwelche wohlgesinnten Gestalten gab, die mir Unterschlupf gewähren würden. Ich wusste nicht einmal, wo ich mich verstecken sollte, und mit zusammengebissenen Zähnen verfluchte ich die ganze Welt, während ich weiterrannte und weiterrannte. Irgendwie war ich hinter eine Zwischenwand geschlüpft und stürmte nun durch eine gänzlich eingestürzte Straße, die nur aus Schutt zu bestehen schien. Was an Wänden noch stand, sah so aus, als würde es jeden Moment über mir zusammenbrechen. Um nicht ganz so viel herumschleppen zu müssen und ein wenig schneller zu werden, warf ich den Beutel mit den restlichen Waffen fort und griff nach dem Magazin der alten Roon 85, für die ich mich entschieden hatte – darin glitzerten einsam noch drei Panzerbrecher-Patronen. Solche Panzerbrecher waren wirklich schwierig zu kriegen; sogar die Cops setzten sie schon seit Jahren nicht mehr ein, so teuer waren sie, und entsprechend gesucht waren solche Patronen in der Unterwelt -Jerry konnte unmöglich gewusst haben, dass sie sich in diesem Magazin befanden, sonst hätte er guten Gewissens satte hundert Yen mehr verlangen können. Mit der Patrone, die sich schon im Lauf befand, hatte ich also vier Schuss. Drei Cops, vier Schuss. Das war mit Abstand die beste Situation seit geraumer Zeit, und das machte mich erst recht nervös.
    Die Schweber-Verdrängung wurde noch lauter; ich wusste, dass sie versuchten, mich aus der Luft aufzuspüren, um dann die Cops auf der Straße zu lotsen. Ich tauchte in den nächstgelegenen Eingang und war sofort von völliger Schwärze umhüllt; die Luft roch abgestanden und staubig. Nach der relativen Helligkeit des Tages war ich völlig blind. Einige Schritte weit tastete ich mich vor, dann stolperte ich, landete schmerzhaft auf einem losen Stapel scharfkantiger, unregelmäßig geformter Objekte. Meine Instinkte meldeten sich zu Wort, und so blieb ich reglos liegen, biss mir fest genug auf die Zunge, um Blut zu schmecken, und machte keinen einzigen Laut. Schon das Pfeifen meines Atmens durch die Nase klang für mich ohrenbetäubend. Das Einzige, was ich jetzt noch tun konnte, war darauf zu warten, dass meine Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnten … und mich bereitzuhalten.
    Die Cops brauchten länger, als ich erwartet hatte. Nach ungefähr dreißig Sekunden rollte ich mich vorsichtig auf den Rücken und blinzelte in Richtung des Eingangs, der als matter Umriss zu erkennen war. Ich hob die Waffe gerade

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