Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
Dröhnen in meinen Handknochen, die sich allmählich vom Rückstoß der Waffe erholten. Ich hatte sein Gesicht gesehen, dennoch konnte ich es nicht glauben. Es war wirklich er gewesen, Dennis Squalor, und ich hatte ihn getötet. Aber das war nicht echt. Ich starrte auf die zusammengesunkene Gestalt im Eingang und regte keinen Muskel.
    Hinter mir waren stoßweise immer noch Schüsse zu hören, immer wieder unterbrochen von Canny Orels gegrollten Flüchen. Kieth stöhnte und versuchte, sich aus Dawsons schwebendem Sarg zu befreien, und Gatz stand neben mir wie eine Statue. Ich glaubte zu hören, wie mein eigener Schweiß auf der heißen Mündung der Waffe zischte, glaubte die Kühlflüssigkeit zu riechen, die aus Squalors Metallkörper quoll.
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, um endlich Dawsons unablässiges Gelächter zu übertönen, doch während ich das tat, trat eine zweite Gestalt in den Eingang, und wieder erstarrte ich.
    Es war Dennis Squalor. Schon wieder.
    »Avery Gates, du Arschloch«, drang Dawsons unmenschliche Stimme unter Kieth hervor. »Darf ich dir die Kardinäle vorstellen?«
    Das Gesicht sah genau so aus, wie man es in den Vids kannte: rund, mit schlaffer Haut und auffallend fleischigen Backen, eine Tonsur auf dem Schädel, die Kopfhaut glatt und rosig. Kleine, fast zierliche Ohren und eine flache, breite Nase. Er sah älter aus als jeder andere, dem ich jemals begegnet war, vielleicht sechzig, und trug eine Brille mit kleinen, runden, dunklen Gläsern, die fest mit seinem Kopf verbunden war, sodass man von den Augen nicht das Geringste erkennen konnte. Dazu trug er ein gleißend weißes Hemd, bis zum Kragen zugeknöpft, und einen dunklen Anzug; sein Mantel reichte bis zum Boden und wirkte wie eine perfekt zugeschnittene Kutte. Er sah gänzlich menschlich aus, wie er so dastand, und ich hätte auch gedacht, er sei ein Mensch – nur dass ich ihm vor wenigen Sekunden ins Gesicht geschossen hatte, und doch stand er jetzt da, über seinen eigenen Leichnam gebeugt.
    Hinter mir hörte ich Orel einen fast schon unmenschlichen Schrei ausstoßen, es war pure Frustration, während eine weitere Salve durch den Korridor hallte; Tanner und er feuerten stoßweise.
    »Cates!«, übertönte Tanner den Lärm. »Sie kommen!«
    Ich drehte mich nicht um. Immer noch blickte ich dieses … Ding an, diesen Doppelgänger. Orels Schrei hallte mir noch durch den Kopf, übertönte alles andere, als hätte ich Watte in den Ohren, Tanners Worte hingen in der Luft wie Glasscherben, und Squalor bewegte sich. Es war eine kaum merkliche Bewegung der Arme, sein Mantel glitt nur um Millimeter weiter. Alte, unauslöschlich eingebrannte Instinkte bestimmten mein Handeln, ließ mich alles andere einfach vergessen, sämtliche anderen höheren Funktionen meines Verstandes. Bevor ich bewusst begriffen hatte, dass Squalor – oder wer auch immer das hier war – schießen würde, bewegte ich mich schon. Rücklings sprang ich zur Seite, riss Gatz zu Boden, als ich mich abstieß und auf den schwebenden Sarg zuhielt, in dem sich immer noch Dawson und Kieth befanden.
    Mitten in der Luft hörte ich weitere Schüsse krachen. Als ich unsanft in den Sarg krachte – ich hing halb heraus, und sämtliche Luft wurde mir aus den Lungen gepresst-, vernahm ich das Klonk-Klonk-Klonk von Geschossen, die in die Metallwandung des Sarges einschlagen.
    »Runter von mir«, zischte mir eine geschmolzene, gurgelnde Stimme ins Ohr. »Und stirb endlich.«
    »Oh, Scheiße«, stöhnte Kieth unter mir. »Ich glaube, du hast mir ein paar Rippen gebrochen, verdammt.«.
    Ich wartete nicht ab, ob noch mehr Klagen kamen. Der Trick bestand darin, immer in Bewegung zu bleiben. Ein sich bewegendes Ziel war schwerer zu treffen. Wenn man lange genug innehielt, um nach Luft zu schnappen, fing man sich eine Kugel ein. Ich stieß mich von Dawsons Kopf ab, nahm all meine Kraft zusammen und sprang über die Rückwand des Sarges hinweg, landete aufrecht auf der anderen Seite und spürte irgendetwas in meinem Rücken reißen; Schmerz durchzuckte beide Beine, fast wie ein elektrischer Schlag. Aus irgendeinem Grund nahm ich auf einmal deutlich wahr, wie feucht der Steinboden des Korridors roch.
    »Sehr hübsch«, grollte Orel hinter mir. Ich spürte ihn ganz in der Nähe, keine zwei Zentimeter von mir entfernt. »Mr Cates, Sie sind ganz und gar nicht derjenige, an dessen Seite zu sterben ich mir ausgesucht hätte.«
    »Leck mich!«, fauchte ich und überprüfte aus reiner

Weitere Kostenlose Bücher