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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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konnte ich die Schüsse kaum noch hören. Innerlich zählte ich bis fünf.
    »Was ist denn?«, fragte ich dann und mahlte mit den Zähnen, um nicht vor Frustration laut aufzuschreien. Ich fühlte mich wie eingesperrt. Über mir lagen unzählige Tonnen Stein und Metall, rings um mich gab es Tausende mordlüsterne Cyborgs. Jeder meiner Muskeln war bis zum Zerreißen gespannt, jede Pore geöffnet, und Verzweiflung und Entsetzen strömten daraus hervor. Eine Meile über uns setzte die Stadt London nichtsahnend ihr gewohntes Leben fort. Ich wusste nicht, wie spät es war, doch ich wusste, dass jetzt abgehärmte, ausgemergelte Männer und Frauen auf der Wohlfahrtsmeile standen, während etwas fittere, wachere Männer und Frauen zwischen ihnen hindurchhuschten und sie nach Strich und Faden ausnahmen, während fette, überbezahlte Cops jeden einzelnen packten, auf den Kopf stellten und so lange schüttelten, bis sie genau wussten, was jeder Einzelne von ihnen in den Taschen gehabt hatte.
    Unter der Oberfläche dieser Stadt gab es Schreie und Schüsse und das Echo meines gequälten Atmens.
    »Mr Gates, Ty behauptet ja nicht, alles zu wissen, aber jessas! Irgendetwas geht genau hinter dieser Tür vor!«
    Wieder war Dawsons Lachen zu hören, der Klang schmelzenden Asphalts, und ich schloss die Augen und biss die Zähne noch fester aufeinander; das Knirschen spürte ich noch bis in mein Rückgrat. Jeden Moment, so glaubte ich, mussten meine Zähnebrechen.
    »Du hast es geschafft, Gates«, gurgelte Dawson. Ich starrte die Tür an und stellte mir die Stimme des Ex-Cops wie einen dunklen Nebel vor, der allmählich über die Ränder dieser Schweber-Kiste kroch und sich auf dem Boden des Gangs sammelte. »Dies ist der einzige Zugang zum Allerheiligsten. Das Heiligtum, in dem Bruder Squalor über seinen Anteil an der Ewigkeit meditiert und die Köpfe zählt, die nach und nach eintreffen!«
    Ich öffnete die Augen und starrte die Tür an.
    »Ich kann sie nicht öffnen«, fuhr Dawson fort, und irgendwie gelang es ihm, trotz seiner verzerrten Digitalstimme pure Schadenfreude zu zeigen. »Nur Squalor und seine Kardinäle können das. Bist du schon mal einem Kardinal begegnet, Cates? Ich wette nein. Wenn doch, dann wärst du jetzt nicht hier.«
    »Du kannst das nicht öffnen?«, fragte ich nach.
    Wieder dieses tropfende Lachen. »Und du auch nicht. Jetzt, in diesem Augenblick, nähern sich dir ungefähr fünfhundert Mönche. Du bist gefangen wie … wage ich es auszusprechen? Wie eine Ratte!«
    Ich drehte mich rum und blickte Dawson an, der lächelnd in seinem schwebenden Sarg lag: ein wirres Durcheinander aus Kabeln und Isoliermaterial und Kühlflüssigkeit. Kurz schaute ich zu Kieth hinüber, der den Blick mit weit aufgerissenen Augen nervös erwiderte – ganz offensichtlich hatte er furchtbare Angst vor dem, was ich als Nächstes von ihm verlangen würde. »Kannst du diese Scheiß-Tür nicht irgendwie aufkriegen?«
    Er drehte sich zur Seite und betrachtete die Tür. Dann zuckte er mit den Schultern. »Vielleicht. Ty wird ein paar Scans durchführen müssen, ein paar Kabel nachverfolgen. Vielleicht braucht er auch ein paar Ersatzteile, die Ty nicht mitgebracht hat. Es ist genauso gut möglich, dass er hier alles zusammenschmilzt, sodass sie hinterher noch fester verschlossen ist.«
    Ich nickte. Irgendein Scheiß war immer! Ich konnte nicht glauben, dass noch nicht einmal ein Monat vergangen sein sollte, seit Dick Marin mich auf der Straße von Manhattan aufgesammelt und mein ganzes Leben ruiniert hatte. »Kev, sorg dafür, dass Captain Dawson uns die Wahrheit sagt, okay?«
    »Ja«, flüsterte Gatz, wandte sich um und beugte sich über den Mönch, die Sonnenbrille hochgeschoben. Nach einem Moment richtete er sich wieder auf, legte eine Hand gegen die Wand, um sich abzustützen. »Jetzt frag ihn«, keuchte er völlig außer Atem.
    »Kannst du diese Tür öffnen?«
    Dawson schüttelte den Kopf, sein ganzer Torso vibrierte. »Nein«, erklärte er schließlich mit ölig-tropfender Summe. »Kann ich nicht.«
    Ich nickte, streckte den Arm aus und packte Kieth an der Schulter. Ich wirbelte ihn zu mir herum, sodass er die Überreste des Mönchs ansehen musste. »Gibt es in diesem Scheißkerl irgendwelche Ersatzteile, die du gebrauchen kannst? Mönche sind doch vollgestopft mit irgendwelcher interessanten Technik, oder nicht?«
    Kieth nickte, sein rasierter Schädel blitzte im matten Schein der Lampen. »Ja. Gut möglich.«
    Ich nickte. »Dann

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