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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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belästigt zu werden, das war eine Sache – das Problem hatte jeder. Von denen wegen irgendetwas vor Gericht gezerrt zu werden, das ging auch noch – passiert früher oder später auch jedem. Aber einen Cop so richtig sauer zu machen, sodass der eigene Name vielleicht im AIA-Verhörzimmer ausgesprochen wurde und man früher oder später den ganzen SSD am Hals hatte, der auf Rache aus war – Scheiße, dann würde ich auch nicht wollen, dass irgendjemand mitbekommt, wie ich mit mir rede. Selbst die Brecher würden keine Bestechungsgelder mehr von einem annehmen.
    Ich blickte auf und rieb mir über das stoppelige Kinn. »Okay, machen wir uns auf.«
    Es war immer gut, sich dann in Bewegung zu setzen, wenn man meinte, die Zeit dafür sei gekommen – Leute, die dann zögern, neigen nämlich dazu, sich eine Kugel einzufangen. Ich griff nach meinem Mantel und machte mich auf den Weg; Gatz war dicht hinter mir. Mit dem Fahrstuhl ging es abwärts, ich streifte den Mantel über und trat auf die Straße, auf der sich immer noch zahllose Menschen drängten. Sie alle betrachteten die Wände, die sie gefangen hielten, und suchten nach einem Ausweg. Die ganze verdammte Welt war so. Es gab einfach keinen Ort mehr, an den man hätte gehen können.
    Wir waren gerade einmal sechs Häuserblocks weit gekommen, als Gatz plötzlich stolperte und sich an den Kopf fasste. Er legte die Fingerspitzen an die Schläfen und verzog gequält das Gesicht. »Oh, Scheiße, ich fühle mich echt beschissen.«
    Ich dachte gerade darüber nach, ob ich mich um ihn kümmern oder ihn einfach hier stehen lassen sollte, ob ich wirklich diesem Marcel vorgestellt werden musste – ach Scheiße, der kannte mich doch. Jeder in New York kannte Avery Cates. Aber dann hörte ich es: Schweber-Verdrängung. Und schon rannten alle auf der Straße hin und her und schrien.
    »Polizei!«
    »Cops!«
    »Policia!«
    »Die Bullen!«
    »Der SSD!«
    Einen Sekundenbruchteil bevor der Suchscheinwerfer mich erfasste, schloss ich die Augen und wusste genau, dass ich im Arsch war.
    Der Lichtkegel sorgte dafür, dass die Menschenmassen sich zerstreuten, und innerhalb von Sekunden standen Gatz und ich alleine in einem gleißend hellen Lichtkreis. Die anderen Gestalten hielten sich vom Lichtkegel fern, drängten sich in die Schatten. Sie mussten denken: Ach Scheiße, wenn die Bullen nicht an mir interessiert sind, warum sollte ich dafür sorgen, dass sich das ändert? Wie gottverdammte Küchenschaben flohen sie vor dem Licht.
    Ich rückte meine Sonnenbrille zurecht und dachte nach. Noch etwa zehn Sekunden, dann wäre der Schweber so weit, dass er Sturmtruppen absetzen konnte – aber die konnten einen auf der Straße auch einfach so abknallen. Die Scheiß-Cops konnten tun und lassen, was immer sie wollten! Wenn sie mich bis jetzt noch nicht erschossen hatten, dann würden sie das wohl auch nicht mehr tun, also blieb ich einfach stehen, die Hände ausgestreckt, um die Jungs und Mädels bloß nicht auf dumme Ideen zu bringen.
    Und der Scheiß-Schweber landete.
    Ich hatte noch nie gesehen, dass ein Schweber des SSD auf einer Straße gelandet wäre. Die Leute stürmten in alle Richtungen, als das Fahrzeug schwerfällig auf dem Asphalt aufsetzte, nur wenige Meter von mir entfernt. Das Verdrängungsfeld wirbelte Staub und Unrat auf. Kurz war es, als stünde ich mitten in einem Wirbelsturm, der es darauf abgesehen hatte, mir die Haut vom Gesicht zu reißen. Die Straße hier war gerade breit genug für den Schweber. Die Dreckskerle hielten die ganze Zeit über den Lichtkegel des Suchscheinwerfers fest auf Gatz und mich gerichtet, um uns zu blenden. Genau für solche Zwecke hatte ich ja meine Sonnenbrille, deswegen konnte ich die Umgebung prima erkennen.
    Wenn es um die System-Bullen geht, muss man sich auch über Kleinigkeiten freuen.
    Die Luke ging auf, und schon sprangen zwei Sturmtruppen heraus. In ihren TS-Anzügen waren sie noch dunkler als jeder Schatten: Wenn sie sich bewegten, nahmen ihre Uniformen Farbe und Textur der Dinge an, die sich hinter ihnen befanden – was mir sofort Kopfschmerzen bereitete. Mit diesem TS konnten die Dreckskerle sich vor eine Wand stellen und dann unsichtbar werden wie ein Scheiß-Chamäleon, und man bemerkte sie erst, wenn sie sich bewegten – meist auf einen zu, und dann war es zu spät.
    Doch die beiden gingen bloß in den Kniestand und legten auf Gatz und mich an. Ihre KL-101er waren Automatik-Gewehre mit eingebauten Granatwerfern. Ich nahm mir fest

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