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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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geradewegs auf uns zugelaufen kam. Meine Chancen hatten sich gerade eben schlagartig verbessert. Dawson und Hallier blieben stehen und schauten zu, wie dieser hagere Freak näher kam; ich hingegen richtete den Blick fest auf meine Schuhspitzen.
    »Was gibt es?«, fauchte Dawson. Wenn Gatz nicht innerhalb der nächsten ein, zwei Sekunden irgendetwas wirklich Hilfreiches einfiele, was er sagen könnte, würden die beiden ihn wahrscheinlich zusammen mit mir in irgendeine Seitengasse schleppen und ihm eine Waffe an die Schläfe halten – aus dem einfachen Grunde, weil er sie aufgehalten hatte.
    »Ich habe Informationen für Sie«, hörte ich Gatz murmeln, und sofort herrschte absolute Stille. Hallier ließ meinen Arm los, und ich blickte zu den beiden Cops hinüber, die jetzt schlaff dort standen, die Münder ein wenig geöffnet. Ich wagte einen kurzen Blick zu Gatz hinüber; er hatte die Sonnenbrille schon wieder aufgesetzt.
    »Die sind ›gepusht‹«, keuchte er atemlos. »Was sollen wir mit denen machen?«
    Ich brauchte einen Augenblick, um wieder ganz zu mir zu kommen; kalter Schweiß rann mir den Rücken hinab. Die beiden Cops standen einfach nur da, völlig blicklos. Das hatte Gatz eine ganze Menge Kraft gekostet. Selbst Leute bloß irgendwelche unbedeutende Kleinigkeiten tun zu lassen, erschöpfte ihn, aber verdammt noch mal: Das war wirklich ein nützliches kleines Talent!
    Ich blickte mich um. »Wir müssen sie von der Straße schaffen. Komm schon!«
    Er nickte. »Folgt uns«, sagte er zu den Cops. Die beiden nickten und schlurften uns dann mit schweren Schritten hinterher wie Schlafwandler. Ich blickte mich auf der Straße um, suchte nach irgendeinem guten Versteck in diesem Häuserblock und entschied mich dann für ein leerstehendes Gebäude, nicht allzu weit von uns entfernt: Der uralte Mörtel bröckelte, die Luft war staubgeschwängert. Da wir es hier mit System-Cops zu tun hatten, wusste ich, dass uns niemand allzu aufmerksam beobachtete oder auch nur zweimal darüber nachdachte, was sich hier abspielte: Es sah ja nun ganz so aus, als würden die beiden uns von der Straße holen – das war die Standard-Vorgehensweise des SSD für Kollektiv-Erschießungen.
    Zu Zeiten, die etwas mehr Anlass zu Optimismus boten, hatte man hier eine breite Toreinfahrt mit Holzbalken vernagelt. Ich trat die morschen Bretter beiseite, und gemeinsam scheuchten wir die beiden Bullen in den dunklen, schlundartigen Eingang des Gebäudes. Gatz sorgte dafür, dass die beiden Cops sich auf den Fußboden setzten, während ich schon unruhig auf und ab ging.
    »Wie lange werden die jetzt ruhig bleiben?«
    Gatz lehnte sich gegen die Wand. »Nur noch ein paar Minuten, Ave«, keuchte er. »Das ist wirklich verdammt anstrengend.«
    Mein Schritt beschleunigte sich. »Umbringen können wir die nicht«, murmelte ich vor mich hin. Man brachte keine System-Cops um – zumindest nicht, wenn man zuvor mit ihnen gesehen worden war, und dann auch noch auf offener Straße, sodass halb New York einen beobachtet hatte. Das war … ungesund. Die lieben Leute aus New York erinnerten sich nie an irgendein Gesicht … bis der SSD damit anfing, Schädel einzuschlagen und Namen zu notieren.
    »Andererseits«, sagte Gatz langsam, »bist du ja schon jetzt eine echte gottverdammte Berühmtheit.«
    Damit hatte er nicht ganz unrecht. Wenn ein Pärchen vom SSD auftaucht und einem die ganze eigene Lebensgeschichte herunterbetet, dann stehen die Chancen, für den Rest seines Lebens von denen in Ruhe gelassen zu werden, ziemlich schlecht. Vielleicht wäre es doch kein ganz so großes Risiko, denen einfach die Kehle durchzuschneiden. Und trotzdem schüttelte ich den Kopf. »Mann, die haben die beiden heute doch bloß ausgeschickt, weil sie denken, ich hätte vielleicht irgendetwas gesehen. Wenn jetzt zwei von denen sich zu Dienstschluss nicht abmelden, dann schicken sie mir eine ganze verdammte Armee auf den Hals! Ich muss die irgendwie aus dem Weg räumen, ohne dass das irgendetwas mit mir zu tun hat.«
    Von der anderen Seite der bröckeligen alten Ziegelsteinwand waren die gewöhnlichen Geräusche der Außenwelt zu hören, und hier drinnen gab es Gatz, ausgemergelt wie ein Skelett und noch viel erschöpfter, als das gesund sein konnte, und obendrein noch zwei halbkomatöse System-Bullen, mit denen irgendetwas geschehen musste. Und dazu kam noch, dass mir eine ganze Religion …
    Ich hielt inne; mir kam ein Gedanke. Ich lächelte Gatz an.
    »Was grinst du denn so

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