Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
blöd, verdammt?«, wollte er wissen.
    »Sorg dafür, dass die beiden aufstehen, okay? Dann setz sie in Bewegung und folge mir.«

VI
    Ruhige, hoffnungslose Zufriedenheit
     
    00000
     
     
    Die Straßen von New York waren immer überfüllt, weil niemand irgendeinen Ort hatte, an den er hätte gehen können. Über die Menschenmassen zogen Schweber hinweg: das Spielzeug der Reichen. Frachtgüter wurden nie mit den Schwebern transportiert – alles lief vollautomatisiert ab, auf eigens dafür eingerichteten Untergrund-Linien; nur Müll wurde manchmal tatsächlich auf dem Luftweg befördert. Die Scheiß-Droiden hatten alle Jobs eingesackt; es waren intelligente Maschinen, die sich selbst reparierten und dabei niemals müde wurden und niemals zu spät oder verkatert zur Arbeit erschienen.
    Die Straßen waren breit, gesäumt von hoch aufragenden, windschiefen Sandsteingebäuden, die aussahen, als könnten sie jeden Moment einstürzen. Wir folgten den Cops, die immer noch unter dem Einfluss des ›Pushs‹ standen, hielten nur wenig Abstand zu ihnen. Gatz taumelte schon, so sehr strengte es ihn an, sie weiter im Griff zu behalten. Der Wind trieb Müll an uns vorbei, bei jedem Schritt mussten wir uns an anderen vorbeidrängen und fingen uns böse Blicke ein: Jeder hier versuchte noch hartgesottener zu wirken als seine Mitmenschen – bis sie die Cops sahen. Dann wurden sie auf einmal höflich und freundlich. Ich blickte mich auf der Straße um, bis ich endlich gefunden hatte, wonach ich suchte: Mit schwerem Schritt stapften zwei Mönche durch die Menschenmenge, und alle Leute bildeten ganz von sich aus eine schmale Gasse, um sie durchzulassen. Sie fürchteten sich sogar davor, auch nur deren glatte, blasse Haut zu berühren.
    Ich tippte Gatz auf die Schulter, und so folgten wir vier den Mönchen. Kurz blickten sich die Mönche um und schauten die Cops an, dann gingen sie ruhig weiter.
    Kurz darauf verlangsamte Dawson seinen Schritt; der hochgewachsene Blonde hob den Kopf und schaute mich an, als hätte er mich noch nie im Leben gesehen. Sein Blick wurde deutlich klarer.
    »Ich reiß dir die Nieren ’raus und fresse sie auf, du Arschloch«, grollte er. »Ich werde …«
    »Kev!«, flüsterte ich.
    Müde nickte Gatz, und plötzlich ließ Dawson den Kopf wieder sinken und schlurfte weiter. »Entschuldige«, murmelte Gatz. »Das ist wirklich … verdammt anstrengend.«
    Ich ging nicht weiter darauf ein und wartete nur ab. Ich wusste, wie sein ›Push‹ funktionierte – zumindest rein technisch gesehen: Er musste Blickkontakt aufnehmen, um einen in den Griff zu bekommen, aber danach konnte er sein Opfer auch ohne weitere Blicke kontrollieren, wenn er sich nur genug konzentrierte. Und die Wirkung hielt auch noch einige Minuten an, wenn er von seinem Opfer abließ – und für das, was mir hier vorschwebte, war das schlichtweg ideal, schließlich wollten wir uns von diesen Bullen so weit wie möglich entfernen. Als ich das Gefühl hatte, ein guter Zeitpunkt sei gekommen, nickte ich Gatz zu. Mit stechendem Blick schaute er unsere ›Gefangenen‹ an: Mit Hilfe des ›Pushs‹ brachte er sie dazu, sich genau an das Drehbuch zu halten, das ich mir in aller Eile zurechtgelegt hatte. Plötzlich wurden Dawson und Hallier deutlich lebhafter, griffen in die Innenseiten ihrer Mäntel und zogen die Waffen. Sofort geriet Bewegung in die Menschenmassen. Überall waren Rufe zu hören: »Cops!« Kurz darauf waren wir von einer fast schon panisch umherhastenden Menschenmenge umgeben.
    »Polizei!«, krächzte Hallier mit einer Stimme, die ganz danach klang, als wolle er sie eigentlich gar nicht benutzen. Die Mönche zögerten keine Sekunde. Und sie waren schnell. Ich war erstaunt, dass sie nicht ihrerseits die Waffen zogen, doch sie duckten sich nur und rannten davon, während Dawson und Hallier einen Schuss nach dem anderen abgaben: präzise und wie hypnotisiert – ›gepusht‹, eben. Es war einfach perfekt. Die Mönche würden das nicht einfach so hinnehmen. Sobald sie nicht mehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stünden, würden sie doch noch ihre Waffen ziehen, und meine beiden Privat-Cops hier, die immer noch unter dem Einfluss von Kevs glasigem Blick standen, hatten den digitalen Reflexen dieser Cyborgs nicht das Geringste entgegenzusetzen. Die beiden Cops würden aus dem Weg geräumt, und mit mir hätte das Ganze überhaupt nichts zu tun. Das Endergebnis: Zwei System-Cops, die auf unverkennbare Vertreter einer anerkannten

Weitere Kostenlose Bücher