Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch
auf mich wie eine Antenne. »Die Scheiß-Mönche«, murmelte er. Seine Triefaugen schienen ins Nichts zu schauen, sein Blick wurde ganz sanft, fast verträumt. Seine Nase zitterte. »Und wer heuert an, Kumpel?«
Ich dachte nach. Wenn es allgemein bekannt würde, wer mein Auftraggeber war, würde mir das so viele Schwierigkeiten einbringen, dass es kaum noch vorstellbar war. Ich musste Marin natürlich recht geben: Niemand würde vermuten-oder tatsächlich glauben –, dass der SSD hinter allem steckte. Ich schüttelte den Kopf. »Das brauchst du nicht zu wissen«, sagte ich mit fester Stimme. »Kumpel«
Kieth grinste. »Schon verstanden, schon verstanden. Ty ist ja nicht doof, aber fragen kann nie schaden. Dann sagen wir einfach jemand von ganz oben und belassen es dabei.« Plötzlich wirkte er wieder total ruhig und cool, beinahe schon zufrieden. »Die Scheiß-Mönche. Oh Mann, an denen würde ich mich ja zu gerne mal versuchen. Cyborgs! Richtig hoch entwickelt. Ich habe schon technische Zeichnungen gesehen und ein paar Veröffentlichungen gelesen, aber wie die eigentliche Verdrahtung funktioniert, ist immer noch geheim, weißt du? Niemand darf sich das anschauen. Geheim, geheim! Da gibt’s einfach zu viele Geheimnisse.« Wieder taxierte er mich konzentriert. »Und wie sieht mein Anteil aus?«
»Gewaltig«, sagte ich. Dann nannte ich ihm eine Zahl und genoss zu beobachten, wie Kieths Nase noch heftiger zitterte. »Aber versprechen kann ich noch gar nichts. Das wird alles warten müssen, bis der Auftrag erledigt ist.«
Kieth nickte, als sei ihm das alles völlig schnuppe. »Ja, ja, aber was Ty wissen will, ist: Kann er einen Mönch kriegen? Ich möchte ein Modell von denen untersuchen können. Da drinnen steckt jede Menge heißes Zeug, Unmengen echt interessanter Technik. Wenn man ’ne Veröffentlichung schreibt, in der die Konstruktion genau untersucht ist, kann man sich damit echt einen Namen machen, oder? Fragst du dich nicht auch manchmal, was da eigenüich abgeht?«
»Was da abgeht?« Er sprach so schnell, dass ich ernstlich Schwierigkeiten hatte, ihm überhaupt zu folgen. Miene Hände zitterten schon, so gerne hätte ich ihn irgendwie gebremst.
»Ob das wirklich Wahre Gläubige sind, oder bloß Scheiß-Droiden, Kumpel! Lass mich ein paar Stunden mit einem von denen alleine, dann kann ich’s dir sagen. Und dann erzähle ich’s der ganzen Welt!«
Kieth zumindest war ein echter wahrer Gläubiger – ein fanatischer Anhänger der Techie-Kirche. Ich kam zu dem Schluss, es könne überhaupt nicht schaden, einen von dieser Sorte dabei zu haben. »Mr Kieth«, sagte ich vorsichtig, »ich kann Ihnen beinahe schon garantieren, dass Sie früher oder später einen Mönch ganz für sich allein bekommen werden.«
»Und dazu meinen Anteil der Bezahlung, ja?«
Ich nickte. »Natürlich.«
Ganovenehre. Einen Moment lang blickte er mich nur an, dann schaute er zu Gatz hinüber. »Und welche Rolle spielt er in diesem kleinen Theaterstück, hä?«
»Kev Gatz, Ty Kieth«, stellte ich die beiden einander offiziell vor, behielt dabei aber die ganze Zeit den Techie im Auge. »Kev gehört zu mir, und er wird uns noch sehr nützlich werden.«
Kieth schaute wieder mich an und blinzelte. »Wieder so was, was ich nicht zu wissen brauche, was? Mir soll’s recht sein.« Er streckte die Hand aus. »Nett, Sie kennenzulernen, Gatz.«
Kev starrte die Hand seines Gegenübers an, als sei sie von einem ekelerregenden Ausschlag bedeckt, dann hob er selbst langsam eine leichenhaft blasse, ausgemergelte Hand. Kieth blickte zu mir und bewegte dann Gatz’ wie toten Arm auf und ab.
»Ich bin dabei, Mr Gates, keine Sorge. Für den Anfang habe ich genug Informationen, wissen Sie, also kann ich mich dranmachen, alles an Schotter zusammenzukratzen, was wir brauchen. Sagen Sie mir Bescheid, falls Sie irgendetwas Besonderes wünschen, und auch, ob Sie genug Knete haben, um das Ganze ins Rollen zu bringen. Ich nehme an, Sie werden meine Spesen übernehmen?«
Ich schüttelte den Kopf und versuchte nach Kräften, so zu wirken, als würde ich ernstlich bedauern, was ich nun sagen musste. »Tut mir Leid, Ty. Um dein Zeug musst du dich schon selbst kümmern. Ich kann dir nicht helfen.«
Er kratzte sich am Kopf. »Häh? Naja, das ist natürlich ein bisschen knifflig, oder? Ich bin selbst völlig blank, schließlich habe ich mein ganzes Erspartes in diese luxuriöse Unterkunft hier gesteckt, um … na, Sie wissen schon, dem langen, wenngleich
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