Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch
Schweinsäuglein. »Wie ich schon sagte: Die von der Sicherheit sind alles Arschlöcher. Ach Scheiße, Cates, ich dachte, du wärst irgendwie Weltklasse. Jetzt bist du bloß auch so’n Bauerntrampel, ja? Willst dich selbst um die Sicherheit kümmern – du Geizkragen. Das beeindruckt mich jetzt nicht gerade.«
Ihn beeindrucken! »Ich denke, ich komm schon klar, danke. Gib mir für jeden auch noch drei Ausweich-Gestalten. Wenn du was da hast, nehme ich einen Ausdruck der jeweiligen Kontaktdaten mit. Und sorg dafür, dass sich etwas rumspricht. Ich glaube nicht, dass ich irgendwelche Anfänger gebrauchen kann, aber nur für den Fall … mir wär’s lieber, wenn allgemein bekannt würde, dass wir wieder im Geschäft sind, okay?«
Pick nickte und verzog angewidert den Mund, als müsse er Galle herunterwürgen. »Scheiß-Ausdrucke!«
Ich zuckte die Schultern. »Ich hab eben kein Gedächtnis.« Dann deutete ich auf Gatz. »Und er hat fast überhaupt kein Gehirn.«
»Langsam geht wirklich alles den Bach runter, verdammte Scheiße«, beklagte sich Pick und deutete auf den Ausdruck, der gerade aus dem uralten Drucker kam. »Vor zwanzig Jahren, da wussten wir noch ganz genau, wie man sich um irgendwelche Scheiße zu kümmern hatte. Aber heutzutage …«
Ich sprang von meiner behelfsmäßigen Sitzgelegenheit, packte Gatz am Kragen und zerrte ihn in Richtung Tür. »Damals gab’s ja auch noch nicht das System, stimmt’s? Früher war alles besser, ja, ja, hab ich alles schon gehört. Damals sind wir alle zur Schule gegangen und hatten Jobs und konnten so viel Milch trinken, dass wir davon richtig fett geworden sind. Scheiß doch drauf!«
Die Tür öffnete sich, als wir näher traten. Hinter mir hustete Pick lautstark und grollte dann: »Leck mich!« Und dann waren wir auch schon wieder von Picks Gästen umgeben. Jede einzelne dieser zwielichtigen Gestalten starrte uns hungrig an und wollte unbedingt zu Pick. Es sprach sich schon jetzt herum.
IX
Sagen wir einfach,
jemand von ganz oben,
und belassen es dabei
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In der Charlton Street befanden sich vor allem Wohngebäude, allesamt windschiefe alte Ziegelbauten ohne jegliche Annehmlichkeiten; Zimmer, die von Nacht zu Nacht aufs Neue vermietet wurden. Ty Kieth wohnte in Nummer 3224, im zehnten Stock, und saß dort Ärger aus, den er sich in irgendwelchen anderen Ländern eingefangen hatte. Man erwartete uns, also betraten wir einfach den Aufzug. Natürlich hatte ich eine Waffe mitgenommen; nichts, womit man jemanden beleidigt hätte, sondern einfach nur etwas zum eigenen Schutz. Und Gatz hatte ich natürlich auch dabei. Schwerfällig lehnte er sich neben mir an das Geländer des Aufzugs, hing dort wie ein nasser Sack und ließ sich von den Metallstangen in die Höhe wuchten. Als wir den zehnten Stock erreicht hatten, musste ich ihn am Kragen packen und wieder von dem Scheißding herunterheben. Ich zerrte ihn hinter mir her, fand schließlich die richtige Tür und klopfte vorsichtig. Dann stieß ich Gatz zur anderen Seite der Tür, trat einen Schritt nach links und blieb in Deckung – nur für den Fall, dass Kieth zu diesen ultraempfindlichen Typen gehörte, die auf jedes Klopfen mit einer kurzen Salve reagierten.
Zu meiner großen Überraschung öffnete sich die Tür einfach so, ohne jeden Zwischenfall, und ein kleiner, kahler, unrasierter Mann stand im Türrahmen und lächelte uns an, als gebe es nichts in der Welt, das ihm irgendwelche Sorgen bereitete. Seine Nase war auffallend lang, und ich fragte mich, ob er wohl das Problem hatte, damit ständig irgendwo anzustoßen, sobald er sich bewegte. Als mein Gegenüber das Wort ergriff, wackelte diese Nase beinahe schon hypnotisch hin und her.
»Hallo, hallo! Sie müssen Avery Cates sein, ›der Außergewöhnliche Revolverheld‹, der mit mir reden will. Sei nicht entsetzt, Kumpel, ich habe meine Augen und Ohren ständig überall. Wenn du hierhergekommen wärst, um mich umzubringen, hättest du mehr Waffen eingepackt, und wenn du irgendein Ortungsgerät mitgebracht hättest, dann hätte ich das deinem Magnetfeld angesehen, vertrau mir. Dann komm mal rein, wir sollten uns unterhalten.« Er sprach mit einem kaum erkennbaren Akzent, dabei aber klar und deutlich; jedes seiner Worte war übermäßig betont. Dabei sprach er sehr, sehr schnell.
Er verschwand im Zimmer und ließ die Tür einfach offen stehen. Ich warf Gatz einen Blick zu, doch mein Partner zuckte nur mit den Schultern. Also betraten wir Ty
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