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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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leicht in die Irre zu führenden Arm des Gesetzes auszuweichen.« Er nickte. »Also gut, dann eben wieder so wie früher: Ty wird sich zusammenklauen, was er braucht. Und wie sieht’s weiter aus, Cates? Wann fangen wir an?«
    Mit einer Handbewegung scheuchte ich Gatz in Richtung Tür und machte mich daran, ihm zu folgen. »Ich melde mich, Kieth.«
    Ich konnte fast spüren, dass er mir hinterhergrinste, als er sagte: »Nö, das tun Sie nicht, Mr Cates. Wenn Sie einmal durch diese Tür gegangen sind, werden Sie mich nie wieder finden, ne? Ich melde mich bei Ihnen.«
    Und der Dreckskerl hatte recht – als ich wieder mit Gatz auf dem Flur stand und mich zu der Tür umdrehte, durch die wir gerade gekommen waren, war sie einfach verschwunden. Ich legte die Hand an die Wand, die ich vor mir sah. Sie fühlte sich völlig massiv an.
    »Sieht für mich ganz so aus, als hättest du den richtigen Typen angeheuert, Avery«, merkte Gatz lakonisch an.
    »Du warst mir ja ’ne Riesenhilfe«, sagte ich und fuhr erneut mit der Hand über die Wand vor mir. Die Tür war wirklich einfach verschwunden, verdammte Scheiße, und mit einem Mal musste ich Gatz recht geben. Wer auch immer dieser ›Ty Kieth‹ wirklich war – und dass er so völlig anonym geblieben war, sprach wirklich immens für diesen Techie –, er war verdammt gut.
    »Jau, na ja.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich versteh von dieser ganzen Scheiße überhaupt nichts.«
    Ich wandte mich von der Wand ab und konnte mir richtig vorstellen, wie Kieth in seinem Zimmer hockte und mich auslachte. Wahrscheinlich beobachtete er mich dabei, wie ich ein Plasmafeld abtastete und mir an einem Unsichtbarkeitsschild die Nase plattdrückte. Scheiß-Techies! Die glaubten doch, sie hätten alles in der Hand, und das Widerliche daran war: Sie hatten recht!
    »Komm schon«, sagte ich und stieß Gatz in Richtung Aufzug. »Wir müssen noch mit ein paar anderen Leuten schachern.«
    »Komm schon, Ave«, sagte Gatz und grinste schief, fast schon manisch. »Da will doch wirklich jeder mitspielen.« Er schüttelte den Kopf. »Jeder! Die werden dich dafür bezahlen!«

X
    Sie sind kein schlechter Mensch.
    Ich bin ein schlechter Mensch.
     
    00100
     
     
    Gatz und ich traten auf die Straße hinaus, und ich schaute mich nach den drei Cops um, die Kieth observierten. Obwohl sie auf seinem kleinen Monitor so deutlich zu erkennen gewesen waren, konnte ich sie einfach nicht finden. Das machte mich völlig fertig. System-Cops sind nun wirklich nicht gerade subtil; die lassen sich nicht dazu herab, sich Sorgen zu machen, ob irgendjemand sie kommen sah oder nicht. Drei von denen beim Undercover-Spielchen miterleben zu müssen, trieb mir den Schweiß auf die Stirn, denn das Einzige, das es überhaupt möglich machte, mit denen klarzukommen, war deren Arroganz.
    Ich musste schlucken. Gatz schlenderte hinter mir her, und verdammt noch mal, wer wusste schon, was dieser Freak gerade dachte?
    Es ändert die gesamte Weltanschauung, wenn man zum ersten Mal jemanden für Geld umgebracht hatte. Mit Mord kann man wirklich jedes Problem lösen. Wenn einen irgendjemand auf der Straße anrempelt, kann man dem den ganzen Tag folgen, bis er irgendwann in irgendeinem dunklen Treppenhaus alleine ist-und Peng!, Problem gelöst. Wenn einem jemand zu wenig Wechselgeld herausgibt oder nicht zahlt, was er einem schuldet, kann man auf denjenigen einfach warten, und Peng!, Problem gelöst. Wenn man jemanden für Geld umgebracht hatte, dann begriff man, dass die ganze Welt in Wirklichkeit bloß eine riesige Maschine ist. Wenn man auf einen Knopf drückt, passiert irgendetwas. Zieht man an irgendeinem Hebel, passiert auch etwas. Wenn man in der richtigen Weise zieht und abdrückt, kann man praktisch alles geschehen lassen.
    Das ändert natürlich das ganze Verhalten, und deswegen verändern sich auch die Reaktionen aller anderen auf einen. Zusammen mit Kev Gatz durchquerte ich die Menschenmassen, Hunderte von Leuten, die nicht anders waren als er oder ich, die nichts Besseres zu tun hatten als wir, ebenso ausgemergelt und hungrig. Doch jeder ging mir aus dem Weg. Jeder machte brav Platz. Wenn man jemanden umgebracht hatte, war man plötzlich ein Gott, und sei es auch nur für ein paar Augenblicke. Aber es blieb an einem hängen, dieser kaum wahrnehmbare Duft der Göttlichkeit. Alle nichtssagenden, grauen Leute rings um einen rochen das, und deswegen hielten sie sich fern.
    In Manhattan ging man seinerzeit nicht einfach nur über

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