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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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meisten hatten den Betrieb gänzlich eingestellt, einige hatten auch Fehlfunktionen erlitten – aber physischen Schaden hatte der EMP nicht angerichtet. Kieth hatte felsenfest darauf bestanden, dass der EMP den Mönch einfach dazu bringen würde, sich auf den Arsch zu setzen, und da war dieser Cyborg nun, reglos und starr, die Waffe immer noch in der Hand. Als Milton und ich aus unserem Versteck sprangen, übertönte plötzlich das Tosen des Transportschwebers alles andere – es war ein langsamer Abfallfrachter, normalerweise vollautomatisch betrieben. Kieth hatte ihn so umgebaut, dass er jetzt auch manuell gesteuert werden konnte, kaum dass Milton und Tanner das Fahrzeug organisiert hatten, und nun steuerte Tanner den manipulierten Schweber mit einem Geschick, das ich wirklich bewundern musste. Sanft ließ sie das Ungetüm auf dem Pflaster aufsetzen, nur wenige Schritte von uns entfernt. Wie eine mechanische Blüte öffnete sich die Luke des riesigen, schleimigen Frachtraums, der eigentlich jegliche Form des Abfalls aufnahm, den die hilflosen Bürger von Newark erzeugten. Während Milton und ich daran vorbeiliefen, warf ich das Scharfschützengewehr hinein.
    Als ich Gatz erreicht hatte, sagte er: »Ich habe etwas gespürt, Ave. Das fühlte sich an wie …« Er schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Hab’s mir wahrscheinlich bloß eingebildet.«
    Ich nickte. »Rein damit!«, rief ich. »Macht schon!«
    Ich packte den Cyborg an der Armen, Kieth und Milton griffen nach jeweils einem Bein, und gemeinsam gelang es uns, die Maschine ungefähr zwei Zentimeter weit vom Boden anzuheben. Wir grunzten angestrengt.
    »Ach du Scheiße!«, keuchte Milton. »Hat die Cyber-Kirche noch nie was von Legierungen gehört?«
    So rasch wir konnten, schleppten wir den Mönch in den Abfall-Schweber – die letzten Schritte schafften wir nur unter Aufbietung all unserer Willenskraft. Hinter uns kletterte Gatz ins Innere des Schwebers.
    »Danke, Kumpel«, keuchte Kieth Kev zu. »Ohne dich wäre das nicht gegangen.«
    »Los geht’s«, rief ich. »Wir haben noch fünfeinhalb Minuten. Tanner! Verdränger ein, und pass auf, dass du nicht den Kompressor aktivierst!«
    Kieth blickte zu den gewaltigen Hydrauliken hinüber, die normalerweise dazu dienten, den Abfall zu winzigen Würfeln zusammenzupressen; erschreckt zog er die riesige Nase kraus. Dann riss er sich zusammen, packte seinen Rucksack und holte eine Handvoll Werkzeuge nach der anderen heraus. »Gib mir alle halbe Minute die Zeit durch«, wies er mich an. »Zunächst müssen wir die Kommunikations- und Ortungswanzen deaktivieren, oder wir sind tot, sobald unser Freund hier wieder online geht.«
    »Fünf fünfzehn«, sagte ich nach einem kurzen Blick auf meine Uhr. Der Schweber schlingerte, und mein Magen sackte mir bis in die Zehenspitzen, als das Fahrzeug steil aufstieg. »Tanner!«, schrie ich erneut; ich fühlte mich völlig unterernährt und erschöpft. »Bleib so gut es geht auf den üblichen Routen.«
    »Ja doch, Dad!«, brüllte sie zurück. »Und jetzt halt die Schnauze und lass mich fahren.«
    Im Schweber, der keine der Annehmlichkeiten eines Personentransporters aufwies, war es so laut, dass der Lärm meine Knochen vibrieren ließ. Ich schaute Kieth bei der Arbeit zu.
    Zuerst griff er nach einem kleinen Laser-Schneidbrenner. »Im Unterleib wird der Hauptteil der Technik untergebracht sein; das ist der größte Hohlraum des Körpers«, murmelte er vor sich hin, während ihm der Schweiß von der Nase tropfte. Er riss den schwarzen Stoff der Mönchskutte auf und legte einen glatten Körper frei, der aussah wie der einer Schaufensterpuppe. Allerdings waren kreuz und quer kleine Fächer und Öffnungen zu erkennen. Kieth schaltete den Brenner ein und führte die gleißend-blaue Flamme an die Latex-Haut heran, knapp unterhalb der Schulter.
    »Fünf Minuten«, brüllte ich.
    Kieth blinzelte nicht einmal und schnitt mit einer Sorgfalt, die mich beinahe in den Wahnsinn trieb. Zentimeter um Zentimeter wanderte der leuchtend-blaue, nadelscharfe Lichtstrahl über den Körper.
    »So etwas kann man nicht übereilen, Mr Gates«, murmelte er. Als er den langgezogenen Schnitt rings um die Brust beendet hatte, griff er nach einem Werkzeug, das mit einem Saugnapf ausgestattet war, presste es schwungvoll auf die Brust des Mönchs, hob damit die Außenhülle ab und warf sie, zusammen mit dem Werkzeug, achtlos neben sich.
    Wir alle starrten den Cyborg an, der dort vor uns lag. Was genau es war, das

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