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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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»Jetzt halt die Klappe. Du wirst schon früh genug herausfinden, worum es hier eigentlich geht.«
    Einige Sekunden lang war nur das Dröhnen des Schwebers zu hören. Ich war mich sicher, dass dieses unheimliche Ding mich abschätzte. »Also gut«, sagte es schließlich, und wieder übertönte seine Stimme klar und deutlich den Lärm. »Ich warte. Ich habe Zeit.«

XIII
    Hallo, ihr Ratten.
    Zeit wegzulaufen.
     
    01001
     
     
    »Ich kann Ihnen versichern, dass dies gänzlich unnötig ist. Ich würde niemals einem von euch schaden. Der Cyber-Kirche ist das Leben in jedweder Form heilig. Mr Gatz, ich flehe Sie an.«
    Ich half Kieth dabei, seine Ausrüstung auszupacken, und versuchte dabei ganz normal zu atmen. Dieses Lagerhaus war nur noch eine leere Hülle, ein gewaltiges Spinnennetz aus Trägern und Stützen und allmählich abfallender Isolierung; mindestens einmal hatte man dieses Gebäude schon in Brand gesteckt. Es gab reichlich Hinweise darauf, dass es viele Male von Leuten wie uns genutzt worden war: Gestalten, die unter dem Radar des SSD bleiben wollten.
    »Wie ist dein Name, Mönch?«, rief ich und kämpfte gegen das Bedürfnis an, mir die Lunge aus dem Hals zu husten. Der Staub, den wir hier aufwirbelten, war dicht und ganz offensichtlich schwefelhaltig-Manifestation des Verfalls. Während Kieth und ich verschiedene Gerätschaften zusammenbastelten und Kabel hin und her schleppten, fesselte Milton den Mönch mit einer zweiten und dann sogar noch einer dritten Lage Kabel an einen uralten, verrosteten Friseurstuhl, den wir in den Trümmern entdeckt hatten; die gesamte Polsterung des alten Sessels war bereits verrottet. Tanner war zum Müllschweber hinübergegangen, lud alles Unnötige aus, um das Gewicht zu reduzieren, und bastelte die Verdrahtung noch effizienter zusammen. Gatz saß im Schneidersitz vor dem Mönch und starrte die Maschine angespannt an, dieser komische Kerl. Gemeinsam wirbelten wir hier den Staub mehrerer Jahrzehnte auf.
    Der Mönch wandte mir sein kalkweißes Gesicht zu. »Ich bin Bruder Kenneth West, von der Gamma-Bruderschaft der Cyber-Kirche.«
    »Also, West«, keuchte ich, »ich weiß, dass du meinen Mitarbeiter hier angesprochen hast, weil er der Einzige von uns allen ist, den du noch in der CK-Datenbank gefunden hast, bevor wir deine Verbindung unterbrochen haben, aber du solltest deine Zeit nicht verschwenden. Er kann dir nicht helfen, selbst wenn er das wollte. Und das bezweifle ich doch sehr.«
    Einige Momente starrte der Mönch mich an. »Sie haben hier das Kommando. Dann werde ich mit Ihnen sprechen. Warum wurde ich entführt? Warum hat man sich an meinem Körper zu schaffen gemacht? Dies ist ein Verstoß gegen zahlreiche Gesetze des Systems, insbesondere die Erlasse 321 und 322 des Einheitsrates. Sagen Sie«, fuhr die Maschine dann fort, und ihre Stimme war immer noch unerträglich ruhig und klar, »fürchten Sie die Ewigkeit so sehr, dass Sie es darauf anlegen, mich davon abzuhalten, sie zu erreichen?«
    Die Gelassenheit, die dieser Cyborg an den Tag legte, ging mir auf die Nerven. Nachdem Kieth und ich das letzte seiner schwarzen Kästchen aus der Hülle gezogen hatten, überließ ich das eigentliche Verschrauben und Verdrahten dem kleinen, kahlen Techie, ging zu dem Mönch hinüber und baute mich vor ihm auf. Mit völlig ausdrucksloser Miene blickte er mich an, die Augen immer noch hinter den schwarzen Brillengläsern verborgen, und neigte den Kopf mit sonderbar vogelartigen Bewegungen ein wenig zur Seite; sofort kam mir an ihm irgendetwas bekannt vor.
    »›Die Ewigkeit‹ liegt vielleicht auf Platz fünf oder sechs der Liste jener Dinge, bei denen mir ganz anders wird, West. Kommt gleich nach ›Käfer, die mir nachts ins Ohr kriechen‹ und noch vor ›von einem Mönch eine Kugel in den Kopf bekommen und dann das Gehirn aus dem Schädel gesaugt kriegen‹.« Ich mühte mich um einen freundlich-fröhlichen Gesichtsausdruck. »Es gib also noch reichlich Dinge, vor denen man mehr Angst haben könnte. Milton, nimm ihm diese Scheiß-Brille ab!«
    »Jawohl, Meistärr«, antwortete Milton mit krächzender Stimme und deutete eine spöttische Verneigung an. »Wie Ihrr befehlt, Meistärr.« Sie streckte die Hand aus und riss dem Mönch die Sonnenbrille vom Gesicht. Einen Sekundenbruchteil lang herrschte völliges Schweigen.
    »Ach, du Scheiße!«, grunzte Milton dann.
    Der Mönch hatte keine Augen. Stattdessen lagen in den Höhlen kleine, sehr empfindlich wirkende Linsen: Kameras,

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