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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Panzerbrechermunition, und es wird auch funktionieren. Weißt du, was die Irakkriege waren?«
    Ich schloss die Augen, auch wenn das alles andere als ungefährlich war, und nahm all meine Beherrschung zusammen. Ich war Gatz’ Rettungsanker; wenn das hier schief lief und es danach aussah, als würde der Mönch dort irgendwem den Arsch aufreißen, dann sollte ich dem Cyborg den Schädel wegpusten. »Ja.«
    »Ich war mir nicht sicher. Kannst du lesen?«
    »Natürlich kann ich lesen!«
    »Ich frag ja bloß. Du bist noch so jung, und es ist wirklich erschreckend, wie ungebildet heutzutage alle sind.« Einen herrlichen, segensreichen Moment lang hielt sie den Mund. »Fragst du dich manchmal, was in denen vorgeht? In den Mönchen, meine ich.«
    Wieder knirschte ich mit den Zähnen. Ich stellte mir den Tod vor, stellte mir vor, wie es immer schwerer wurde, überhaupt noch atmen zu können, wie mein Verstand allmählich trüber und trüber wurde, wie alles dunkel wurde … Ich verdrängte diesen Gedanken und spürte, wie mein Herz hämmerte. Ich schluckte heftig, schaute mich nach Gatz um, der immer noch an Ort und Stelle stand, reglos wie eine Statue. Ich wusste, dass der Mönch kommen würde, wenn es uns gelang, keinen Alarm auszulösen. Vorhin hatte dieser Mönch Gatz noch eine Predigt gehalten, genau wie kürzlich dieser Mönch Nad Muller eine Predigt gehalten hatte. Bald musste etwas passieren.
    Erneut durchdrang Miltons Stimme meine Gedanken. »Hast du jemals über deine Sünden nachgedacht?«
    Ich brachte ein Lachen zustanden. »Meine Sünden?«
    Wieder schenkte sie mir einen gesegneten Moment Ruhe. Dann lachte sie leise. »Du bist wohl einer von den ›Guten‹, was, Gates? Durch die Schlechtigkeit der Welt zu diesem Leben gezwungen. Jeder, den du umnietest, hat das auch verdient, was? Ich sag dir mal was: Niemand verdient das.«
    »Halt die Klappe. Es passiert was.«
    Gatz trat in Aktion: Er hob den Kopf und nahm die Sonnenbrille ab. Das geschah bei ihm rein instinktiv; auf diese Weise zog er die einzige Waffe, die er zur Verfügung hatte – auch wenn sie ihm kaum helfen würde. Ich legte das Gewehr an, spürte den Kolben an meiner Schulter, stützte den Lauf auf die niedrige, bröckelige Steinmauer, und spähte durch das Visier. Kurz darauf erschien der Mönch.
    Es war eine hochgewachsene Gestalt, die schwarze Kutte schien mit der Nacht zu verschmelzen, sein wachsweißes Gesicht glomm wie ein winziger Mond, und die Augen hinter den dunklen Brillengläsern waren zwei Abgründe, die ins Nichts führten.
    »Mr Gatz.« Die Stimme erklang, samtweich und perfekt moduliert. »Gestatten Sie mir, Ihnen einen endlosen Pfad voller Sonnenuntergänge zu zeigen. Gestatten Sie mir, Sie zu retten.«
    Ich wartete auf Kieth. Ich rechnete damit, dass er sich auf den Mönch stürzen würde, ihn sofort erledigen, so wie wir das besprochen hatten. Aber es geschah gar nichts. Ich ließ Kieth so viel Zeit, wie nur möglich war, bis der Mönch schließlich handelte. Kieth kannte sein Zeitfenster. Und das hatte ich ihm verschafft.
    Gatz sagte nichts, rührte sich nicht. Er starrte den Cyborg bloß an, die gelblichen Augen zu Schlitzen verengt.
    »Ah, Sie sind bereit«, sagte der Mönch. »Das ist gut. Allzu viele fliehen vor der Erlösung. Schon bald werden Sie keine Zweifel mehr hegen, Mr Gatz. Schon bald werden Sie sich der Gnade sicher sein.«
    »Komm schon, Kieth«, murmelte ich und betrachtete das grinsende Latex-Gesichts des Mönchs durch die Zielvorrichtung. »Bau hier bloß keine Scheiße.« Dem Techie blieben noch etwa fünf Sekunden, bis dieser Mönch Gatz über den Haufen schoss.
    Der Mönch zögerte. Das war ein sonderbarer Anblick. Es sah aus, als wolle er noch irgendetwas sagen, und dann … erstarrte er. Ich hatte noch nie gesehen, dass ein Mönch unvermittelt so still geworden war.
    »Cates«, flüsterte Milton neben mir. »Gates, das Biest wird Gatz in die Brust schießen. Nun mach schon, um Gottes willen!«
    Die nächsten beiden Sekunden kamen mir gänzlich unwirklich vor. Plötzlich bewegte sich der Mönch, als sei er von einem Moment auf den anderen von einer unsichtbaren, zähflüssigen Masse umgeben. Einen Sekundenbruchteil lang herrschte völlige Stille, dann gab mein Ohrhörer den Geist auf, und der Mönch stürzte zu Boden.
    »EMP abgesetzt!«, rief Kieth. »In sieben Minuten ist er hirntot! Bewegung, Bewegung!«
    Der elektromagnetische Impuls hatte sämtliche elektrischen und elektronischen Systeme betroffen: Die

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