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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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der Oberfläche, deswegen habe ich Sie einfach immer weiter verfolgt, bis Sie genau unter mir waren. Daran ist überhaupt nichts Geheimnisvolles. Außerdem wurden schon mehrere andere meiner Aktivposten in diesem Projekt ausgeschaltet. Meistens weil schlampig gearbeitet wurde.« Eine Sekunde lang blickte er mich aus dem Augenwinkel an, und ich verstand sofort, was er mir damit sagen wollte: Sich hier festnageln zu lassen, ausgerechnet in den gottverdammten Abwasserkanälen von Newark, war ebenfalls ziemlich schlampig gewesen. »Deswegen dachte ich mir, ich rette Sie, damit Sie auch morgen noch kämpfen können.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Ein paar Sekunden später hätte ich mich auch ohne Ihre Hilfe befreit.«
    Marin grinste. »Gern geschehen.« Ohne Vorwarnung wurde sein Gesicht wieder todernst. »Zwei Sturmtruppen, ja? Nicht schlecht.«
    »Glückstreffer«, gestand ich müde. »So ein TS hilft einem auch nicht, wenn man lautstark im Wasser herumplatscht.«
    Im Inneren des Schwebers war es einfacher, Marins Konturen auszumachen, auch wenn es auf den ersten Blick immer noch schien, als schwebten sein Kopf und seine Hände mitten in der Luft.
    »Also? Wohin?«
    Ich dachte darüber nach. Ich war auf mich allein gestellt, bis ich das Team in London wieder zusammengetrommelt hätte – vorausgesetzt natürlich, dass sie so weit kamen –, und ich hatte in Newark weder irgendwelche Spuren noch irgendwelche Kontakte. »Zurück nach New York, denke ich«, antwortete ich langsam. »Moje ist hier und wird wahrscheinlich noch ein paar Stunden damit verbringen, sich zu vergewissern, dass ich wirklich nirgends mehr zu finden bin. Außerdem habe ich in New York meine besten Kontaktleute.«
    Es vergingen ein paar Sekunden, tatsächlich sogar ein paar mehr, als ich für normal gehalten hätte, bis Marin nickte: knapp und fast krampfartig. »Dann also New York.« Er stockte so sehr, dass er fast schon stotterte, beinahe als würde ihn alles immer nur in Wellen erreichen. Ich fragte mich, ob Marin wohl gerade einen Schlaganfall erlitt, und blickte nervös zur Steuerung des Schwebers hinüber.
    Ich schluckte. »Danke.«
    Eine kurze Pause. Dann lachte er leise. »Wie ich schon sagte, Sie sind einer meiner Mitarbeiter. Betrachten Sie das hier als Ihr Gesundheitsprogramm.«
    Wie betäubt starrte ich aus dem Seitenfenster auf das, was von Newark noch geblieben war. ›Gesundheitsprogramm‹. Ohne so etwas kam man noch nicht mal in die Nähe eines Krankenhauses. Wenn man genügend Geld oder genügend Glück oder genügend Irgendetwas hatte, um in so ein Programm aufgenommen zu werden, dann wurde einem ein Chip unter die Kopfhaut implantiert. Jedes Krankenhaus und jeder Arzt scannten regelmäßig nach diesen Chips, und wenn man keinen solchen Chip hatte, wurde man auch nicht behandelt. Krankenhäuser gehörten zu den bestverteidigten Gebäuden in New York, und ganze Privatarmeen hatten den Auftrag, Typen wie mich fernzuhalten. Ob man von irgendeinem Junkie-Arschloch eine Kugel in den Bauch bekommen hatte, von der eigenen psychotischen, alkoholkranken Frau mit dem Messer bearbeitet worden oder einfach nur ausgerutscht und übel gefallen war: alles völlig egal. Kein Chip, keine Behandlung.
    Natürlich gab es einen blühenden Schwarzmarkt für diese Chips. Die echten Profis hielten den wahren Eigentümer des jeweiligen Chips irgendwo versteckt, entweder lebendig oder – was noch besser war – tot, um die Lebenszeit des Chips zu verlängern, der selbstverständlich umgehend als ungültig gekennzeichnet wurde, wenn der registrierte Eigentümer tot auftauchte oder durch den SSD irgendwo entdeckt wurde: mit eingeschlagenem Schädel und einer frischen Schnittwunde. Trotzdem konnte man mit den ›garantiefreien‹ Chips von irgendwelchen Eigentümern, die immer noch lebten und frei herumliefen, jede Menge Yen machen. Die Zeiten waren nun mal schlecht, und so weiter und so weiter.
    »Ich habe Neuigkeiten für Sie, Cates«, sagte Marin unvermittelt.
    »Neuigkeiten?«
    »Ihr Freund Barnaby Dawson. Er wurde konvertiert.«
    Wie betäubt kniff ich die Augen zusammen. »Konvertiert?« Noch einmal blinzelte ich. Dann richtete ich mich ruckartig in meinem Sitz auf. »Er ist jetzt einer von diesen Scheiß- Mönchen ?«
    Wie mechanisch nickte Marin, ein einziges Mal, dann neigte er den Kopf zur Seite und lauschte wieder irgendwelchen unsichtbaren Personen. »Vor wenigen Stunden. Wir haben ihn natürlich die ganze Zeit über geortet, aber

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