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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Newark. Ich drehte mich zu Dick Marin um, dem Oberschnüffler, der keinen halben Meter von mir entfernt saß, ruhig und schweigend – doch er lächelte, auch wenn ich keinerlei Grund dafür erkennen konnte.
    Wir leiteten den Landeanflug ein. »Ich möchte Ihnen noch einen Rat geben, Mr Cates: Bleiben Sie wachsam. Höchstwahrscheinlich hat Colonel Moje Ihren Namen bereits an jeden SSD-Officer in der Gegend übermittelt. Sie werden in Zusammenhang mit mehreren laufenden Ermittlungen gesucht, also gibt es keinerlei rechtliche Probleme, Sie festzunehmen, zu schikanieren oder umzubringen. Und wenn ein System-Cop einen Namen an seine Kollegen weitergibt, dann steigert das bei jedem Einzelnen die Begeisterungsfähigkeit immens. Sie verstehen?«
    Düster nickte ich.
    Der Schweber setzte am Flussufer auf, das Verdrängungsfeld ließ die Graser wogen; in nicht allzu weiter Ferne waren die Überreste eines Gebäudes zu erkennen. Der Himmel war von schwarzem Rauch verhangen, kleine Ascheflöckchen trieben umher. Ich nahm mir einen Augenblick Zeit, meine Lage zu überdenken. Mein Team war verstreut, mir selbst hatte gerade der Wichtigste aller System-Bullen der Welt den Arsch gerettet, ich wusste, dass jeder andere SSD-Officer in der Gegend mittlerweile mein Foto in der Brieftasche mit sich herumtrug, und der letzte Cop, den umzubringen ich versucht hatte, trug inzwischen wahrscheinlich ein Herz auf Kernspaltungsbasis in der Brust und war mit einem digitalen Uplink zur Cyber-Kirche ausgestattet. Mir ging es bestens. Ich nahm mit, was ich kriegen konnte. Allmählich kam ich zu dem Schluss, siebenundzwanzig sei wohl doch ein gutes Alter, um den Avery-Cates-Zug ein letztes Mal in den Bahnhof einfahren zu lassen.
    »Mr Cates? Bitte steigen Sie jetzt aus. Ich habe gleich noch eine Besprechung mit mehreren Unterstaatssekretären des Einheitsrates, und ich bin mir sicher, die aktuelle Lage in New York wird ganz oben auf der Tagesordnung stehen.«
    Ich stieß die Tür auf und kletterte aus dem Schweber. Hinter mir schloss sich die Tür wieder, doch Marin öffnete sie erneut.
    »Haben Sie einen Plan, Mr Cates, oder sollte ich schon die Blumen für Ihre Beerdigung bestellen?«
    Einen Plan? Ich grinste den Oberschnüffler an. »Naja, ich denke, ich muss zurück in die Abwasserkanäle, Dick.«

XVI
    Die Hand Gottes persönlich
     
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    »Sind Sie dieses sinnlosen Kampfes nicht müde? Sehnen Sie sich nicht tief in Ihrem Herzen nach Frieden? Treibt dieser ewige Kreislauf des Leids Sie nicht zur Verzweiflung?«
    Der Mönch war recht unterhaltsam. Er stand auf einer Holzkiste und predigte. Seit drei oder vier Stunden stand er dort, schon seit ich über die Abwasserkanäle den Longacre Square erreicht hatte. Von dort aus erstreckten sich die alten, ungenutzten Straßen in sämtliche Richtungen. Der Mönch bewegte sich kein bisschen, er predigte weiter. Die Menschenmassen, zornig und so gut bewaffnet, wie sie das nur hinbekommen hatten, brandeten über alles hinweg, was sie erreichen konnten, zerstörten und brandschatzten und plünderten, doch dem Mönch gingen sie immer noch weiträumig aus dem Weg. Ich lehnte mich gegen die alte Statue von George Cohan (wer zum Teufel das auch gewesen sein mochte), und rauchte einen Zigarettenstummel zu Ende, den ich auf der Straße gefunden hatte. Mein Rücken schmerzte, weil ich so lange gestanden hatte. Es war ein herrlicher Tag, sonnig und klar. Ein perfekter Tag, um seine eigene Heimatstadt in Schutt und Asche zu legen.
    Häuserblock um Häuserblock rückte der SSD vor und sorgte für ›Ordnung‹. Die Cops hatten die Lufthoheit, dazu hatten sie zahlreiche Sturmtruppen auf dem Boden abgesetzt, und so war das alles hier nur noch eine Frage der Zeit. Der Aufstand war seit etwa zwölf Stunden im Gange, würde in vermutlich zwölf weiteren Stunden wieder niedergeschlagen sein, und mir tat jeder Einzelne Leid, der in den ärmeren Bereichen der Stadt eingekesselt wäre, sobald die ›Ordnung‹ wieder hergestellt war. Bei Strafaktionen ging der SSD immer recht gründlich vor.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite zerschmetterte die Meute gerade die Schaufenster eines der Upper-Class-Geschäfte, in denen die Wohlhabenden einkauften. Erschreckend schnell ging ein SSD-Schweber in Position, und schon ließ sich an dünnen Kabeln ein Sturmtruppen-Team zu Boden gleiten. Ich zog mich zurück, verschwand wieder in den Schatten. Es regte die System-Bullen immer auf, wenn jemand aus ihren Reihen ums

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