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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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mich tatsächlich von den Füßen. Zu meiner großen Überraschung wurde ich stetig in die Höhe gezogen. Nach wenigen Sekunden fiel ich auf die feuchten, geborstenen Straßen von Newark. Ich blickte zu Marin auf. Da stand er und grinste mich an; er hatte ein TS angelegt – es schmerzte in den Augen, ihn auch nur anzusehen. Das TS ließ seinen Kampfanzug in der Nacht schimmern, und es wirkte, als schwebe Marins Kopf körperlos in der Luft.
    Um die Hüfte hatte er ein Kabel gewickelt. Ich blickte an Marin vorbei und sah, dass mitten auf der Straße ein glänzender SSD-Schweber ohne jegliche Markierungen stand, die Positionslampen brannten noch. Das Kabel war an einer Winde am Heck des Schwebers befestigt. Der Dreckskerl hatte sich selbst – und damit auch mich – mit dieser Winde einfach von diesem Kanaldeckel fortziehen lassen!
    Ich ließ das Kabel los, während Marin sich mit einer raschen Bewegung abkoppelte; sobald das Kabel schlaff wurde, wickelte die Winde es säuberlich auf. »Kommen Sie, Mr Cates. Ihre Freunde brauchen noch einen Augenblick, bis sie aus den Abwasserkanälen herauskommen, und es wäre mir lieber, wenn man mich hier nicht zu Gesicht bekommt. Ich nehme Sie mit.«
    Ohne eine Entgegnung abzuwarten, wandte Marin sich ab und stapfte auf den Schweber zu. Keuchend lag ich auf dem schlammigen, geborstenen Gestein, klatschnass bis zu den Schultern. Meine Beine zitterten, und ich hatte das Gefühl, ich würde mir jeden Moment in die Hose machen. Ich kam zu dem Schluss, dass ich, wenn es mir nicht irgendwie gelungen wäre, den Kanaldeckel aufzustoßen und mich hochzuziehen, noch ungefähr fünfzehn Sekunden hätte leben dürfen – und das war nicht übertrieben. Vielleicht hätte ich noch einen der Sturmtruppen erledigen können, mit unverschämt viel Glück sogar zwei. Aber ich hätte niemals zwei Sturmtruppen und Moje erwischt.
    »Was ist mit Moje?«, keuchte ich und zwang mich wieder auf die Knie.
    »Ich persönlich mache mir wegen Colonel Moje nicht allzu große Sorgen. Steigen Sie ein! Für mich ist es politisch bedeutsamer, hier nicht gesehen zu werden, und Ihrem Ruf wird es durchaus zuträglich sein.«
    Ich kämpfte mich auf die Beine, schlurfte zittrig zum Schweber hinüber und verließ mich darauf, dass es Moje nicht ganz so einfach fallen würde, aus den Abwasserkanälen von Newark herauszukommen.
    Es war ein kleines Fahrzeug, gerade groß genug für zwei oder drei Personen und ein wenig Ausrüstung. Ich kletterte ins Cockpit und setzte mich neben Marin. Hinter mir versiegelten sich die Türen vollautomatisch. Das Innere dieses Schwebers war makellos sauber. Da saß ich nun, tropfnass und stinkend, und ich war wütend auf mich selbst, dass ich etwas so Perfektes, so Wunderschönes derart beschmutzte.
    Marin setzte den Schweber in Bewegung, und dann stiegen wir einer Seifenblase gleich zum Himmel empor. Ich spürte fast überhaupt nichts. Der SSD verfügte über die beste Tech. Kieth mochte ja darüber spotten, dass alles immer schon zwei Jahre veraltet war, aber der unerschöpfliche Nachschub des SSD an perfekt funktionierender Tech war einfach atemberaubend, gerade im Vergleich zu dem rostigen, notdürftig zusammengeflickten Scheiß, mit dem ich mich herumschlagen musste. Diesen Schweber hier zu betrachten, das war, als blinzle man in die Sonne – eine Sonne aus Macht und Reichtum.
    »Wohin, Gates? Möglich ist alles, was ungefähr in dieser Gegend liegt. Diese Einheit hier kann uns nicht quer durch das Land bringen, und große Wasserflächen können wir auch nicht überqueren, aber so lange es im Rahmen bleibt, kann ich Sie überallhin bringen.«
    Ich blickte ihn an. Marin neigte den Kopf zur Seite, als lausche er jemandem auf dem Rücksitz, dann lächelte er -da war es wieder, dieses unvermittelte Grinsen. Gerade eben noch hatte er mit zusammengekniffenen Augen ins Nichts gestarrt, und im nächsten Augenblick strahlte er regelrecht.
    »Cates, Sie sind jetzt einer meiner Mitarbeiter – na ja, mehr oder weniger zumindest. Ich habe Ihnen doch gesagt, ich würde Sie im Auge behalten und Ihnen helfen, wo immer ich kann. Moje, dieser arrogante Arsch, ist stinkfaul, und er organisiert sich auf offiziellem Dienstweg des SSD Teams für diese Extra-Abenteuertouren, die nicht ganz im gesetzlichen Rahmen liegen. Ich war durch Zufall gerade in der Gegend, deswegen dachte ich, ich schaue mal vorbei. Und da unten war ihre Thermo-Signatur so deutlich zu erkennen wie ein Leuchtfeuer – aber eben unter

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