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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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lebte plötzlich in einer Welt, in der unsichtbare winzige Roboter Menschen auffraßen, einer Welt, in der System-Bullen auf meine Vorschläge eingingen und sich fragend an mich wandten, einer Welt, in der praktisch jeder, den ich jemals gekannt hatte, entweder tot war oder jetzt gegen mich kämpfte. Ich konnte mich auf überhaupt nichts mehr verlassen.
    Falls sich Kieth tatsächlich an Bord versteckte und bereits auf die Geräte Zugriff, dann vertraute er ganz offensichtlich niemandem. Ich musste also davon ausgehen, von diesem kahlköpfigen kleinen Scheißer ständig beobachtet zu werden. Folglich durfte ich nichts sagen, was ihn irgendwie beunruhigen könnte.
    »Colonel, ich gehe davon aus«, sagte ich langsam, »dass sich, wenn wir Mr Bendix erst einmal unter Kontrolle haben, irgendwie von selbst ergeben wird, wie es danach weitergeht.«
    Hense kniff die Augen zusammen und starrte mich an. Dann wackelte sie nur kurz mit den Augenbrauen und wandte den Blick ab. »Da ich mich niemals mehr als nur ein paar Schritte von Ihnen entfernen kann, ohne dass meine Gesundheit sofort Schaden nimmt, sehe ich mich gezwungen, Mr Gates, Ihre Meinung für wichtig zu halten, solange Sie sich noch aus eigener Kraft bewegen können.« Eine Augenbraue immer noch gehoben schaute sie mich erneut an. »Wenn Sie sich nicht frei bewegen könnten, dann könnte ich Sie mir einfach auf den Rücken schnallen, und damit wäre das Problem gelöst.«
    Ich nickte. »Aber …«
    Der Plastiksprengstoff an der Cockpit-Luke detonierte; eine sonderbar gedämpfte Explosion, die für eine Sekunde jegliche Luft und jeglichen Schall aus der Kabine zu saugen schien. Lautlos rückten mehrere Sturmtruppen vor; ihr vorsichtiger, geduckter Watschelgang wirkte gleichzeitig sehr geschmeidig und regelrecht unheimlich. Einige Sekunden lang war überhaupt nichts zu hören. Schweigend standen der Großteil der Sturmtruppen, Happling, Hense und ich da und warteten ab. Nach einigen Sekunden schaute ich wieder zu Hense hinüber.
    »Aber …«
    Schreie waren aus dem Cockpit zu hören. Zahlreiche Stimmen gleichzeitig ergaben eine Kakophonie, in der man unmöglich einzelne Sätze oder auch nur Worte verstehen konnte. Ein Sturmtruppler wurde durch die immer noch rauchende Luke hindurch in unsere Richtung geschleudert: Einen Moment lang wirkte es, als könne erfliegen. Dann krachte er schmerzhaft hart auf das Deck, stieß einen gequälten Laut aus und rollte mit schlaffen Armen und Beinen Hense genau vor die Füße. Der Colonel blickte auf den Mann hinab, starrte ihn einen Moment lang nur schweigend an, dann versetzte sie ihm mit der Fußspitze einen leichten Stoß gegen den Kopf.
    »Aufstehen!«, sagte sie schroff. »Sie sind nicht verletzt. Stehen Sie auf, verdammt noch mal!«
    Der Kerl stöhnte, doch er setzte sich tatsächlich mit langsamen Bewegungen auf und kam dann wieder auf die Beine. Er humpelte zu seinen Kameraden hinüber. Dort erteilte Happling mit unfassbar raschen Handzeichen zahllose Befehle, während er mit fester, ruhiger Stimme zum Cockpit des Schwebers hinüberrief: »Hören Sie, Mr Bendix! Wir nehmen Sie in Gewahrsam. Niemand hier will Ihnen etwas zu Leide tun, bloß weil Sie ein seelenloser Bürohengst sind, der liebend gerne Cops in verdammt gefährliche Gebiete aussendet, obwohl er selbst noch nie im Leben eine Waffe in der Hand gehabt hat. Wir beschlagnahmen außerdem diesen Schweber, Mr Bendix«, schloss Happling, die Hand zur Faust geballt, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Wir können das hier ganz sanft erledigen oder auf die harte Tour.«
    Als der Qualm sich langsam verzog, konnte ich in der Cockpit-Luke eine Gestalt erkennen, und im gleichen Moment gingen die Sturmtruppen unter Happlings fröhlicher Anleitung in Position.
    »Ach Scheiße!«, brachte ich gerade noch hervor, dann riss mir irgendetwas den Boden unter den Füßen weg, und ich wurde durch die Luft geschleudert. Absolut gleichzeitig duckten sich die Cops und stoben dann auseinander, fast als würde sich ein Organismus ganz gezielt in seine einzelnen Zellen aufspalten. Als ich der schmalen Luke näher und näher kam, machte ich mich so klein wie möglich, um meinen Kopf zu schützen. Meine Beine krachten gegen ein Schott, als ich durch die Öffnung gerissen wurde. Im selben Moment spürte ich, dass ich mir etwas gebrochen hatte: Ein sonderbar dumpfer, zugleich schützender und alles erstickender Schmerz durchzuckte mein Bein – das sich augenblicklich anfühlte

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