Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche
wie Wackelpudding – und breitete sich dann langsam über den Rest meines Körpers aus.
Als ich die Luke passiert hatte, schlug ich hart auf dem Deck auf. Bevor ich noch reagieren konnte, krallten sich Finger in mein Haar, wuchteten mich auf die Beine und rissen mir dabei die halbe Kopfhaut ab.
»Hense, ich schlage vor, dass Sie sich sofort zurückziehen, verdammt, es sei denn, Sie wollen das Leben von Mr Cates und seinen kleinen Robot-Helfern riskieren, und …«
Allmählich war ich es leid, für jeden hier den Gefangenen spielen zu müssen. Ich stemmte mein unverletztes Bein fest auf den Boden, griff über meine Schulter hinweg und beugte mich in einer fließenden Bewegung – bei der mein Rücken in tausend Teile zerbarst nach vorne, kniete mich auf den Boden, brachte Bendix so aus dem Gleichgewicht und schleuderte ihn aufs Deck.
Für den Kampf mit Telekinese-Psionikern gab es keine Spielregeln, also erfand ich an Ort und Stelle eine: Wenn man ihn erst einmal am Boden hat, darf man ihn nicht wieder aufstehen lassen. Man musste ihn davon abhalten, sein Gleichgewicht wiederzufinden und einen in die Luft zu befördern.
So schnell mein lahmes Bein das zuließ, drehte ich mich herum und ließ mich auf ihn fallen. Die Schwerkraft riss mich rasch genug in die Tiefe, um Bendix die eine oder andere Rippe zu brechen. Aus Leibeskräften heulte der Mann auf, trat wild um sich und versuchte mit den Armen zu wedeln. Ich hob meinen bleischweren Arm und rammte ihn dem Psioniker mitten ins Gesicht, zielte dabei auf die halb verheilte Narbe. Zur Belohnung bekam ich einen zweiten Schrei zu hören, also machte ich das Gleiche noch einmal. Spaß machte mir das nicht. Im Gegensatz zu manchem anderen Revolverhelden konnte ich mich wirklich nicht daran ergötzen, andere zu Klump zu prügeln – ich hatte selbst einfach schon zu oft Prügel eingesteckt. Jedes Mal, wenn ich auf Bendix einschlug, brannte meine Brust aufs Neue, als würden Splitter meiner Rippen nach und nach das ganze Gewebe zerreißen, sodass mein Blut überallhin strömen konnte – im Inneren meines Körpers. Ich erinnerte mich daran, wie Happling und sein Spießgeselle im purpurnen Anzug mich erst vor wenigen Tagen bearbeitet hatten.
Das hier war nichts Persönliches – es war rein geschäftlich. Bendix war ein Psioniker und hätte mich von einer Wand zur anderen geschleudert, wenn ich auch nur innegehalten hätte, um einmal tief durchzuatmen. Also machte ich genau das eben nicht. Ich donnerte ihm meine Faust ins blutüberströmte Gesicht und hämmerte weiter und weiter, solange Bendix noch stöhnte und jammerte. Als er schließlich damit aufhörte, hielt ich inne, die Hand immer noch zum Schlag erhoben. Jeder Atemzug brannte mir in der Kehle, Blut troff von meiner Hand herab.
Eine Sekunde später sackte Bendix zurück, als hätte sich der Boden unter ihm aufgetan, nur dass es die Schwerkraft war, die mir die Luft aus der Lunge sog. Ich krachte mit derart viel Schwung ins Cockpit, dass meine Zähne klapperten – und jeder einzelne angebrochene oder ganz ausgeschlagene Zahn schickte mir Schmerzen, der mich Sterne sehen ließ. Etwas Unsichtbares, Schweres stieß mich bis zur Decke, als die Sturmtruppen hereinkamen und sich vier von ihnen geradewegs auf Bendix stürzten. Dann kam mit großen Schritten Happling herein; seine Hals-und Armvenen pulsierten. Der Rotschopf blickte zu mir auf, während er den Shredder abnahm. Ein kurzer, genau gezielter Stoß mit dem Kolben der Waffe, und Bendix zuckte noch ein weiteres Mal. Dann blieb er reglos liegen, und ich stürzte aufs Deck, als hätte die Schwerkraft gerade eben bemerkt, dass ich auch noch da war. Ich landete auf meinem verletzten Bein und verbiss mir einen Schmerzensschrei. Der Schmerz war so heftig, dass ich nicht einmal atmen konnte.
»Sir!«, rief Happling zur Kabine des Schwebers hinüber. »Die Zielperson ist bewusstlos und handlungsunfähig, wie befohlen. Er ist … öhm … ein wenig schlimmer dran, als Sie sich das wohl vorgestellt hatten. Was machen wir jetzt mit dem?«
»Die Augen verbinden«, brachte ich gurgelnd heraus; ich lag auf dem Boden und atmete einfach nur ein bisschen vor mich hin. »Wenn er Sie nicht sehen kann, dann kann er Sie auch nicht durch die Gegend schleudern.« Ich war mir zwar nicht ganz sicher, dass das wirklich stimmte, aber ich erinnerte mich an Kev Gatz und an die Grenzen seiner Fähigkeit, andere zu ›pushen‹. Für mich ergab es auf jeden Fall durchaus Sinn.
Ich lag da
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