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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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runder Druckknöpfe auf. Bislang hatte ich gedacht, in diesem Kellergeschoss sei es leise gewesen. Aber hier, im Inneren dieses Fahrstuhls, erreichte die Stille ein gänzlich neues Niveau.
    Belling streckte den Arm aus und drückte auf einen der obersten Knöpfe. Mit einem beunruhigenden Beben setzte sich die Kabine in Bewegung; wir alle verloren fast das Gleichgewicht und mussten uns an den Wänden abstützen. Und dann geschah mehrere Sekunden lang überhaupt nichts mehr, und wir schaukelten nur sanft in der Dunkelheit hin und her. Mit einem trägen Scharren erzitterte die Kabine. Darin sah ich ein Anzeichen dafür, dass wir uns tatsächlich in Bewegung gesetzt hatten.
    Marko hielt sich sein kleines Gerät so dicht vor das Gesicht, dass ich schon glaubte, er wolle es verschlucken. »Das ist aber wirklich ein komplexer Gode, Mr Gates! Ich kann bloß erkennen, dass irgendwelche Datenpakete übermittelt werden. Aber ganz in der Nähe scheint sich so einiges zu ereignen. Die Nanobots senden wie verrückt Signale aus.« Er blickte zu mir auf und leckte sich über die Lippen. Sein Bart war mittlerweile ein wenig verfilzt und sah regelrecht erschreckend aus. »Bei einigem davon kann ich nur raten. Ich beziehe mich da auf die Fachartikel, die Squalor schon während seiner Jugend veröffentlicht hat, und auf einige Sachen, die ich von Kieths Arbeiten aus Europa kenne – mit ein paar Dingen davon befassen wir uns während unserer Ausbildung. Aber ich vermute … ich vermute, die Nanobots bleiben nach dem biologischen Tod ihrer Wirtskörper vollständig funktionsfähig und übernehmen die Steuerung der Atmung.« Eine Sekunde lang starrte er mich an, dann zuckte sein Kopf zur Seite. »Die atmen, und das Blut wird auch wieder zur Zirkulation gebracht. Die Leute werden krank, sie sterben, und dann sorgen die Nanos dafür, dass sie … zurückkehren.«
    Ein Schauer durchfuhr meinen ganzen Körper. »Wozu?« »Mr Kieth«, sagte Belling mit seiner melodiösen Stimme, die mühelos die Finsternis durchdrang, »nannte das Phase zwei. Squalor kann keine weiteren Mönche mehr anfertigen. Selbst wenn er noch eine Hand voll intakter, ungenutzter Gehäuse zur Verfügung hätte und selbst wenn er sämtliche Müllhalden des gesamten Systems nach ausgebrannten Gehäusen durchsuchte, die sich vielleicht noch wiederverwenden ließen, hat er doch nicht mehr die Möglichkeit, neue Konvertiten zu finden. So wie ich Kieth verstanden habe, bringen diese Nanos einen also um – zumindest sorgen sie für den Hirntod. Und dann sorgen die dafür, dass man sich wieder aufrichten und durch die Gegend spazieren kann. Und dann nehmen die Auferstandenen miteinander Kontakt auf und bilden so die Grundlage für einen neuen Kollektiv-Verstand.« Ich hörte, wie sein Mantel raschelte, als Belling mit den Achseln zuckte. »Und schon sind wir fertig: Mönche, die sich vermehren können.« »Verdammte Scheiße«, entfuhr es Lukens leise.
    Eine Sekunde lang standen wir alle nur schweigend da. Ich verstand sehr wohl, warum Belling die Fliege gemacht hatte: Bei Kev und seiner fröhlichen Mönchs-Bande musste es ziemlich hoch hergehen, und es klang nicht gerade so, als sei die Unsterblichkeit, die man ihm angeboten hatte, auch nur ansatzweise das, was sich mein alter Kampfgefährte darunter vorgestellt hatte.
    Wieder erzitterte die Fahrstuhlkabine, und kurz spürte ich einen Schwerkraft-Ruck, als uns metallisches Kreischen erneut fast das Trommelfell zerriss. Der Aufzug schlingerte, beruhigte sich wieder, schlingerte erneut und kam schließlich ruckartig zum Stehen. In der engen Kabine schien uns die völlige Stille fast zu erdrücken. Wir warteten ab, suchten nach dem geringsten Anzeichen dafür, dass es doch noch weitergehen würde.
    »Ach verdammt«, murmelte Marko.
    »Mannomann«, hörte ich Lukens murmeln.
    »Geduld«, flüsterte Belling und wedelte gelassen mit der Hand.
    Wenn das hier eine Falle ist, dachte ich, wenn Belling mich noch einmal verarschen will, dann passiert’s hier und jetzt. Ich widerstand dem fast übermächtigen Bedürfnis, die Funktionstüchtigkeit meiner Waffe zu überprüfen, einfach nur, um sie mit allen Fingern zu spüren. Stattdessen umklammerte ich den tröstlich realen Griff. Mir war heiß, in meinem Schädel drehte sich alles, und das unablässige, enervierende Kratzen in meiner Brust war zu einem Brennen angewachsen, das mir ganz und gar nicht gefallen wollte. Ich konnte mir die winzigen Dreckskerle in meinem Inneren richtig

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