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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Meter zurücklegte und dicht hinter Terries trat. Dann berührte ich mit meiner Waffe sanft seinen Rücken und legte ihm die Hand auf die Schulter. Anfänger packen ihre Zielpersonen immer am Hals oder legen den Arm um die Schulter. Das fühlt sich sicherer an, weil man die Zielperson dann scheinbar fest im Griff hat. Aber in Wirklichkeit verschafft das der Zielperson einen Vorteil. Und wenn diese Zielperson auch nur ein kleines bisschen Talent hat oder hinreichend geistesgegenwärtig ist, dann kann sie einen über die Schulter werfen oder einen abrollen lassen, und dann wirbelt sie herum und rammt einem selbst ein Messer in den Bauch, während man sie noch fassungslos und mit weit aufgerissenen Augen anstarrt. Es ist immer besser, sich seiner Zielperson nicht zu sehr zu nähern.
    Terries erstarrte. »Nicht stehen bleiben«, sagte ich leise. »Einfach weitergehen. Sehen Sie den Mann mit der lächerlichen Frisur – da drüben, neben Ihrer Haustür? Der wird Sie sofort über den Haufen schießen, wenn Sie nicht weiter in seine Richtung marschieren!«
    Man musste dem Mann zugutehalten, dass er sich sehr rasch von diesem Schreck erholte und tatsächlich weiterging. »Ich habe keinen Credit-Dongle dabei«, erklärte er.
    »Scheiß auf Ihren Credit-Dongle, Doc«, gab ich zurück und nickte Jabali zu. »Wir wollen nur mit Ihnen reden. Machen Sie sich keine Sorgen, ich weiß aus einer gut unterrichteten Quelle, dass Sie ebenfalls mit mir reden wollen!«
    »Ach ja?« Die Stimme des Mannes klang sehr melodisch, fast schon beruhigend, selbst hier und jetzt, wo er nicht mehr tat als flüstern. »Und wer sind Sie?«
    »Avery Gates, Doc«, antwortete ich. »Sie haben gestern ein paar Gorillas ausgeschickt, die mich einfangen sollten. Es tut mir leid, dass ich die alle umbringen musste.«
    Der Mann geriet ins Schwanken, und Befriedigung, ein sehr gemeines Gefühl, durchfuhr mich. »Was ist denn los, Doc? Ich dachte, Sie wollten mit mir reden.«
    Wir erreichten die Eingangstür, vor der Jabali durchaus glaubwürdig den ›hartgesottenen Burschen‹ mimte. »Ach Mr Gates«, sagte Terries leise und klang plötzlich sehr alt und gebrechlich, »Sie haben mich gerade umgebracht.«

IX
    Tag fünf:
    Avery Cates, der Weltenzerstörer
     
     
    »Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn ich mir etwas zu trinken nehme, Mr Cates?«, fragte Dr. Terries mit tonloser Stimme. »Sie sollen natürlich auch einen Drink bekommen, wenn Sie das möchten.«
    Jabali blickte mich über die Schulter hinweg an, und ich nickte. Er trat zur Seite, und Terries betrat sein Apartment. Er tat das mit langsamen Schritten, als müsse er sich für jede Bewegung aufs Neue konzentrieren. Ich schaute ihm zu, wie er auf eine gläserne Hausbar zuging, neben dem großen Fenster, das fast die gesamte Rückwand des Zimmers einnahm. Von dort aus hatte man freie Sicht auf ›The Rock‹, der sich hoch über die Straßen erhob. Wir konnten sogar die winzigen Punkte der Schweber erkennen, die ständig über dem Dach in der Luft standen – da wurden wirklich wichtige Leute nach ›Cop Centrah gebracht oder wieder abgeholt. Terries entnahm der Hausbar drei schlichte Gläser und goss in jedes davon zwei Finger breit einer klaren farblosen Flüssigkeit. Dann drehte er sich zu uns herum, die Gläser in den Händen.
    »Wodka«, erklärte er. »Echter Wodka. Gutes Zeug.« Ich starrte ihn an, mein Gesicht völlig ausdruckslos, und er lächelte.
    »Soll ich aus jedem Glas einen Schluck nehmen, Mr Cates? Glauben Sie wirklich, ich hätte einen Grund, vergiftete Gläser in meinem Haus aufzubewahren, nur für den Notfall? Ich bin Wissenschaftler, um Gottes willen!«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Wir haben es hier mit dem System zu tun, Dr. Terries«, gab ich zurück. »Und wir sind in New York.«
    »Ah ja«, sagte er, hielt mit der einen Hand zwei Gläser fest, setzte mit der anderen das dritte an die Lippen und leerte es mit einem Zug. »Ich verstehe.« Er stellte das leere Glas zurück auf die Hausbar, ging dann, in jeder Hand ein Glas, zu einem bequemen schwarzen Ledersessel hinüber und ließ sich schwerfällig hineinfallen.
    Ich ging zur Bar hinüber. Der ganze Raum schien nur aus Leder und Glas zu bestehen: ein harter Kontrast aus Schwarz und farbloser Klarheit. Der Raum war lichtdurchflutet, die Wände sauber und weiß – geradezu schmerzhaft weiß. Mir juckte die Haut bloß vom Hinsehen. Das also machte Dr. Terries mit seinem Geld. So einen Scheiß machte er damit.
    Die Bar

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