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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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war gut bestückt, auch wenn ich die weitaus meisten Flaschen nicht kannte. Neugierig nahm ich eine Flasche nach der anderen in die Hand, schraubte den Deckel ab und schnüffelte vorsichtig. »Sie scheinen nicht gerade glücklich zu sein, mich zu sehen, Dr. Terries.«
    »Ich war noch nie so unglücklich, Mr Cates.«
    »Ich dachte, Sie wollten mich sehen. Sie haben schließlich extra ein paar der Regierungs-Wunderknaben ausgeschickt, die mich einsacken sollten.«
    Einen Moment lang herrschte völliges Schweigen. Ich fand eine Flasche Gin, und der vertraute medizinische Geruch heiterte mich ein wenig auf. Ich nahm die Flasche aus dem Regal, drehte mich zum guten Doktor um und hielt inne. Sein Gesicht war aschfahl und wirkte regelrecht eingesunken.
    »Ich hätte es besser wissen müssen«, murmelte er leise. Diesen Tonfall kannte ich. Es gab nur ein paar Reaktionen, wenn ich irgendwo auftauchte und jemandem eine Waffe gegen die Rippen presste. Manche Leute wurden wütend, stießen Drohungen aus, von denen sie genau wussten, dass sie sie niemals in die Tat würden umsetzen können. Andere wurden sehr kreativ und boten mir irgendwelche Deals an. Andere wiederum wurden nur unendlich müde, gaben auf, setzten sich irgendwo hin und ließen es einfach geschehen. Ich war immer der Ansicht gewesen, Letztere seien die Klügsten. Schließlich wusste ich genau, dass mich keine Drohung der Welt von meinem Vorhaben abbringen würde und man mir auch keinen Deal vorschlagen konnte, der mich wie auch immer anspräche.
    »Man hätte Sie an einen sicheren Ort bringen sollen, Mr Cates. In eine extra verstärkte Zelle, abgeriegelt, luftdicht, ganz nach Vorschrift für Katastrophenszenarien. Ich hätte nicht näher als fünf Meter an Sie herankommen müssen. Aber ich hätte es wissen müssen: Sie haben schon so viele Leute umgebracht, sind schon seit so langer Zeit aktiv – natürlich haben Sie Mr Shockley umgebracht. Natürlich haben Sie alle umgebracht.« Aus seinen grauen Augen blickte er mich an und lächelte jetzt fast. Ich verabscheute sein Gesicht, verabscheute dieses subtile Mienenspiel. »Sie werden alle umbringen. Und anscheinend werde ich der Erste in der Reihe sein.«
    Ich lächelte und nickte, hob die Flasche und trank einen tiefen Zug daraus. Jabali stand da, ganz der gute Soldat, gänzlich reglos, aber wachsam und mit völlig ausdrucksloser Miene. Der Gin war sehr mild, und so trank ich gierig, genoss das brennende Gefühl in der Magengrube. »Naja«, keuchte ich, nachdem ich geschluckt hatte und die Flasche ein wenig sinken ließ, »vielleicht bringe ich Sie ja gar nicht um. Ich möchte mir nur anhören, was Sie zu sagen haben. Ich möchte wissen, was hier vor sich geht.«
    Terries leerte das zweite Glas und setzte dann, ohne zu zögern, auch das dritte an die Lippen. Er drehte sich zur Seite und stellte die Gläser vorsichtig auf den glänzenden Steinfußboden zwischen seine Füße. Dann ließ er sich in seinen Sessel zurücksinken. »Mr Gates, ich wage mich jetzt einmal so weit vor zu behaupten, dass fast alle Leute, mit denen Sie in den letzten Tagen zu tun hatten, mittlerweile tot sind.«
    Ich kniff die Augen zusammen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Jabali mich scharf anschaute, doch ich erwiderte den Blick nicht. Ich zögerte. Meine Instinkte rieten mir, jetzt gar nichts zu sagen – hier ging es darum, selbst Informationen zu erhalten, nicht irgendetwas zu verraten. »Ja«, sagte ich dennoch, »aber nur Shockley und Konsorten können Sie mir anrechnen.«
    Terries schüttelte den Kopf und vollführte eine abwehrende Handbewegung. »Sie abzuholen war ein Versuch, die Quelle des Ganzen auszumerzen, Mr Gates. Ein verzweifelter Versuch noch dazu. Mir war bewusst, dass ich damit Mr Shockley opfern würde.«
    Ich nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. Doch ich vermutete inzwischen, dass dieses Zeug keinerlei Effekt auf mich haben würde. Mein Herz hämmerte, jeder einzelne Muskel meines Körpers war bis zum Zerreißen gespannt.
    »Ich bin ein gebildeter Mann, Mr Gates«, sagte der Doktor plötzlich und schloss die Augen. »Während Idioten wie Sie vor dreißig Jahren damit beschäftigt waren, die Städte in Schutt und Asche zu legen, war ich mit hochkomplizierten Arbeiten befasst, die vielleicht die Welt hätten verändern können. Ich war ein Schüler von Miles Amblen. Ich habe mich mit hochkomplizierten Arbeiten befasst!« Er öffnete die Augen wieder und schaute mich an. Jetzt wirkte er aufrichtig erbost. »Ich

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