Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
Mitarbeiter sind aufgefordert, bis auf Weiteres an Ort und Stelle zu bleiben. Der Luftverkehr wird eingestellt, etwaige Freigaben werden ausschließlich durch das Büro Director Marins persönlich erteilt. Bitte melden Sie sich bei Ihren jeweiligen Vorgesetzten, um weitere Anweisungen zu erhalten! Achtung … «
    Die Nachricht wurde wiederholt, dabei wurde die Stimme allmählich leiser. Marko blickte sich um. Erst jetzt fiel mir auf, wie buschig seine Augenbrauen waren. »Sieht ganz so aus, als wäre es zu spät«, sagte er.

XV
    Tag sechs:
    der leibhaftige Tod strömte mir aus allen
    Poren, aber allmählich hellte sich
    die Lage ein wenig auf
     
     
    »Oh Scheiße«, murmelte Hense und legte den Kopf ein wenig zur Seite. Es war das erste Mal, dass ich sie auch nur geringfügig irritiert erlebte, und empfand es als sonderbar beunruhigend. System-Cops sollten nicht wirken, als seien sie aufgeschmissen. Für sie öffneten sich Türen wie von Geisterhand, Schweber tauchten plötzlich auf, um sie abzuholen, Dutzende von Sturmtruppen mit ihren kopfschmerz-induzierenden Tarnsystemen, die stets ihre Umgebung widerspiegelten und sie für das bloße Auge fast unsichtbar wirken ließen, fielen auf ihr Geheiß hin einfach vom Himmel. System-Cops murmelten nicht einfach ›Scheiße‹, so wie andere Idioten, wenn sie denn in irgendeine Zwangslage kamen.
    Hense blickte zu Marko hinüber. »Packen Sie weiter! In einer Minute legen wir los. Happ«, sagte sie und schaute den Captain an. »Waffen.«
    Marko nickte; die Augen in seinem haarigen Gesicht waren die Verkörperung schierer Verzweiflung. Doch er setzte sich sofort in Bewegung, ging an mir vorbei, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Ich lehnte mich gegen den nächststehenden Ausrüstungsstapel und blickte den Colonel an. »Haben Sie eine Zigarette?«, fragte ich. Im Laufe der letzten Jahre hatte ich es mir leisten können, mir Kippen zu kaufen, und so hatte ich mich daran gewöhnt. Das Alarmsignal war jetzt nur noch ein hartnäckiges Flüstern irgendwo im Hintergrund – man konnte sich darauf konzentrieren, wenn man es wollte, aber man konnte es auch lassen.
    Hense blickte mich nicht an. Sie schob die Hand in die Tasche und zog ein verbeultes Metalletui hervor, warf es mir in einer genau berechneten Bewegung zu. Ich öffnete das Etui und fand darin ein kleines silbernes Feuerzeug und zu meiner großen Überraschung zehn perfekte kleine Sargnägel, noch aus der Zeit vor der Vereinigung. Sie waren gottverdammte dreißig Jahre alt, aber irgendein wunderbares Genie hatte sie aufbewahrt und beschützt und sie dann auf dem Schwarzmarkt verscherbelt – für fünftausend Yen. Das Stück. Drei davon nahm ich heraus, schob mir eine zwischen die Lippen, die beiden anderen in die Tasche. Dann zündete ich mir die Zigarette an, schloss das Etui wieder und warf es der Frau zu, ohne ein Wort zu sagen. Sie blickte nicht einmal auf, als sie es geschickt auffing und dann wieder in ihrer Tasche verschwinden ließ.
    »Mr Marko?«, fauchte sie.
    »Eine Minute noch!«, rief er zurück, und das rechnete ich dem jungen Burschen hoch an. Er hatte gerade miterlebt, wie seinem Techie-Kollegen mitten ins Gesicht geschossen worden war. Und jetzt wurde er doch tatsächlich einfach frech! Entweder war er einer dieser Genies mit Hirnschaden, die zwar im Kopf irgendwelche Algorithmen zu dekodieren vermochten, aber ohne Anleitung nicht einmal allein atmen konnten; oder er hatte deutlich mehr Mumm in den Knochen, als ich ihm zugetraut hatte. Auf jeden Fall war ich der Ansicht, dass sich seine Überlebenschancen gerade eben deutlich verschlechtert hatten: von Schauen wir mal zu Vergiss es. Einer der System-Bullen hier würde ihn letztendlich erwürgen.
    Endlich kam Marko aus den Tiefen seines Labors zurück und zerrte den schwarzen Sack hinter sich her. »Erwarten Sie von mir, ohne H-Zellen auf einen Einsatz zu gehen? Meinen Sie vielleicht, wir könnten die Schwierigkeiten, die uns statische Elektrizität bereiten kann, einfach loswerden, indem wir die Hände aneinanderreihen, verdammt?«
    Hense machte eine ausladende Handbewegung. »Nach Ihnen, Mr Marko«, sagte sie übertrieben höflich – und diese übertriebene Höflichkeit hätte den Techie zu Tode erschrecken müssen.
    Ich sog den Zigarettenrauch in die Lungen, als der junge Bursche an mir vorbeistapfte und mir dabei einen finsteren Blick zuwarf. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, eine plötzliche Bewegung zu machen, einfach nur um zu

Weitere Kostenlose Bücher