Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
Vom Netzwerk:
gelegt. Darauf stand ein großer Würfel aus einem klaren durchsichtigen Material, fast wie Glas. Ein Mann saß im Inneren dieses Würfels, der in Wirklichkeit ein kleiner Raum mit transparenten Wänden war: Es gab dort eine kleine Pritsche, einen Tisch und einen Stuhl und eine ganze Reihe verschiedener Gerätschaften, die über die üblichen schwarzen Kabel miteinander verbunden waren. Im Schneidersitz saß der Mann auf dem Boden des kleinen Würfels, erteilte einem Vid-Schirm mit trägen Handbewegungen einige Anweisungen, und das Licht des Vids spiegelte sich auf seinem kahlen Schädel und seiner unfassbar langen Nase wider.
    Ich blieb stehen und kniff erstaunt die Augen zusammen. »Ty?«
    Ruckartig blickte Ty Kieth auf, kurz zuckte reines Entsetzen über seine Miene. Dann lächelte er, ein breites Grinsen, das Erleichterung und Freude gleichermaßen widerspiegelte.
    »Oh Scheiße«, sagte er mit rauer, kratziger Stimme. »Oh Scheiße ist Ty froh, Sie zu sehen, Mr Gates.«

XX
    Tag acht:
    Ty sinniert über das Ende
    der Welt
     
     
    Einen Moment lang vermochte ich nichts anderes zu tun, als den Techie nur anzustarren. Ty sah genauso aus wie beim letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte – das war Jahre her. Damals hatte er gerade New York verlassen wollen. Wie immer war sein Schädel völlig kahl. Angeboren war das nicht, ich konnte mich erinnern, auf diesem Schädel zumindest einmal Haarstoppeln gesehen zu haben, auch wenn sich Ty bei der erstbesten Gelegenheit sofort den Schädel rasiert hatte. Seine lächerlich riesige Nase wackelte hin und her. Sie schien sich ganz von allein zu bewegen, schien dem kleinen Techie immer eine oder zwei Sekunden voraus zu sein und nur darauf zu warten, dass er sie einholte. Ty trug lose geschnittene, farblose Kleidung, die man ganz offensichtlich nicht eigens für ihn angefertigt hatte. Raus aus New York, um hier in diesem durchsichtigen Würfel zu leben, aha.
    »Ty«, sagte ich und spürte, dass sich Happling hinter mir im Schatten bewegte wie Glut bei einem Windstoß, »dahinten steht ein riesiger Cop, der dich liebend gern erschießen würde. Du musst uns einen guten Grund geben, das nicht zu tun, und das rasch.«
    Wie Tys Gesicht in sich selbst zusammenfiel, hatte fast schon etwas Komisches. Doch nun zeigte es eine Grimasse des Schreckens. »Heißt das, Sie sind nicht gekommen, um Ty zu retten?«
    »Ach Scheiße«, erwiderte ich, legte die Stirn in Falten und lauschte dem Echo meiner eigenen Stimme, das von diesen hoch aufragenden Wänden zurückgeworfen wurde, »warum zum Teufel sollte ich hierherkommen, um dich zu retten?«
    »Das ist er also?«, dröhnte Happling, trat hinter mir auf den Mittelgang, den Shredder im Anschlag, die Nackenmuskulatur so angespannt, dass die einzelnen Muskelstränge hervortraten wie straff gespannte Kabel. »Das ist also das fantastische Genie Ty Kieth, dass diese gottverdammten Nano-Bazillen zusammengebastelt hat?«
    Ich drehte mich zu dem Cop um, richtete die Waffe bewusst weiterhin auf den Kirchenboden, doch ich war jederzeit bereit, sie zum Einsatz zu bringen. Happling schaute mich nicht einmal an. Starr waren seine blutunterlaufenen Augen auf Kieth fixiert, als wolle er versuchen, den kleinen Techie mit reiner Willenskraft zu vernichten. »Das ist er«, sagte ich und trat einen Schritt zur Seite, um ihm den Weg zu versperren. »Und ich muss einen Augenblick mit ihm reden.«
    Der riesige Cop schwang den Shredder seitwärts, sodass er geradewegs auf meine Brust gerichtet war, und ging weiter, ohne den Schritt auch nur zu verlangsamen. »Geh zur Seite, Arschloch!«
    Ich hatte schon gesehen, wie Shredder-Gewehre sich durch Zementwände gefräst hatten. Ich hatte gesehen, wie Shredder-Gewehre Dutzende von Menschen in winzige Stückchen zerfetzt hatten. Also trat ich zur Seite und wirbelte wieder zu Ty herum.
    »Ich hab’s dir ja gesagt«, erklärte ich. »Ty, leider legt Captain Happling hier auf meine Meinung keinen gesteigerten Wert. Es ist durchaus möglich, dass er dich erschießt.«
    Ty hob die Hände und klopfte mit den Fingerknöcheln gegen das Glas. »Ist egal, Mr Cates. Dieser Würfel ist kugelsicher.« Wieder blickte er auf. »Hat Ty das richtig verstanden? Haben Sie ›Bazillen‹ gesagt, Officer?« Nun blickte mich der Techie mit weit aufgerissenen Augen an. »Sind Sie krank?«
    Happling war bis an den Glaswürfel herangetreten und begutachtete ihn nun angestrengt. Mit den Fingerspitzen fuhr er über die Oberfläche, um sich der

Weitere Kostenlose Bücher