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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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meinem Magen zusammen, beißend sauer und schwer. »Aber ich denke, dann werden wir dich umbringen müssen. Und das jetzt sofort, verdammte Scheiße.«
    Einen Augenblick lang herrschte völlige Stille in dieser Kirche. Keiner von uns bewegte sich, jeder war wie erstarrt, schien sogar den Atem anzuhalten. Diese Säureblase in meinem Innersten platzte, und ich fühlte mich mit einem Mal unendlich müde und völlig erschlagen. Ich wollte Ty nicht töten. Ty war harmlos – unter normalen Umständen. Aber das Universum hatte dafür gesorgt, dass Ty in der ganzen Welt immer weiter entsetzlichen Schaden anrichtete, solange er lebte, und jetzt sollte ich ihn einfach hinrichten? Ich war nur noch angewidert – von den Cops, von der ganzen Welt, sogar von mir selbst.
    Ty riss die Augen auf, und er versuchte vor der Seitenwand seines Würfelgefängnisses zurückzuweichen. Dabei stolperte er über die eigenen Beine und landete heftig auf dem Hintern. Trotzdem bewegten sich seine spindeldürren Arme und Beine einfach weiter. Einen Augenblick lang schien er hilflos auf der Stelle zu kriechen, dann kroch er rücklings immer weiter und stieß dabei einige seiner Geräte um. »Mr Cates!«, stammelte er fassungslos. »Ty muss protestieren!«
    Beschämt wandte ich den Blick ab. »Marko«, sagte ich ruhig, »meinst du, du kommst irgendwie in diesen Würfel rein?«
    Marko blinzelte mehrmals und schaute mich dann ungläubig an. »Wir sollen Ty Kieth umbringen? Dieser Mann ist ein Genie! Was denn, wollen Sie etwa jedes Genie umbringen, dem wir zufällig begegnen, Mr Cates?«
    Ich packte den jugendlichen Techie am Hemd, zog ihn dicht zu mir heran und verkrampfte die Finger um den Stoff seiner Kleidung noch enger, bis die ersten Knöpfe abrissen. Marko stieß einen Schmerzensgrunzlaut aus, als ich ihn gegen meinen Oberkörper prallen ließ und dann ein wenig in die Höhe riss, um ihm genau in die Augen blicken zu können. Dann presste ich ihm auch noch meine Waffe gegen die Schläfe – was für Leute wie Marko wahrscheinlich hoffnungslos übertrieben war. Aber mir stand eben der Sinn danach, es hoffnungslos zu übertreiben. Vor meinem geistigen Auge sah ich, wie Gleason unsichtbare Monster einatmete, die sich dann sofort daranmachten, jede einzelne Zelle ihres Körpers zu zerreißen und zu zerschneiden. Ich sah, wie sie brannte. »›Avery Gates, der Genie-Killer‹, das klingt nicht sonderlich gut, Mr Marko«, sagte ich. »Kommen Sie in diesen Würfel rein oder nicht? Wenn nicht, dann habe ich nämlich nicht mehr allzu viel Verwendung für Sie.«
    Dieses Mal riss Marko die Augen weit auf, sodass man sie in seinem behaarten, schweißüberströmten Gesicht richtig deutlich erkennen konnte. Ich spürte einen Luftzug, als Hense sich hinter mir bewegte, wirbelte herum und duckte mich gerade rechtzeitig, um einem Schlag ihrer Hand auszuweichen. Unsanft beförderte ich Marko genau zwischen den Colonel und mich. Trotzdem gelang es der Frau, mir sehr nahe zu kommen, und schon spürte ich ihre Waffe genau in meiner Magengrube.
    »Mr Marko gehört zum SSD, Mr Gates«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Lassen Sie ihn los!«
    Ich rührte mich nicht. Wenn Tys Tod das Ende dieser Seuche bedeutete, dann war ich für Colonel Hense plötzlich nicht mehr wichtig, und das bedeutete, dass es sehr wahrscheinlich war, dass das Letzte, was ich in meinem Leben zu sehen bekäme, Happlings schwere Stiefel wären. »Colonel Hense, wir haben eine Abmachung, ja?«
    Einen Moment lang starrte sie mich schweigend an. Ich wusste, dass sie darüber, was das hier alles bedeutete, ebenso nachdachte wie ich. Schließlich nickte sie knapp. »Wir haben eine Abmachung, Mr Cates.« Ihr Blick fiel auf Marko, der zitternd in meinen Armen hing. Aus seinen Poren rann der Schweiß, als hätte jemand den Techie an einen Wasserschlauch angeschlossen. »Kommen Sie in diesen Würfel hinein?«
    »V-v-verdammte Scheiße«, stotterte Marko hektisch. »Vielleicht.«
    »Versuchen Sie’s!« Wieder blickte mich Hense an. »Lassen Sie ihn los, Cates!«
    Ich wartete noch eine Sekunde lang ab, dann nickte ich, trat ruckartig einen Schritt von Marko zurück, der beinahe auf seinem Arsch gelandet wäre und es nur mit Mühe schaffte, noch das Gleichgewicht zu halten. Einen Moment lang stand er da und rieb sich die Brust. Mit einer einladenden Bewegung deutete Hense mit ihrer Waffe auf den Glaswürfel. »Versuchen Sie’s, Mr Marko! Es geht hier um Menschenleben!«
    »Machen Sie’s auf, Marko«, sagte

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