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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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ich, »damit wir ihn umbringen können.«
    Ty traten die Augen fast aus den Höhlen, während er mit offenstehendem Mund hektisch zwischen mir, Hense und Marko hin und her schaute. Selbst in der Dunkelheit konnte ich erkennen, dass er mir etwas sagen wollte, und ich schloss die Augen. Ich konnte Ty nicht anblicken, nicht einmal nach all dem, was mit Glee geschehen war. Ich kannte Ty. Ich hatte schon früher Leute umgebracht, die ich gekannt hatte, aber ihn konnte ich einfach nicht anschauen. Ty war doch völlig harmlos, verdammte Scheiße! Das war unfair. Das war gegen die Regeln. Von mir wurde hier verlangt, gegen die einzige Regel zu verstoßen, die jeder in meiner Welt respektierte: Man bringt keine Leute um, die es nicht verdient haben. Die meisten Leute, die ich gekannt hatte, legten dabei den Begriff ›verdienen‹ so weitläufig aus, dass man den ursprünglichen Sinn des Wortes kaum noch erahnen konnte, aber für mich selbst galt das nicht. Das war mir völlig klar – und Ty verdiente es einfach nicht, zu sterben.
    »Das kann ich leider nicht zulassen, Avery.«
    Das war nicht Tys Stimme, und sie erklang auch hinter uns. Gleichzeitig wirbelten Hense und ich herum und gingen in die Hocke, die Waffen im Anschlag. Ich starrte in das Halbdunkel, und eine Sekunde lang war ich nicht in der Lage, mich zu bewegen.
    In jeder Hand eine seiner nickelbeschichteten Roons stand im hinteren Teil der Kirche, ganz nahe dem Eingang, Wa Belling.

XXI
    Tag acht:
    die gute alte ›Mord GmbH‹
    höchstpersönlich
     
     
    Keiner von uns rührte sich. »Man hat mir gesagt, du wärst tot«, sagte ich langsam. Ich erinnerte mich an die Stimme, die ich über das Funkgerät gehört hatte. Sie hatte völlig bescheuert und hirnlos geklungen: Der auch. Er nicht hier, der Alte.
    Wa hatte sich einen majestätischen silbernen Vollbart wachsen lassen. Doch seine Augen waren so hart und ausdruckslos wie immer. »Ich wünsche dir auch einen guten Tag, Avery. Hast du vielleicht eine Träne um mich vergossen? Bitte senken Sie Ihre Waffen!«
    Wa Belling war vielleicht der beste Revolverheld im ganzen System -auf jeden Fall der beste in diesem Gebäude. Falls ich tatsächlich durch den möglicherweise letzten noch lebenden Dúnmharú ums Leben kommen sollte, würde ich mit der Waffe in der Hand sterben und Gleiches mit Gleichem vergelten. Kurz blickte ich zu Hense hinüber und schaute dann wieder Belling an. Der Colonel wirkte lediglich ein wenig verärgert.
    »Wallace Belling, der sich gelegentlich als ›Cainnic Orel‹ ausgibt«, sagte sie. »Ich muss zugeben, für mich sieht ein Drecks-Revolverheld aus wie der andere.«
    Ich öffnete schon den Mund, um Wa einen schlauen Spruch entgegenzuschleudern. Da aber schrie plötzlich Ty hinter uns auf.
    »Du miese Drecksau!«, kreischte er und klang ein wenig gedämpft durch die dicken, kugelsicheren Wände, die ihn umgaben. »Du hast mir diesen Job hier verpasst! Du hast mich hier reingezogen! Du Drecksau, du miese Drecksau …«
    »Mr Kieth«, sagte Wa mit einem kalten, unglücklichen Lächeln auf den Lippen. »Jetzt beruhigen Sie sich doch wieder! Sie wollen doch nicht, dass Ihnen noch eine Ader platzt, nachdem Sie sich schon derartige Mühe gemacht haben, Ihr eigenes Leben zu verlängern.«
    »Wa«, sagte ich und widerstand dem Bedürfnis, nach Happling zu schauen, der sich hier irgendwo im Schatten herumdrücken musste, um sich in Position zu bringen. »Warum?«
    Belling rührte sich nicht, schaute mich nicht an, sondern behielt weiterhin das gesamte Kirchenschiff unter Beobachtung. »Jetzt stell dich doch nicht blöder an, als du bist – die haben mich bezahlt! Willst du etwa so tun, als wärst du nur aus altruistischen Gründen hier? Rettest du mal wieder die Scheiß-Welt, ja? Rettest du hier die Welt, Avery?«
    Die Finger um den Griff meiner Waffe verkrampften sich. »’S ist doch ’n ziemlicher Unterschied, ob man den ›Bösen Buben‹ gibt oder die ganze Welt umbringt, Wa. Und das machst du für Yen?« Ich war wütend. Ich wollte den alten Kerl packen, wollte ihn zusammenschlagen, bis er endlich vor Schmerzen schreien würde. Du hast Glee umgebracht, wollte ich ihm ins Gesicht brüllen. Sie war doch erst fünfzehn!
    »Für Yen?«, wiederholte Belling und verzog abschätzig die Lippen. »Doch nicht für Yen, Avery! Gerade du solltest wissen, dass es viel wichtigere Dinge gibt als Yen. Ich bin alt, und die haben mir ein reizvolles Angebot gemacht. Während ich in New York mit dir

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