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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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zusammengearbeitet habe, ist mir was Komisches passiert, Avery«, erklärte Wa und hob eine Augenbraue. »Ich war mit einem Mal alt, und ich wurde es allmählich leid, Cops abzuknallen, einfach so. Ich meine, ach verdammt, ich …«
    Belling wirbelte herum, und beide Waffen spien Kugeln in die Schatten hinter ihm, während er zum Seitenschiff der Kirche ging – nein, er schien eher in die Dunkelheit zu gleiten. Ich hatte überhaupt nichts gehört. Aber ich nahm mir nicht die Zeit herauszufinden, worum es hier eigentlich ging. Hense und ich hatten genau die gleiche Idee. Also zogen wir uns ein wenig zurück und schlichen dann quer durch diese Kirche, umrundeten das Podest in der Mitte und sorgten dafür, dass Ty Kieths Glaswürfel zwischen uns und dem Rest des Kirchenschiffs lag. Ty wirbelte herum und starrte uns an; Schweiß stand ihm auf der Stirn und durchweichte allmählich seine ganze Kleidung.
    »Mr Gates! Darf Ty Sie an unsere alte Freundschaft erinnern?«, zischte er.
    Ich beugte mich vor und legte die Stirn gegen die Glaswand. »Ich sag dir mal was, Ty: Leg dich auf den Boden und bleib einfach da, dann werde ich darüber nachdenken.«
    Er starrte mich an, bis ich eine auffordernde Handbewegung machte, und dann presste er sich tatsächlich flach auf den Boden. Uns gegenüber starrte uns Marko durch den Glaswürfel mit offenem Mund an.
    »Verdammte Scheiße«, zischte Hense. »Mr Marko, schaffen Sie Ihren fetter Arsch hier rüber!«
    Dann fielen Schüsse im Schatten am anderen Ende der Kirche, sechs oder sieben, fast gleichzeitig. Marko sprang auf und huschte los. Dann stolperte er und rutschte auf den Knien weiter, nachdem er zu hastig versucht hatte, eine Ecke zu umrunden. Henses dünner Arm schoss vor, packte den Techie und zog ihn zu sich, als bestünde er aus Papier. Sie legte ihn zwischen uns auf den Boden.
    »Ist das wirklich Wallace Belling?«, fragte Hense.
    Ich nickte. »Die gute alte ›Mord GmbH‹ höchstpersönlich.«
    »Hat er irgendwelche Ticks, die man kennen sollte?«
    Ich musste nachdenken. Tatsächlich hatte ich mich nie mit Belling angelegt. Als wir einander das erste Mal begegnet waren, hatte er mir das Gefühl gegeben, ich sei ein völlig unfähiger Tollpatsch – doch gegeneinander gekämpft hatten wir nie. Aber ich hatte mit ihm zusammen im Laufe der Jahre schon Dutzende von Auftragsmorden erledigt. Ich hatte ihn schon in Aktion erlebt. »Keine. Er ist schnell und lautlos.« Wieder sah ich vor meinem geistigen Auge Glee, so wie ich sie für alle Zeiten sehen würde – innerlich zerfressen. »Und er ist völlig herzlos«, setzte ich noch hinzu.
    Als vier weitere Schüsse fielen, dieses Mal so, dass ich in der Dunkelheit das Mündungsfeuer sah, erklärte Hense nachdenklich: »Aber er ist verdammt alt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Besser, Sie verabschieden sich gleich wieder von dem Gedanken. Ich bin alt, Colonel. Wa Belling hingegen wird immer jünger.«
    Ein weiteres Mal machte sich Hense daran, das Gebiet vor uns einer genauen Prüfung zu unterziehen. In jeder Hand hielt sie eine Waffe, die Knie hatte sie leicht gebeugt und war jederzeit einsatzbereit. Ich stand nur wenige Zentimeter neben ihr. Während ihre ganze Aufmerksamkeit nun etwas anderem als mir galt, ging mir durch den Kopf: Verdammte Scheiße, jetzt könnte ich sie erledigen. Happling war beschäftigt; Marko bereitete mir keine Sorgen – ich konnte hier sehr schnell zwei Leute loswerden, die mich nicht sonderlich mochten und die mich vor allem in ihrer Gegenwart duldeten, weil ich eine Art magische Affenpfote war, die sie vor einem grausamen Tod beschützte. Ich hingegen brauchte sie nicht, und mein Leben wäre im Ganzen ungleich einfacher, wenn sie mir nichts, dir nichts verschwänden.
    Mir wurde klar, dass sich alle meine Probleme durch ein paar weitere kaltblütige Morde lösen ließen.
    Mein Blick fiel auf die glatte dunkle Haut von Henses Hals, knapp unterhalb des Haaransatzes. Dort begann die elegant geschwungene Linie ihres Ohrs. Genau dort. Ich brauchte weniger als eine Sekunde, um zuzuschlagen. Ich hatte es schon oft gemacht, bei jedem Wetter und unter allen nur denkbaren Bedingungen. Eine Hand um ihren Körper geschlungen, für den Fall, dass sie ihre Waffen heben wollte – die System-Bullen waren schnell, und diese Frau hier gehörte unter den System-Bullen sicher zu den besonders schnellen. Dann würde ich ihr die Mündung meiner Waffe unmittelbar unter dem Ohr an den Hals pressen und einfach nur noch den

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