Sommer am Meer
altmodische Arbeitshose mit Schnallen.
Er bemerkte Virginia und hielt mit Schrubben inne. Sie sagte: „Verzeihung, ich suche Mr. Philips...“
„Er muß hier irgendwo sein... hinterm Haus, glaube ich...“
„Dann gehen wir mal nachsehen.“
Sie gingen durch ein Gatter und einen Weg entlang, der zwischen dem Bauernhaus und dem verwilderten kleinen Garten verlief, wo sie mit Eustace Pastete gegessen hatte. Eine getigerte Katze saß an einem warmen Sonnenplätzchen vor der Haustür. Cara hockte sich hin, um sie zu streicheln, und Virginia klopfte an die Tür. Schritte waren zu hören, die Tür ging auf, und da stand eine kleine rundliche Frau, in ein schwarzes Kleid gezwängt; mit ihrer bedruckten Schürze sah sie aus wie ein neu aufgepolsterter Sessel. Hinter ihr aus der Küche kam ein leckerer Geruch, die Erinnerung an ein herzhaftes Sonntagsmahl.
„Ja?“
„Ich bin Virginia Keile... von Bosithick...“
„O ja...“
Das rosige Gesicht legte sich lächelnd in Falten, die Wangen schoben sich zu zwei kleinen Knubbeln zusammen.
„Sie müssen Mrs. Thomas sein.“
„Stimmt genau... und das sind Ihre Kinder?“
„Ja. Cara und Nicholas. Es tut uns so leid, weil wir nicht früher gekommen sind, um uns bei Ihnen fürs Putzen zu bedanken, und für die Eier und die Milch und das Feuerholz und alles.“
„Ach, das war ich nicht. Ich hab bloß ein bißchen saubergemacht und gelüftet. Eustace hat das Holz hingeschafft, er hat eine Fuhre hinten auf den Traktor geladen... und da hat er auch gleich Eier und Milch dagelassen. Wir dachten, Sie hatten keine Zeit, um alles zu besorgen, bevor Sie nach London gefahren sind... es ist traurig, in ein schmutziges Heim zu kommen; das konnten wir nicht zulassen.“
„Wir wären schon früher gekommen, aber wir dachten, es war Mrs. Lingard...“
„Sie möchten Eustace sprechen, ja? Er ist hinten im Gemüsegarten und gräbt mir einen Eimer Kartoffeln aus.“ Sie lächelte auf Cara hinunter. „Magst du die kleine Miezekatze?“
„Ja, die ist süß.“
„Sie hat Junge in der Scheune. Möchtest du sie sehen?“
„Ist ihr das recht?“
„Sie hat nichts dagegen. Kommt mit, Mrs. Thomas zeigt euch, wo's langgeht.“
Sie ging zur Scheune, die Kinder hinterdrein; sie drehten sich kein einziges Mal nach ihrer Mutter um, so begierig waren sie, die Kätzchen zu sehen. Virginia ging den Gartenweg entlang, durch ein mit Efeu überranktes Drehtürchen. Eustace' blaues Hemd war hinter den Erbsenranken zu sehen. Virginia ging hin und fand ihn beim Ausgraben einer Furche Kartoffeln. Rund und glatt wie Meerkiesel steckten sie in der schokoladenbraunen Erde.
„Eustace.“
Er blickte über die Schulter und sah sie. Sie wartete auf ein Lächeln von ihm, aber es kam keines. Sie fragte sich, ob er beleidigt sei. Er richtete sich auf und stützte sich auf den Forkenstiel.
„Hallo.“ Er sagte es, als sei er überrascht, sie hier zu sehen.
„Ich bin gekommen, um dir zu danken. Und mich zu entschuldigen.“
Er schob die Forke von einer Hand in die andere. „Entschuldigen, wofür?“
„Ich habe nicht gewußt, daß du das Holz gebracht und Feuer gemacht hast und alles. Ich dachte, es war Alice Lingard. Deswegen sind wir nicht früher hergekommen.“
„Ach das“, sagte Eustace, und sie überlegte, ob es noch etwas gab, wofür sie sich entschuldigen sollte.
„Das war schrecklich nett. Die Milch und die Eier und alles. Es sah gleich ganz anders aus.“ Sie hielt inne, aus Furcht, unaufrichtig zu klingen. „Aber wie bist du ins Haus gekommen?“
Eustace rammte die Zinken der Forke in die Erde und ging auf Virginia zu. „Wir haben einen Schlüssel hier. Als meine Mutter jungverheiratet war, ist sie manchmal drüben gewesen und hat ein bißchen für den alten Mr. Crane gearbeitet. Seine Frau war krank, meine Mutter hat das Haus geputzt. Er hat ihr einen Schlüssel gegeben, und seither hängt er bei uns an der Garderobe.“
Er blieb neben ihr stehen, sah auf sie hinunter, und plötzlich lächelte er. Seine blauen Augen zogen sich belustigt zusammen, und da wußte sie, daß ihre Befürchtungen nicht gerechtfertigt waren und er ihr nicht böse war. Er sagte: „Du hast also doch beschlossen, das Haus zu nehmen.“
Zerknirscht sagte Virginia: „Ja.“
„Mir war schrecklich zumute, weil ich all die Sachen zu dir gesagt habe und du dich so aufgeregt hast. Ich hab die Beherrschung verloren, das hätte ich nicht tun sollen.“
„Du hattest ja recht. Es war genau, was ich
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