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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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brauchte, um zu einem Entschluß zu kommen.“
    „Deswegen habe ich das Feuerholz und die anderen Sachen hingebracht. Das war das mindeste, was ich tun konnte. Du brauchst bestimmt wieder Milch ...“
    „Könnten wir nicht jeden Tag welche von dir haben?“
    „Wenn jemand kommt und sie abholt.“
    „Ich kann kommen, oder eines von den Kindern. Ich habe es vorher nicht gewußt, aber über die Felder und die Mauertritte ist es überhaupt keine Entfernung.“
    Sie machten sich auf den Weg zum Gatter.
    „Sind deine Kinder hier?“
    „Sie sind mit Mrs. Thomas Kätzchen angucken.“
    Eustace lachte. „Sie werden sich in sie verlieben, mach dich darauf gefaßt. Ein Siamkater aus der Nachbarschaft hat die kleine getigerte Mieze erwischt. So süße Kätzchen hast du noch nie gesehen.“ Er hielt Virginia das Gatter auf. „Sie haben blaue Augen und...“
    Er blieb stehen, sah über ihren Kopf hinweg, wie Cara und Nicholas langsam, vorsichtig aus der Scheune kamen, die Hände wiegend gewölbt, die Köpfe bewundernd gesenkt. „Was hab ich dir gesagt?“ sagte Eustace und schloß das Gatter.
    Die Kinder kamen den Wiesenhang heran, knöcheltief, knietief in Wegerich und großen weißen Margeriten. Und ganz plötzlich sah Virginia sie mit neuen Augen, mit Eustace' Augen, als sehe sie sie zum erstenmal. Den blonden Kopf und den dunklen, die blauen Augen und die braunen. Die Sonne flimmerte auf Caras Brille, so daß sie blinkte wie die Scheinwerfer eines kleinen Autos. Die neuen, zu groß gekauften Jeans rutschten ihnen über die Hüften, und Nicholas' Hemd hing über seinen festen, runden kleinen Popo.
    Eine plötzliche Aufwallung von Liebe schnürte ihr die Kehle zu, ihre Augen brannten von ungeweinten Tränen. Sie waren so wehrlos, so verletzlich, und aus irgendeinem Grunde kam es so sehr darauf an, daß sie einen guten Eindruck auf Eustace machten.
    Nicholas entdeckte seine Mutter. „Guck mal, was wir haben, Mami. Mrs. Thomas hat gesagt, wir dürfen sie nach draußen bringen.“
    „Ja“, sagte Cara, „sie sind ganz winzig, und sie haben die Augen...“ Sie sah Eustace hinter ihrer Mutter und verstummte, blieb auf der Stelle stehen, das Gesicht verschlossen; ihre Augen hinter ihrer Brille musterten ihn.
    Aber Nicholas kam heran. „Guck, Mami, du mußt es dir angucken. Es ist ganz pelzig, und es hat winzige Krallen. Aber ich weiß nicht, ob's ein Männchen oder Weibchen ist. Mrs. Thomas sagt, sie kann's nicht erkennen.“ Er blickte auf, sah Eustace und lächelte ihm gewinnend ins Gesicht. „Mrs. Thomas hat gesagt, sie saugen nicht mehr an ihrer Mama, die ist zu dünn geworden, sie hat ihnen ein Tellerchen mit Milch hingestellt, und sie schlabbern, und sie haben ganz winzige Zungen“, berichtete er Eustace.
    Mit seinem langen braunen Finger kraulte Eustace das Kätzchen am Kopf. Virginia sagte: „Nicholas, das ist Mr. Philips, sag schön guten Tag.“
    „Guten Tag. Mrs. Thomas hat gesagt, wenn wir eines wollen, dürfen wir eines haben, aber wir müssen dich erst fragen. Ach bitte, Mami, es ist so klein, es kann in meinem Bett schlafen, und ich kann für es sorgen.“
    Virginia hatte sämtliche klassischen Argumente parat, die Eltern vorbrachten, die in derselben Situation waren wie sie. Zu klein, um schon von seiner Mutter getrennt zu werden. Es braucht sie noch, um es zu wärmen. Wir sind nur über die Ferien in Bosithick, stell dir nur vor, wie es auf der Fahrt nach Schottland leiden würde.
    Eustace hatte den Kartoffeleimer abgestellt und ging zu Cara, die ihr Kätzchen an sich gedrückt hielt. Virginia, die mit ihr litt, sah ihn in die Hocke gehen, so daß er auf Caras Höhe war, und sachte ihre Finger lösen. „Du darfst es nicht zu eng halten, sonst kriegt es keine Luft.“
    „Ich hab Angst, daß ich es fallen lasse.“
    „Du läßt es schon nicht fallen. Es will gucken, was los ist auf der Welt. Es hat noch nie die helle Sonne gesehen.“ Er lächelte das Kätzchen an, dann Cara. Und als sie langsam zurücklächelte, vergaß man die häßliche Brille, die gewölbte Stirn und die dünnen Haare und sah nur ihren reizenden Ausdruck.
    Kurz darauf schickte er sie die Kätzchen zurückbringen. Zu Virginia sagte er, sie solle draußen in der Sonne bleiben, und er ging mit den Kartoffeln für Mrs. Thomas ins Haus, um nach einer Minute mit einem Päckchen Zigaretten und einer Tafel Schokolade wieder zu erscheinen:. Sie legten sich ins hohe Gras, wo sie schon einmal gelegen hatten, und die Kinder kamen hinzu.
    Er

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